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Landeshauptstadt: Nicht allein Tafelrunde

Das höfische Leben unter Friedrich II. als Thema einer wissenschaftlichen Konferenz

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Als „Philosoph von Sanssouci“ saß König Friedrich II. mit wenigen illustren Geistern in seiner Tafelrunde. Ein prunkvolles höfisches Leben wie in Wien und Versailles gab es unter ihm nicht. Jahrhundertelang sind auch Historiker von diesem Bild ausgegangen - es muss jedoch in Zweifel gezogen werden. Dies tun auf einer Tagung „Friedrich der Große - Hof und Familie“, die von heute bis Samstag im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) stattfindet, zwölf Wissenschaftler aus Deutschland, England und den Niederlanden - und der Koch Ronny Pietzner, der unlängst ein Buch über die Tafelkultur des Alten Fritz veröffentlicht hat.

Die Tagung ist Teil des von dem Historiker Dr. Jürgen Luh koordinierten Langzeitprojektes „Friedrich 300“, das die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten zum 300. Geburtstag des bedeutendsten Preußenkönigs im Jahr 2012 auf den Weg gebracht hat. Dazu hatte es bereits im Vorjahr eine Konferenz „Friedrich der Große 1763 - 1786“ gegeben.

Dies erhofft Luh auch von der bevorstehenden Tagung. Fest stehe, dass das im 18. Jahrhundert für die Außendarstellung ungemein wichtige höfische Leben im Preußen Friedrichs II. dem vergleichbarer Königreiche keineswegs nachstand. Es sei jedoch dezentral organisiert worden. In Berlin übernahm Friedrichs ungeliebte Gemahlin Elisabeth Christine Protokolltermine, die Ausrichtung von diplomatischen Empfängen und Jubiläumsfeiern, in Rheinsberg Prinz Heinrich die jährliche Geburtstagsfeier für den König, die anderen Brüder und der Kronprinz luden zu den offiziellen Bällen ein. Mit dem Erscheinen des Herrschers durfte gerechnet werden, allerdings verschwand er meist nach kurzer Zeit wieder. Persönlich kümmerte sich der Alte Fritz jedoch um den in Berlin mit Oper, Konzert und Ballett aufwändig gefeierten Karneval und gab nach Fertigstellung des Neuen Palais ab den 1760er Jahren dort auch selbst Staatsempfänge.

Die Tagung im HPBG, die von der Stiftung Preußische Seehandlung finanziell gefördert wird, beleuchtet nicht nur diese Seite des Hoflebens, sondern geht am Freitagabend ebenso auf seine staatspolitische Bedeutung, das Zeremoniell, die Hof- und Zentralbehörden, das Geschenkewesen und die Kunstaufträge für den Hof ein. Am Sonnabend stehen Beiträge zu „Friedrich II und die Oper“, zu den Kunsttischlern Spindler, über den Rheinsberger Hof des Prinzen Heinrich, die hohenzollernschen Heiratsstrategien und die höfischen Beziehungen zu den anhaltinischen Fürstentümern auf dem Programm. Der Abschlussvortrag lautet „Die Höfe in Wien und Versailles in der Zeit Friedrichs des Großen“.

Die Forschungen zum Alten Fritz werden in den nächsten Jahren zu den Themen „Friedrich und die Größe“ (2009), zum Kulturtransfer Preußens im europäischen Kontext (2010) sowie über Friedrichs Beziehungen zu seiner Familie fortgesetzt. Erhart Hohenstein

Die Teilnahme an der Tagung ist auf Anmeldung unter Telefon 0331/9694-304, per E-Mail s.hirsch@spsg.de oder an den Konferenztagen möglich. Beitrag je Tag 10 Euro, ermäßigt 5 Euro.

Erhart Hohenstein

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