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Nah und fern. Der Bahnsteig ist da, die Wartenden auch. Nur der Regionalzug hält einfach nicht an. Am Bahnhof Griebnitzsee kann man seit Montag nur noch am Nachmittag in Regionalzüge nach Berlin einsteigen. Am Vormittag bleibt als Alternative nur die S-Bahn. Für Pendler ist das ein Rückschritt.

©  Andreas Klaer

Regionalverkehr: Nicht einsteigen

Am Bahnhof Griebnitzsee halten vormittags kaum noch Regionalzüge. Die Pendler wurden davon am Montagmorgen überrascht - der Zug rauschte an ihnen vorbei. Informationen dazu finden sie erst ab Freitag auf der Internetseite der Bahn.

Stand:

Kurz nach 8 Uhr am Montag warten am Bahnhof Potsdam-Griebnitzsee gut zwei Dutzend Menschen auf die Regionalbahn nach Berlin. Um 8.19 Uhr kommt der vollbesetzte rote Zug – und rauscht ungebremst auf einem Nebengleis an ihnen vorbei. Die Wartenden werfen sich ungläubige Blicke zu. Einige schütteln den Kopf. Auch der Blick auf den Fahrplan macht nicht schlauer: „8.19 Uhr nach Berlin-Friedrichstraße“ steht dort geschrieben.

Gleis 5 am Bahnhof Griebnitzsee ist nicht gerade eine Drehscheibe im Regionalverkehr – aber seit gestern ist am nur halb überdachten Bahnsteig noch weniger los. Im Berufsverkehr hält hier zwischen 6.40 Uhr und 9.48 Uhr kein einziger Zug mehr. Die Deutsche Bahn hat ihren Fahrplan zum gestrigen Montag geändert. Die Züge der Regionalbahnlinien 21 und 22 aus Golm in Richtung Berlin fahren in Griebnitzsee durch (PNN berichteten). Die kurzfristige Änderung hatte die Bahn Ende vergangener Woche bekannt gegeben. Zahlreiche Fahrgäste hat sie damit überrascht. Auch die Potsdamerin Simone Kohlhausen wusste nichts von der Fahrplanänderung. Sie wollte mit dem Zug nach Charlottenburg, musste zur Arbeit und hatte es wie die meisten Wartenden am Morgen eilig. Nicht mal eine Durchsage gab es. Die Lautsprecher blieben stumm. „Warum informiert die Bahn denn nicht, wenn der Zug hier nicht mehr fährt?“, fragt Kohlhausen. Der Regionalzug sei eine gute Alternative auf dem Weg nach Berlin gewesen, sagt sie. Und schnell ist er zudem: 20 Minuten braucht er von hier zum Berliner Hauptbahnhof. Die S-Bahn braucht 31 Minuten.

Über die Änderungen werden sich Fahrgäste aber erst ab Freitag, dem 11. Januar, auf der Internetseite der Bahn informieren können. In einer Mitteilung bittet die Bahn für die verzögerte Information um Verständnis. Um die Änderungen in die Datenbank von www.bahn.de einzupflegen, sei eine Vorlaufzeit nötig, sagte ein Bahnsprecher auf Nachfrage. Der 11. Januar sei der früheste mögliche Termin. Fürs Erste wird der Halt in Griebnitzsee weiterhin angezeigt. Klickt man die Abfahrtszeit an, erscheint der Hinweis, dass es den eben angezeigten Halt gar nicht gibt. Wie PNN-Leser berichteten, wusste man auch bei der bahneigenen Info-Hotline „Kundendialog“ noch nichts von den Änderungen.

Bis Freitag sollen in Griebnitzsee noch die veralteten Fahrpläne aushängen. Vorerst wird in den Schaukästen am Bahnsteig lediglich mit einem Blatt im Format A4 auf Fahrplanänderungen bei mehreren Bahnlinien hingewiesen. Mitten im Text findet sich dann der Hinweis „ab 7. Januar nicht mehr in Griebnitzsee“. Erst mit dem Fahrplanwechsel im Dezember wurde die Verlängerung der in Griebnitzsee endenden Regionalzüge eingeführt. Gemeinsam mit dem Regionalexpress 1 fahren RB 21 und RB 22 im Berufsverkehr im 15-Minuten-Takt zwischen Potsdam und Berlin. Das neue Angebot wirkt sich für die Nutzer des Bahnhofs Griebnitzsee ohnehin nachteilig aus: Die Züge nach Potsdam halten seitdem im Berufsverkehr nicht mehr hier.

Mit dem gestrichenen Halt sollen die Züge pünktlicher werden, begründet die Bahn die Änderung. Seit Anfang Dezember hatten sich bei den Regionalzügen auf der Stadtbahnstrecke durchs Berliner Zentrum die Verspätungen gehäuft. Mehrfach endeten Züge der RB21 und 22 deshalb bereits am Zoologischen Garten.  Ein junger Mann mit Rollkoffer blieb am Montagmorgen zunächst gelassen. Er habe gerade auf dem Smartphone nachgesehen. Der nächste Zug fahre um 8.46 Uhr nach Berlin. Als der nicht kommt, hastet er zum S-Bahnsteig. Kurz danach fährt der RB 22 durch den Bahnhof Griebnitzsee mit fünf Minuten Verspätung.

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