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GESCHICHTE DES KAFFEES: Nicht so schlecht wie sein Ruf Kirschartige Früchte aus Äthiopien

Ist Kaffee ungesund? Nicht unbedingt lautet das Urteil der Ernährungsforscher

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Jetzt erst einmal eine schöne Tasse Kaffee. Das belebt und schmeckt. Aber ist es auch gesund? Seit Jahren beschäftigen sich Ernährungsforscher mit den Wirkungen des beliebten Muntermachers. Mit vielschichtigem Ergebnis. Landläufig gilt zu hoher Kaffeekonsum als Auslöser von Herz-Kreislaufkrankheiten. Was neueste Studien auch nicht unbedingt widerlegen. Sie zeigen aber vor allem auch, dass es keine einfachen Antworten gibt.

Wichtigster Inhaltsstoff des Kaffees ist neben den Geschmacksstoffen das den Kreislauf belebende Koffein. Und hier muss man dann auch schon differenzieren. Denn, wie Dr. Gisela Olias vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Bergholz-Rehbrücke erklärt, reagieren die Menschen recht unterschiedlich auf diesen Stoff. „Es kommt ein bisschen darauf an, wie wir genetisch gestrickt sind“, sagt die Biologin. Denn Menschen, die eine bestimmte Variation eines Koffein abbauenden Enzyms besitzen, können den Stoff nur langsam abbauen. „Nach dem Ergebnis einer neuen amerikanischen Studie haben Menschen, die das Koffein in der Leber nur langsam verstoffwechseln bei täglich zwei bis drei Tassen Kaffee ein 36 Prozent erhöhtes Herzinfarktrisiko“, so die Wissenschaftlerin. Über vier Tassen steigern das Risiko sogar auf rund 64 Prozent. Im Gegensatz dazu vermindert sich das Infarktrisiko bei Menschen, die Koffein schneller abbauen, bei ein bis zwei Tassen pro Tag um 22 Prozent. Ein interessantes Ergebnis. Der Haken allerdings: Niemand weiß, welcher Genotyp er ist. Einen Test dafür gibt es bislang nicht.

Dann natürlich die Frage, ob Filterkaffee oder Espresso: Ganz klar, durch die Art der Zubereitung mit heißem Wasserdampf hat der Espresso mehr Geschmack. Andererseits aber ist es offensichtlich von Vorteil, dass der Kaffeefilter bis zu 80 Prozent der fettlöslichen Bestandteile des Kaffeepulvers zurückhält. Denn darin sind die filterbaren Diterpene Cafestol und Kahweol enthalten, die im Verdacht stehen, den Cholesterinspiegel zu steigern. Was wiederum das Herzinfarktrisiko erhöhen würde. Hier liegen der Espresso und auch die French-Press-Kannen gegenüber dem Filterkaffee klar im Nachteil.

Gegen den Filterkaffee wiederum spricht, dass die wichtigste Säure des Kaffees, die Chlorogensäure bei normaler Röstung nur um 30 Prozent, bei starker Röstung aber um 70 Prozent abgebaut wird. Für Menschen mit empfindlichem Magen ist demnach der Espresso mehr zu empfehlen, denn durch die stärkere Röstung ist er magenfreundlicher.

Wem es hier schon zu kompliziert wird, der sollte vielleicht besser nicht weiterlesen. Denn Kaffee enthält auch noch Acrylamid und Furane, Stoffe die bei der Röstung entstehen und in Verdacht sind nervenschädigend bzw. krebserregend zu sein. Acrylamid – vor einigen Jahren als „Chips-Gift“ in Verruf geraten – ist wasserlöslich, eine Tasse Kaffee enthält etwa zwei Mikrogramm (Löslicher Kaffee: sechs Mikrogramm), was bei einem Grenzwert von 500 Mikrogramm pro Körpergewicht unerheblich scheint. „Allerdings muss man dies in der Summe von Acrylamid aus anderen Lebensmitteln betrachten, die man zu sich nimmt“, erklärt die Biologin Olias. „Mit Kaffee alleine kann man sich nicht vergiften.“ Das Problem der Furane ist noch weitgehend unerforscht, im Tierversuch hat der Stoff Krebs verursacht, wie er allerdings auf den Menschen wirkt ist offen. Da der Stoff fettlöslich ist, ist seine Konzentration im Espresso höher als im Filterkaffee.

Gehört der Kaffee also in den Giftschrank? Mitnichten. Dr. Gisela Olias kennt durchaus auch positive Aspekte. Erst einmal wirkt das Koffein anregend auf das Zentralnervensystem, konzentrationsfördernd und soll auch eine leicht antidepressive Wirkung haben. In geringen Mengen wird sogar die Leistungsunfähigkeit der Skelettmuskulatur gesteigert. Auch belegen neue Studien, dass Koffein die Leistungsfähigkeit von gut trainierten Sportlern vor allem im Ausdauerbereich verbessert.

Was das Thema Kaffee und Krebs anbelangt, verweist Olias auf das renommierten Linus Pauling Institute (USA), das bislang „keinen nennenswerten Zusammenhang“ zwischen Kaffee und Krebs herstellen konnte. Vor allem dann nicht, wenn in den Studien der Zigarettenkonsum, der in vielen Kaffeepausen hinzu kommt, herausgerechnet wird.

Auch haben nun Forscher am DIfE herausgefunden, dass Kaffee einen gewissen Anteil an wasserlöslichen Ballaststoffen enthält, der für die menschlichen Darmbakterien nützlich sein könnte. Forschungsergebnisse amerikanischer Studien deuten sogar darauf hin, dass Kaffeegenuss das Risiko an der weit verbreiteten Typ2-Diabetes zu erkranken senken kann. Die Datenlage der epidemiologischen Studien sei derzeit allerdings nicht eindeutig genug, um Kaffee zur Vorbeugung von Diabetes zu empfehlen. Immer wieder verweisen Forscher auch darauf, dass viele der positiven Effekte von Kaffee auf die darin enthaltenen Antioxidantien zurück geführt werden können.

Den Mythos der Entwässerung schließlich konnten Forscher vor kurzem enthärten. Nur bei Personen, die selten Kaffee trinken, wirkt das Getränk kurzzeitig entwässernd. „Der Flüssigkeitsverlust wird durch den Körper aber sehr schnell wieder ausgeglichen“, so Olias. Ihr Fazit: Kaffee ist gar nicht so schlecht wie sein Ruf. „Und wie bei allen Dingen gilt, dass die Dosis das Gift macht.“

Der Name Kaffee geht vermutlich auf das arabische Wort „qahwa“ für anregendes Getränk“ zurück. Nach einer Legende soll einst Hirten aus dem äthiopischen Kaffa aufgefallen sein, dass ein Teil der Ziegenherde, die von einem Strauch mit weißen Blüten und roten Früchten gefressen hatten, bis in die Nacht hinein munter umhersprang. Als ein Hirte selbst die Früchte des Strauchs versuchte, stellte er auch bei sich eine belebende Wirkung fest. Mönche die aus den kirschartigen Früchten einen Aufguss bereiteten, konnten fortan bis tief in die Nacht hinein beten und miteinander reden. Von Äthiopien gelangte der Kaffee vermutlich im 14. Jahrhundert nach Arabien, wo er ab Mitte des 15. Jahrhunderts geröstet und getrunken wurde. Der Kaffeeanbau brachte Arabien eine Monopolrolle ein. Die ersten Cafés in Europa sollen um 1517 in Istanbul entstanden sein. Das erste Wiener Kaffeehaus eröffnete 1683, nachdem im Kampf gegen die Türken 500 Sack Kaffee erbeutet worden waren. In Deutschland wurde Kaffee erstmals bereits 1673 in Bremen ausgeschenkt. Kix

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