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Landeshauptstadt: Nicht um jeden Preis

Ex-Verkehrsminister Stolpe warnt auf PDS-Sommerfest: Potsdam ist nicht allein

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Innenstadt - Kritisch kommentierte Manfred Stolpe (SPD) am Sonnabend die Pläne zur Errichtung des Niemeyer-Bades am Brauhausberg. Man dürfe sich bei der Finanzierung „nicht auf das Land verlassen“, so der Ex-Bundesverkehrsminister und ehemalige brandenburgische Ministerpräsident beim Sommerfest der Linkspartei.PDS im Lustgarten. Die Pläne zum Niemeyer-Bad würden in „Brandenburgs Peripherie“ als „Luxus“ wahrgenommen, erklärte Stolpe und warnte: „Potsdam ist nicht allein!“

Schon dass er zum PDS-Sommerfest erschien, kann als Überraschung betrachtet werden. Sichtlich erholt und gut gelaunt stellte Stolpe am Ende des Gesprächs mit dem PDS-Landtagsfraktionsvorsitzenden Hans-Jürgen Scharfenberg klar: „Ich habe keinen Beitrittsantrag gestellt.“ Befragt nach der Rolle der Linkspartei in Potsdam, erkannte Stolpe die PDS als „wichtigen realen kommunalen Faktor“ an und betonte, dass die Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene richtig sei.

Im Gespräch mit Scharfenberg über die Potsdamer Stadtentwicklung suchte Stolpe den Konsens. Stichwort Landtagsneubau: Scharfenbergs Kritik an der Nichtbeteiligung der Bürger am Neubauplan stimmte Stolpe zu. Der Ex-Ministerpräsident wies dann aber auch auf das Beispiel Dresdens hin, wo der Neubau der Frauenkirche erst relativ spät Rückhalt in der Bevölkerung gefunden habe. Wie Scharfenberg betonte Stolpe, dass bei der Wiedergewinnung der Mitte nun die Funktionalität im Vordergrund stehen müsse. „Barockisierende Fassaden“ an einem an den Konturen des Schlosses orientierten Landtagsneubau könne er sich vorstellen, wenn sie durch Sponsoren finanziert würden, so Stolpe. Dabei könne es sich aber nur um eine „Folgeentscheidung“ handeln. Ähnlich argumentierte Scharfenberg: Das Aussehen des Landtagsneubaus sei „nachgeordnet“. Der Landtag dürfe „nicht ins Stadtschloss gepresst“ werden.

Scharfenberg wies angesichts der Schloss-Diskussion auch auf die Wichtigkeit der Neubaugebiete hin, die zu „lebenswerten Wohngebieten“ geworden seien. Dafür sei nicht zuletzt das andauernde Engagement der PDS verantwortlich. „Oberste Priorität müssen die Menschen haben“, kam ihm sein parteipolitischer Gegner prompt zu Hilfe.

Auch beim Thema Garnisonkirche kam es nicht zum erwarteten „Duell“. Wie Stolpe befürwortete Scharfenberg die spendenfinanzierte Wiedererrichtung des Turmes als Erinnerungszentrum für den Widerstand. Den Aufbau der gesamten Kirche hingegen sahen beide skeptisch. Während Scharfenberg von einem „wahnwitzigen Vorhaben“ sprach, warnte Stolpe vor Ingangsetzen von Bauarbeiten, solange Nutzung und Finanzierung nicht klar seien.

Das Sommerfest, das zum dritten Mal im Lustgarten gefeierte wurde, war mit „deutlich mehr als 5000 Besuchern“ gut besucht, so Organisator Pete Heuer, Vorsitzender des PDS-Kreisverbandes. An insgesamt 35 Ständen informierten unter anderem das Tierheim und das Hartz-IV-Aktionsbündnis. Ex-DDR-Fußballnationalspieler Peter Ducke und Radrennfahrer Klaus Ampler gaben Autogramme. Das Durchschnittsalter des Publikums nahm gegen Abend hin zusehends ab. Dann standen die Potsdamer Band Fosbury Flop und der Berliner Sänger P.R. Kantate auf der Bühne. JaHa

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