Landeshauptstadt: Nicht unbedingt typisch
An der Universität entdecken diese Woche Schülerinnen das Fach Informatik
Stand:
Von ihrer besten Seite zeigte sich die Universität den über 100 Schülerinnen gestern, die zum Start der Sommeruni „Juwel“ ans Neue Palais gekommen waren. Vor der Cafeteria saßen schon morgens Studierende in der Sonne und schlürften Milchkaffee, in den Gängen hingen noch heimelige Aufrufe zu den Gremienwahlen: „Wir sind wie du, schubidubidu“ Und auch, was die Schülerinnen der 11. bis 13. Klasse dann im Audimax der Uni zu hören bekamen, sprach nicht gerade gegen ein Hochschulstudium.
Fünf Tage werden die Schülerinnen an der Potsdamer Uni in das Fach Informatik eingeführt. Nicht unbedingt ein Studienfach, das für junge Frauen typisch ist. Die mathematisch-naturwissenschaftlichen und die technischen Fächer der Hochschulen sind traditionell eher Bastionen der Männer. Doch die Schülerinnen sitzen gespannt da, vor sich die Stundenpläne für die kommenden Tage, ihre Erwartung scheint groß. Und sie wurde für den ersten Tag kaum enttäuscht. Hieß es doch, dass es durchaus die richtige Wahl für sie sein könnte, sich den Natur- und Ingenieurwissenschaften zuzuwenden.
Brandenburgs Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU), seit sechs Jahren schon Schirmherrin der Sommeruni, konnte auch einen ganz unkonventionellen Grund nennen, der für ein Studium der Naturwissenschaften spräche. Heute begehe sie ihren 34. Hochzeitstag. Ihren Ehemann habe sie einst im Mathematik-Studium kennen gelernt. „Ein nicht zu unterschätzender Nebeneffekt eines Studiengangs mit einem hohem Anteil junger Männer“, scherzte die Ministerin.
Aber Spaß beiseite. Von 40 000 Studierenden in Brandenburg seien immerhin die Hälfte Frauen. Dass diese in den naturwissenschaftlichen und technischen Sparten schwach vertreten sind, müsse sich ändern. Zumal hier viele zukunftsweisende Berufsfelder zu finden sind. Wanka konnte den Schülerinnen beispielsweise die Bioinformatik und die Lebenswissenschaften an der Uni Potsdam nennen. Und: Eine Hochschulausbildung eröffne größere Chancen für eine attraktiven, gut bezahlten Arbeitsplatz.
Bestes Beispiel dafür war dann Angelika Gifford von Microsoft Deutschland. Sie konnte den Schülerinnen nicht nur vermitteln, dass es Spaß mache, sich als Frau im IT-Sektor zu engagieren. Vor allem konnte sie dem weiblichen Nachwuchs versichern, dass im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie – kurz IKT – ein großes Zukunftspotenzial für Frauen stecke. Heute fehlten im Land 5000 IT-Kräfte, während die Zahl der Studierenden in dem Bereich um 24 Prozent gesunken sei. IKT bedeute nicht in erster Linie die Produktion von Soft- und Hardware. „Wichtig sind auch Ideen und die Umsetzung von Innovationen“, sagte Gifford. Man brauche auch keine Angst davor zu haben, dass Informatiker nur Männer mit dicken Hornbrillen seien, die am PC-Bildschirm kleben. Schließlich habe auch sie, ähnlich wie die Ministerin, ihren Mann in ihrem Job kennen gelernt.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: