Landeshauptstadt: Noch kein Konzept für Studio
Babelsberg-Chefs: 50 Kündigungen nur Rechengröße
Stand:
Babelsberg-Chefs: 50 Kündigungen nur Rechengröße Babelsberg - Die neuen Eigentümer von Studio Babelsberg haben sich gestern den Mitarbeitern vorgestellt. Bei einer einstündigen Betriebsversammlung wollten die Münchner Privatinvestoren Carl Woebcken und Christoph Fisser die Fragen der besorgten Belegschaft beantworten. Besser informiert über ihre Zukunft fühlten sich nach dem Treffen aber wohl nur wenige der 220 festangestellten Mitarbeiter. „Es gibt nichts Neues, sie haben noch kein Konzept“, sagte ein Beschäftigter. Woebcken und Fisser hätten zwar Fragen beantwortet – „aber wie “. Deshalb sei die Stimmung auch „nicht besser als vorher“, so eine Mitarbeiterin. Wie Betriebsratsvorsitzender Jan-Peter Schmarje sagte, hätten die neuen Eigentümer jedoch Abstand von ihrer Aussage genommen, 50 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Dies sei eine „Rechengröße“ gewesen, hätten Woebcken und Fisser, die das Studio vor drei Wochen für den symbolischen Preis von einem Euro überraschend vom französischen Konzern Vivendi gekauft hatten, den Beschäftigten versichert. Schmarje hatte vor einem derartigen Personalabbau gewarnt. Mit 50 Mitarbeitern weniger könne Studio Babelsberg sich nicht mehr als einziges Studio Europas mit komplettem Produktionsservice für internationale Filmdrehs profilieren. Dass die neuen Chefs Mitarbeiterfragen nach Arbeitsplätzen und der Zukunft der einzelnen Studio-Bereiche nicht beantworten konnten, liegt laut Schmarje daran, dass sie keinen Überblick über die Struktur des Unternehmens hätten. „Sie sind branchenfremd und kennen das Studio noch nicht“, sagte Schmarje. Dafür wollten sie sich „ein paar Monate Zeit geben“. Woebcken und Fisser hätten jedoch bestätigt, bereits seit einem Jahr mit Vivendi über den Kauf verhandelt zu haben. Auch hätten beide eingestanden, die „Medienwirkung“ ihres Einstiegs in Babelsberg unterschätzt zu haben, so Schmarje. Der Betriebsrat selbst hatte kurz nach dem Bekanntwerden des Verkaufs unter anderem in einem Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vor einer Zerschlagung des Studios gewarnt. Die neuen Eigentümer hatten sich zu diesen Befürchtungen nicht geäußert aber angekündigt, in Babelsberg weiter großes, internationales Kino machen zu wollen. Ein gutes Zeichen dafür sei, dass Woebcken und Fisser bisher alle Verträge über neue Film-Koproduktionen der Studio Babelsberg Motion Pictures GmbH abgesegnet hätten, so Schmarje. Hier würde die Akquise von neuen Filmproduktionen zunächst nicht gebremst, sagte Schmarje. Beim Konzern Vivendi will sich der Betriebsratsvorsitzende über eine Klausel im Verkaufsvertrag beschweren. Sie sichere Vivendi zu, bei allen Gesprächen der neuen Eigentümer mit den Vertretern des bisherigen Managements und den Studio-Abteilungsleitern dabei zu sein – bis zum so genannten endgültigen „Closing“ des Vertrags in rund acht Wochen. Diese „Kontrolle“ empfinde er als nicht richtig, sagte Schmarje. Ist das Studio Anfang Oktober endgültig an die neuen Eigentümer übergeben, wolle Woebcken als aktiver Geschäftsführer einsteigen und in Babelsberg präsent sein. Fisser dagegen habe angekündigt, in München zu bleiben, so Schmarje. Er wolle dort weiter als Geschäftsführer eines großen Medienstandortes arbeiten. Sabine Schicketanz
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: