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Von Hella Dittfeld: „Nun kaufen wir erst recht“

Käufer noch nicht in Krisenstimmung / Einzelhandel nennt das Kaufverhalten gut bis durchwachsen

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„Die Einzelhändler und Gastronomen erwarten ein gutes Weihnachtsgeschäft und das hat teilweise schon begonnen“, schätzt der Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg Nils Busch- Petersen die aktuelle Lage in Berlin und Potsdam ein. Es gebe viele Verbraucher, meint er, die „Nun kaufen wir erst recht“ sagen würden. Die Handelsverbandspräsidentin Karin Genrich reagiert allerdings etwas verhaltener. Sie ärgert sich über die Flut von negativen Äußerungen zur Wirtschaftslage. „Es wird im Moment aber auch gar nichts ausgelassen, was die Stimmung verdirbt“, meint sie. Das schlage schließlich doch auf das Kaufverhalten durch. Das Weihnachtsgeschäft laufe deshalb in einigen Branchen sehr langsam an. Als Optimistin fügt sie jedoch hinzu: „Liebevolle Beratung und das besondere Angebot wissen die Kunden immer zu schätzen.“

„Bei uns ist von der Finanzkrise noch nichts zu spüren“, meint der Manager des Sterncenters Stephan Raml und strahlt ungetrübte Vorweihnachtsstimmung aus. Das Sterncenter registriert im Moment eine steigende Einkaufslust und erhöhte Besucherfrequenz. Die Erwartungen an das erste Adventswochenende seien bei den Händlern groß, meint er. Schon der vergangene Sonnabend sei bei den Umsätzen besser gelaufen als im Vorjahr. Auch der Chef des Karstadt-Kaufhauses, Harald Kirchfeld, verbreitet optimistische Stimmung. Von schlechter konjunktureller Lage sei nichts zu spüren. Die Käufer schlügen vor allem bei Bekleidung und Spielwaren, aber auch bei Wohnaccessoires zu. Mit dem Geschäft der letzten Tage zeigte sich Kirchfeld zufrieden, hofft aber natürlich auch wie sein Kollege, dass die Kauflust im Advent noch steigt.

Matthias Müller, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Babelsberg, nennt das bisherige Einkaufsverhalten lediglich „durchwachsen“. Er könne noch nicht von Weihnachtsgeschäft sprechen. Es werde immer wieder nach günstigen Preisen gefragt. Die Kunden seien nicht mehr so schnell bereit, Geld auszugeben. Er glaubt, dass das Weihnachtsgeschäft schwieriger wird als in anderen Jahren. Noch könne man das aber nicht einschätzen, denn viele ließen sich Zeit mit dem Geschenkeeinkauf.

Die Potsdamer Einzelhändler und Center stehen im Vergleich zu anderen Städten dabei noch relativ gut da. Die Düsseldorfer Firma Comfort, die Geschäftshäuser und Ladenlokale in deutschen Innenstädten vermittelt, nennt Potsdam im jüngsten Städtereport „einen der am stärksten aufstrebenden Einzelhandelsstandorte in Ostdeutschland“. Zwar liege es weiterhin im Schatten von Berlin und nehme erst nach Leipzig, Dresden, Erfurt und Rostock einen Platz in der Rangliste der Einzelhandelsstandorte ein, doch mit einer Kaufkraftkennziffer von 94,9 Prozent belege es den ersten Platz in Ostdeutschland. Nach Eröffnung des Karstadt-Kaufhauses habe sich die Kundenfrequenz laut Ronald Steinhagen, Geschäftsführer der Comfort Berlin-Leipzig GmbH, in der Innenstadt ständig erhöht, so dass die City gegenüber Centern an Attraktivität gewonnen habe. Das wirkt sich offenbar auch auf die Vermietung aus. Es gibt kaum noch Leerstand bei saniertem Ladenraum. Heute ist in dem eben erst erneuerten Haus Brandenburger Straße 59 ein s.Oliver-Geschäft eröffnet worden. Ein Handyladen in der Nr. 58 folgt.

Günstig auf die Kauflust dürften sich auch die Weihnachtsmärkte auswirken, die unter der Dachmarke Potsdamer Weihnacht Touristen aus nah und fern anziehen. Touristen geben 46 Prozent ihres Geldes im Einzelhandel aus, 40 Prozent im Gastgewerbe, sagte Bettina Wedde von Potsdam Tourismus Service.

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