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OB-Wahl in Potsdam: Die wichtigsten Informationen zu den sieben Kandidierenden
Die Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) sind nah dran an den sieben Kandidaten für das Amt des Stadtoberhaupts – mit Interviews, Wahlkampfporträts und Beobachtungen. Ein Überblick.
Stand:
Der Wahlkampf geht in die Schlussphase: Nach der Abwahl von Mike Schubert (SPD) im Mai, steht in Potsdam am 21. September die vorgezogene Oberbürgermeisterwahl an. Sechs Kandidaten und eine Kandidatin stehen zur Wahl. Sollte niemand die absolute Mehrheit erreichen, kommt es am 12. Oktober zu einer Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten.
Was Sie über die Kandidierenden wissen müssen, lesen Sie hier.
Sechs Männer, eine Frau – die Kandidierenden im Überblick
Severin Fischer (SPD)
Seit 1990 stellt die SPD den Potsdamer Oberbürgermeister. Nun soll der Berliner Wirtschaftsstaatssekretär Severin Fischer das Rathaus für die Sozialdemokraten sichern.
Er sehe die Bewerbung um das höchste Amt der Stadt als „einmalige Chance“, sagte Fischer zuvor. Der 41-Jährige wolle mit seiner Familie künftig auch gern in Potsdam leben. Um Wahlkampf zu betreiben, habe er Sonderurlaub beantragt. „Ich bin mit meiner Persönlichkeit und mit meinen Erfahrungen die richtige Antwort auf die Herausforderungen“, sagte er im PNN-Interview. „Ich stelle einen Neuanfang dar.“

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Fischer arbeitete in den vergangenen Jahren für Franziska Giffey (SPD), die ehemalige Regierende Bürgermeisterin von Berlin. SPD-Mitglied Fischer war von 2018 bis 2021 im Bundesfamilienministerium unter Giffey unter anderem als Chef des Leitungsstabes und Unterabteilungsleiter tätig. Von 2021 bis 2023 war der gebürtige Franke Chef der Berliner Senatskanzlei unter Giffey als Regierender Bürgermeisterin. Seit April 2023 ist er Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe von Berlin.
Fischer wohnt seit 2008 in Berlin und zieht mit seiner Partnerin einen Sohn groß, er engagiert sich ehrenamtlich als Fußballschiedsrichter und war zwei Jahre Chef des SPD-Verbands Neukölln.
Clemens Viehrig
Die CDU will mit Clemens Viehrig die SPD-Vorherrschaft in Potsdam brechen. Der 47 Jahre alte Co-Fraktionsvorsitzende sprang ein, weil Willo Göpel seine Kandidatur aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. „Als gebürtiger Potsdamer kenne ich unsere Stadt, ihre Menschen und ihre Herausforderungen. Ich bin kein Ersatz, sondern ein Original von hier – mit einem klaren Plan für die Zukunft unserer Stadt“, sagte Viehrig. Wichtig sei die Konzentration auf das Wesentliche: „Bezahlbares Wohnen, saubere Straßen, gute Schulen, moderne Sportstandorte und eine starke Stadtmitte.“

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Viehrig ist Referatsleiter im brandenburgischen Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung und seit 2014 Stadtverordneter. Er gilt als liberalerer Vertreter seiner Partei.
In seiner Bewerbungsrede vor seiner Nominierung verwies der CDU-Kandidat auf seine vielfältigen Erfahrungen bei der Bundeswehr und im Infrastrukturministerium. Er wolle eine neue „Ermöglichungskultur“ im Rathaus schaffen, zum Beispiel Endlos-Projekte wie die Sanierung der Brandenburger Straße beschleunigen.
Dirk Harder (parteilos, für Die Linke)
Die Linke nimmt den Kampf um das Potsdamer Rathaus mit dem parteilosen Dirk Harder in Angriff. Der langjährige Stadtjugendring-Chef geboren 1967 in Potsdam, lernte nach seinem Abschluss der 10. Klasse zunächst den Beruf des Steinmetz, war danach aber in verschiedensten Bereichen der Jugendhilfe tätig.

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Ab 2001 war er Chef des Stadtjugendrings. Die Jugendaktionsfläche am Bassinplatz und das „Haus der Jugend“ in Babelsberg zählen zu Harders Erfolgen. Er setzte auch das „Freiland“-Jugendzentrum durch, das er bis Ende 2016 führte, ehe er in den Führungsstab der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt wechselte.
Teilhabe, Wertschätzung und Pragmatismus: Dafür steht Harder laut eigener Aussage. Er wolle unter anderem gegen Chancenungerechtigkeit in Potsdam kämpfen. Nun biete sich ihm die „einmalige Chance“, die Geschicke der Stadt zu lenken, sagte Harder. Dabei wolle er auf Spezialisten als Berater setzen.
Chaled-Uwe Said (AfD)
Die Potsdamer AfD hat Chaled-Uwe Said als Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Potsdam nominiert. Said wurde 1974 in Dresden geboren, hat Verwaltungswissenschaften studiert und wohnt seit 1998 in Potsdam. Von 2001 bis 2002 studierte er für ein Auslandsjahr in Russland. Seit 2017 ist er Mitglied der Potsdamer AfD.

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Nach Stationen in der Privatwirtschaft, unter anderem im Bereich Softwareentwicklung und Gaswarntechnik, ist Said seit 2024 als Fachreferent in der AfD-Landtagsfraktion tätig, zunächst für Digitalisierung, jetzt für Finanzen. Zugleich führt er die Stadtfraktion der Partei seit mehreren Jahren. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
Im Interview mit den PNN sagte er, dass er als Oberbürgermeister einen Remigrationsbeauftragten einsetzen würde. Zudem sprach er sich für einen dritten Havelübergang aus.
Michael Reichert (BVB/Freie Wähler)
Die Freien Wähler haben Michael Reichert für die Oberbürgermeisterwahl aufgestellt. Der Chef der Zwei-Mann-Fraktion verbindet laut der Partei „Fachkompetenz und unternehmerische Erfahrung mit einer bürgernahen Politik der Mitte und setzt klare Schwerpunkte für eine effiziente Verwaltung, bezahlbares Wohnen und Kostensenkungen für die Bürger“.

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Er stehe für eine schlankere und effizientere Verwaltung und den Abbau überbordender Bürokratie: „Was für mich gilt, gilt auch für die Verwaltung: Der Speck muss weg.“ Zudem setze er sich für ein Sofortprogramm für 1000 neue Wohnungen in Potsdam nach einem niedrigeren Standard ein, um die Baukosten zu senken. Auch die Wasserpreise müssten sinken, so Reichert.
Reichert, Jahrgang 1962, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Neu Fahrland. Er arbeitete unter anderem als Ingenieur beim Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, war aber auch selbstständig in Bereichen wie Computerausbildung oder E-Commerce.
Alexander Dietmar Wietschel (Die Partei)
Die Satirepartei „Die Partei“ beteiligt sich mit Alexander Dietmar Wietschel am Kampf um das Potsdamer Rathaus. Wietschel wolle „endlich mal vernünftige Dinge in der Stadt umsetzen“, teilte der Kreisverband mit. Beispielhaft genannt werden eine Reiterstaffel für das Ordnungsamt, ein Losverfahren für die Wohnungszuteilung und Baustellen nur noch mit Gestaltungswettbewerb.

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Wietschel saß für „Die Partei“ 2023/24 in der Stadtverordnetenversammlung. Laut seiner Homepage arbeitet der 56-Jährige als Kommunikationsberater und Systemischer Coach. Er engagiert sich unter anderem im Beirat für Menschen mit Behinderung und im Schlaatzrat.
Noosha Aubel (parteilos)
2023 legte Noosha Aubel ihren Posten als Potsdamer Bildungsbeigeordnete nieder, nun will sie als parteilose Kandidatin an die Spitze des Rathauses. Die Grünen, Volt, BfW und Die Andere haben ihr ihre Unterstützung zugesichert. Derzeit ist die diplomierte Pädagogin als Stadträtin für Bildung, Integration, öffentliche Dienste und Sicherheit in Flensburg (Schleswig-Holstein) tätig. Im Falle einer Niederlage wolle sie ihre Arbeit fortsetzen, sagte sie shz.de.

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Von 2008 bis 2017 leitete Aubel das Amt für Jugend, Schule und Sport der Stadt Hilden (Nordrhein-Westfalen). 2017 wechselte die 49-Jährige als Beigeordnete für Bildung, Jugend, Kultur und Sport nach Potsdam.
Auch aus Unzufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit Ex-Oberbürgermeister Schubert gab sie das Amt Anfang 2023 auf. Ehe sie nach Flensburg ging, war Aubel Geschäftsführerin der Unternehmerstiftung für Chancengerechtigkeit in Berlin. Als Oberbürgermeisterin wolle sie Politik für die Menschen der Stadt machen, sagte Aubel im Interview mit den PNN.
Die Kandidierenden im Interview
- Severin Fischer (SPD
- Clemens Viehrig (CDU)
- Chaled-Uwe Said (AfD)
- Dirk Harder (parteilos, für Die Linke)
- Michael Reichert (BVB/Freie Wähler)
- Alexander Dietmar Wietschel (Die Partei)
- Noosha Aubel (parteilos, unterstützt von den Grünen, Volt, Die Andere und dem BfW)
Die Kandidierenden im Wahlkampf
Severin Fischer (SPD) und das große Kennenlernen: Der Staatssekretär aus Berlin will für die Potsdamer SPD Oberbürgermeister werden. Das Problem: Der Franke kennt Potsdam nicht – und die Potsdamer ihn nicht. Über ein charmant geführtes Aufholrennen.
Clemens Viehrig (CDU) hat „Bock auf Potsdam“: In Potsdam geboren, in der Lokalpolitik zu Hause: Clemens Viehrig will für die CDU Oberbürgermeister werden. Schafft er den Wechsel im seit 35 Jahren sozialdemokratisch geführten Rathaus?
Chaled-Uwe Said und die AfD-Strategie: Chaled-Uwe Said hat eine eindeutige politische Position. Doch im Potsdamer OB-Wahlkampf gibt sich der AfD-Kandidat gemäßigt. Am Infostand trifft er auf Fans und Abweisung. Eine Beobachtung.
Dirk Harder hört zu – ein Tag mit dem parteilosen Linke-Kandidaten: Dirk Harder war über Jahrzehnte eine wichtige Stimme für Jugendinteressen in Potsdam. Mit seiner Kandidatur als Oberbürgermeister für die Linke hat er viele überrascht. Was bewegt ihn?
„Popolist“ Michael Reichert provoziert – ein Tag mit dem Freie-Wähler-Kandidaten: Michael Reichert wirbt mit nackten Hintern und großen Versprechen. Als erster OB-Kandidat von BVB/ Freie Wähler muss er auf sich aufmerksam machen. Ob das gelingt?
Die Partei und ihr Spaßmacher – ein Tag mit Kandidat Alexander Wietschel: Die Partei setzt auf Satire. Mit OB-Kandidat Alexander Wietschel schickt sie einen Spaßmacher ins Rennen. Doch der spricht oft sehr ernsthaft über wichtige Themen.
Noosha Aubel will zurück an die Arbeit – ein Tag mit der einzigen Kandidatin: Noosha Aubel verließ die Potsdamer Verwaltung 2023, weil sie sich als Beigeordnete blockiert fühlte. Jetzt will sie als parteilose Oberbürgermeisterin zurückkehren. Ihren Wahlkampf führt sie mit System und Elan.
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