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Schmutzig. Viele schädliche Emissionen kommen aus dem Auspuff.

©  Andreas Klaer

Feinstaub in Potsdam: Oberhalb des Grenzwertes

Bei der Verminderung von Luftschadstoffen wie Stickstoffdioxid kommt Potsdam kaum voran. Trotz Pförtnerampeln sind die Belastungen vor allem in der Zeppelinstraße unvermindert hoch

Stand:

Potsdam steuert darauf zu, auch in diesem Jahr Grenzwerte für die Belastung mit Luftschadstoffen nicht einhalten zu können. So zeichnet sich insbesondere beim giftigen Stickstoffdioxid ab, dass der relevante Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter in der Zeppelinstraße erneut überschritten wird. Nach den Werten des Umweltbundesamtes für die ersten sechs Monate 2013 liegt der Mittelwert an dieser stark belasteten Ausfallstraße bei gut 47 Mikrogramm. Das entspricht dem Jahresdurchschnitt von 2012. Auch in der Großbeerenstraße wurde der Wert von 40 Mikrogramm im Durchschnitt in vier von sechs Monaten überschritten – der Halbjahresschnitt liegt nur wegen eines außergewöhnlich niedrigen Wertes im Juni unter dem Grenzwert. Die Belastung mit dem Gas ist erkennbar auf den Straßenverkehr zurückzuführen, denn die abseits von Hauptverkehrsstraßen gelegenen Messstationen am Bassinplatz und in Groß Glienicke erfassten teilweise Belastungen, die nur einem Drittel der Messwerte in der Zeppelinstraße entsprachen.

Auch beim Feinstaub tritt die Stadt auf der Stelle. Nach den Daten des Umweltbundesamtes ist der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter bis einschließlich Freitag in diesem Jahr in der Zeppelinstraße 18-mal und in der Großbeerenstraße zwölfmal überschritten worden. Erlaubt sind 35 Überschreitungen im Jahr. Im vergangenen Jahr gab es in der Zeppelinstraße an 28 Tagen einen höheren Mittelwert als 50 Mikrogramm. Ein Teil der Feinstaubbelastung lässt sich lokal nicht beeinflussen: Die Partikel aus Kohlekraftwerken oder in der Landwirtschaft aufgewirbelter Staub wird über weite Strecken transportiert. Allerdings hat der Straßenverkehr auch hier einen entscheidenden Anteil. Wie sich an den sogenannten Hintergrundmessstationen zeigt. So wurde der Tagesmittelwert in Groß Glienicke nur an sieben Tagen und und am Bassinplatz nur an zehn Tagen überschritten.

Schlechte Luft ist an Potsdams Hauptverkehrsstraßen nichts neues: Deshalb versucht die Stadt seit Mitte April 2012, der Luftverschmutzung mit einem System aus 50 Messstellen und 30 computergesteuerten Ampeln zu begegnen. Die Verkehrssteuerung wurde vom Land mit 2,3 Millionen Euro gefördert. Auf mehreren Einfallsstraßen wird der Verkehrsfluss dosiert, wenn die Schadstoffbelastung steigt. Die Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, etwas gegen die Schadstoffbelastung zu unternehmen.

Doch die Pförtnerampeln entfalten ihre Wirkung offenbar sehr unterschiedlich: Während es auf der B 1 nach Geltow, häufiger Staus gab, greift die umweltorientierte Verkehrssteuerung in der Behlertstraße anscheinend besser. Im Juni hatte die Verwaltung mitgeteilt, dass sich Staus und zähfließender Verkehr dort mehr als halbiert haben. Die Belastung mit Stickoxiden und Feinstaub sei entsprechend gesunken. „Die Effekte zur Verstetigung des Verkehrs werden in der Behlertstraße besser sichtbar“, teilte Stadtsprecher Markus Klier am Freitag mit. Zu aktuellen Vergleichszahlen konnte die Stadtverwaltung am Freitag jedoch keine Auskunft geben.

Erfolge kann die Stadt gut gebrauchen: Erst im Februar hatte die EU zum zweiten Mal eine Fristverlängerung genehmigt. Spätestens 2015 müssen nun die Grenzwerte eingehalten werden. Wenn nicht, rechnen Experte mit Klagen von betroffenen Einwohnern.

Auch die Ozonwerte sollen in den nächsten Tagen weiter ansteigen. Die sommerlichen Temperaturen begünstigen die Entstehung des Gases. Nach einer Prognose des Landesumweltamtes soll der Ozonwert am Wochenende zwischen 80 und 134 Mikrogramm liegen. Erst ab 180 Mikrogramm muss die Öffentlichkeit amtlich informiert werden. Ganz unbedenklich ist die aktuelle Belastung dennoch nicht: Langfristig soll der Ozonwert 120 Mikrogramm als Acht-Stunden-Mittelwert nicht überschreiten.

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