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US-Forscher halten hohe Vitamin-E-Dosen für schädlich / DIfE-Forscher raten von Vitamin-Präparaten ab

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US-Forscher halten hohe Vitamin-E-Dosen für schädlich / DIfE-Forscher raten von Vitamin-Präparaten ab Von Mandy Schneider Schönheit, Gesundheit und ein langes Leben, das versprechen die Hersteller von Vitaminpillen. Mit Erfolg, wie eine Studie zeigt: Jeder dritte Deutsche konsumiert heutzutage so genannte Nahrungsergänzungsmittel. Eine sinnvolle Investition in die Gesundheit? Nicht immer. In einer kürzlich abgeschlossenen Studie kommen Edgar R. Miller und seine Kollegen der Universität Baltimore zu dem Schluss, dass die zusätzliche Einnahme von Vitamin E das Sterberisiko erhöht. Bereits die tägliche Einnahme einer Kapsel mit 400 Internationalen Einheiten (I.E.) – 268 Milligramm – erhöht das Sterberisiko um zehn Prozent. Oft sind in Präparaten 400 Milligramm, vereinzelt sogar bis zu 800 Milligramm Vitamin E enthalten. Mengen die unter 200 I.E. liegen, könnten hingegen nützlich sein. In ihrem Projekt verglichen die Mediziner 19 klinische Studien aus den Jahren 1994 bis 2004. Insgesamt wurden in der Metastudie, Daten von 136 000 Patienten analysiert, die Vitamin-E-Kapseln einnahmen. Viele griffen zu dem Vitamin, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Entstehung von Krebs vorzubeugen. Denn es verhindert das Verklumpen von Blutplättchen und unterstützt das Immunsystem. Außerdem wirkt es als Antioxidant, das bedeutet es schützt die Zelle vor freien Radikalen und den besonders schädlichen Sauerstoffradikalen. Diese entstehen durch Stoffwechselvorgänge oder werden aus der Umwelt aufgenommen. Theoretisch sollten Antioxidantien unser Erbgut vor den Radikalen schützen und so Mutationen und damit Krebs vorbeugen. Eine Verminderung des Krebsrisikos durch Vitamin E oder andere Vitaminpräparate konnte aber bisher nicht belegt werden. Wieso die Überdosierung des Vitamin E in einem erhöhten Sterberisiko resultiert ist bisher nicht geklärt. Am Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam Rehbrücke (DIfE) forscht Prof. Regina Brigelius-Flohé an dem Molekül des Vitamins und dessen Rolle in physiologischen Prozessen. Ein Grund für das erhöhte Sterberisiko, sieht die Forscherin in der Funktion der Substanz. Es verhindert das Verklumpen der Blutblättchen. „Bei einer Überdosierung könnte dieser Effekt so stark werden, dass vermehrt Hirnblutungen entstehen und Schlaganfälle auftreten.“ Die Forscherin und andere Experten sind sich darüber einig, dass die zusätzliche Einnahme von Vitamin E oder Multivitaminpräparaten für den Durchschnittsbürger völlig überflüssig ist: „Personen, die sich ausgewogen ernähren, werden keinen Mangel an Vitaminen oder Mineralien erleiden“, sagt sie. Auch sei unser Essen noch nie so reich an Nährstoffen gewesen wie heute. Ohne zusätzliche Vitaminpräparate nehmen wir täglich 6 bis 10 I.E. des Vitamins zu uns. „Und diese Menge ist ausreichend.“ Nur Menschen die an einer Herzkrankheit oder Stoffwechselstörung leiden, hätten einen höheren Bedarf. Auch andere Studien belegen: Vitaminpräparate schaden mehr als sie nützen. In einer Studie entdeckten Forscher, dass Überdosierungen von Vitamin A die Gesamtsterblichkeit sowie die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Dies betraf vor allem das Beta-Carotin, einer Vorstufe des Vitamins. Besonders für Raucher ist die Einnahme von Beta-Carotin gefährlich. Bereits in den 90er-Jahren stellten finnische Wissenschaftler fest, dass diese Raucher ein bis zu 20 Prozent höheres Risiko haben, an Lungenkrebs zu erkranken. Wer trotz aller Warnungen der Experten nicht auf die Einnahme von Zusatzpräparaten verzichten möchte, sollte dabei einiges beachten. So ist bei Vitamin E und anderen fettlöslichen Vitaminen, wie Vitamin A, die gleichzeitige Aufnahme von Fetten wichtig. „Diese Vitamine können sonst nicht vom Darm aufgenommen werden“, so Brigelius-Flohé. Ohnehin sei es besser bei der Versorgung nicht auf Zusatzpräparate zurückzugreifen, sondern die Vitamine mit ihren natürlichen Trägern aufzunehmen. Denn es gibt mehr als 100 weitere Stoffe in Obst und Gemüse. Wahrscheinlich entfaltet sich die gesunde Wirkung erst durch die Kombination mehrerer Substanzen. Außerdem enthalten die Nahrungsmittel neben Vitaminen auch Mineralstoffe und andere, zum Teil noch unbekannte Stoffe die zu unserer Gesundheit beitragen. Die wasserlöslichen Vitamine, wie Vitamin C, H und die zwölf B Vitamine sollten dagegen mit reichlich Flüssigkeit aufgenommen werden. Die Gefahr einer Überdosierung und damit Schädlichkeit ist bei diesen nicht gegeben. „Die überschüssigen Vitamine werden vom Körper nicht gespeichert, sondern einfach ausgeschieden.“ Die Expertin empfiehlt fünf Mal täglich Obst und Gemüse zu essen. Denn Schädigungen durch Übermäßigen Verzehr sind bei diesen natürlichen Vitaminträgern im Gegensatz zu künstlichen Vitaminen nicht bekannt.

Mandy Schneider

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