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Sport: Offen für neue Herausforderungen

Potsdams Erfolgs-Rudertrainerin Jutta Lau feiert heute ihren 50. Geburtstag, sprang kürzlich vom Himmel und denkt über neue berufliche Perspektiven für sich nach

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Potsdams Erfolgs-Rudertrainerin Jutta Lau feiert heute ihren 50. Geburtstag, sprang kürzlich vom Himmel und denkt über neue berufliche Perspektiven für sich nach Von Michael Meyer In der vergangenen Woche ist sie nahe Gransees in 4000 Metern Höhe aus dem Flugzeug gesprungen. „Das war toll. Du entspannst dich, denkst an nichts und genießt einfach“, erinnert sich Potsdams Ruder-Erfolgstrainerin Jutta Lau, die heute ihren 50. Geburtstag feiert, an ihren ersten Fallschirm-Tandemsprung. Jutta Lau ist offen für neue Herausforderungen, war es schon immer. 1968 ging sie aus dem heimatlichen Wustermark an die damalige Kinder- und Jugendsportschule in Brandenburg/Havel – als Speerwerferin. Doch zwei Jahre später, im September 1979, stieg sie erstmals ins Ruderboot. „Ich hatte damals zwei Vorteile: Zum einen wurde Frauenrudern gerade neu aufgebaut, zum anderen war ich durch die Leichtathletik sehr vielseitig.“ Rasche Erfolge gaben der jungen Athletin recht: Im Juni 1971 wurde sie schon Dritte der DDR-Jugendmeisterschaften, später folgten Spartakiade- und DDR- Meisterschaftssiege, 1974 – gleich in ihrem ersten Jahr bei den Frauen – dann der erste Weltmeistertitel. Dem folgten bis 1980 zwei weitere WM-Goldmedaillen und zwei Olympiasiege in Montreal und Moskau jeweils im Doppelvierer. Dann war Schluss, wechselte die Skullerin die Seiten, wurde aus der Spitzenruderin die spätere Spitzentrainerin. „Vielleicht war es aus heutiger Sicht ein bisschen früh, schon mit 24 Jahren aufzuhören, aber ich dachte: Das reicht“, meint Jutta Lau heute. Sie coachte zunächst Potsdamer Nachwuchs, ehe sie 1984 ihre Arbeit im Frauenbereich aufnahm. Und auch das mit wachsendem Erfolg. Bis heute führte sie ihre Schützlinge unter anderem zu zehn Olympiasiegen und 18 Weltmeistertiteln, womit sie die erfolgreichste Skull-Trainerin der Welt ist. 2000 wurde die Skull-Bundestrainerin in Potsdam zur „Brandenburgerin des Jahres“ gekürt, 2001 vom Ruder-Weltverband zur „FISA-Trainerin des Jahres“. „Ich mag keine Orden und Plaketten, aber diese Anerkennungen zum richtigen Zeitpunkt taten mir sehr gut“, sagt die heutige Jubilarin dazu. Dass sie selbst von all den Erfolgen ihrer Ruderinnen nichts Bleibendes in den Händen behielt, sieht sie gelassen. „Das ist für mich kein Problem. Ich freue mich jetzt, wenn meine Sportlerinnen Medaillen bekommen, und sehe damit meine Arbeit das Jahr über bestätigt“, meint Jutta Lau, die sich derzeit im Keller ihrer neu bezogenen Doppelhaushälfte in Babelsberg eine kleine Ecke mit ihren selbst erkämpften Trophäen gestaltet. Ihre beiden Olympia-Goldmedaillen sind natürlich dabei. „Ich habe aber auch noch einige alte Urkunden und sogar meine erste Leichtathletik-Medaille bei einer Kreisspartakiade.“ Heute früh nun wird Jutta Lau fünfzig, und sie beginnt diesen Geburtstag hin zu nehmen. „Anfangs war es schwierig, aber je näher der Tag rückt, ab dem man eine Fünf schreiben muss, desto mehr akzeptiere ich es“, sagt sie. „Ich hoffe, wir haben am Mittwoch viel Spaß beim Feiern – und dann bin ich darüber hinweg.“ Ihr heutiges Geburtstagsfest nicht nur mit Mutter Ruth (77) und der Familie ihrer Schwester Ingrid (55) stellte sie unter das Motto „Revue meiner Olympischen Spiele“ – soll heißen: „Ich habe alle eingeladen, die bei Olympia mit mir im Boot saßen und die ich bei Olympia als Trainerin betreute.“ Die Resonanz auf ihre Schreiben sei erfreulich groß gewesen, „so dass wahrscheinlich viele kommen werden“. Beispielsweise aus ihrer aktiven Zeit Roswietha Zobelt, Viola Poley, Anke Borchmann, Sybille Tietze und Steuerfrau Liane Weigelt, von ihren Schützlingen Birgit Peter, Kerstin Köppen, Claudia Krüger, die Zwillinge Manja Kowalski und Kerstin El-Qalqili, Jana Sorgers und Katrin Rutschow-Stomporowski. Und natürlich Kathrin Boron, ihre Meisterschülerin, die unter ihrer Regie von vier Olympischen Spielen mit Gold an die Havel heimkehrte. Jutta Lau wäre aber nicht Jutta Lau, wenn sie sich mit dem Erreichten zufrieden geben würde. „Ich habe mir erlaubt, zu meinem Geburtstag einen persönlichen Rückblick zu machen – da ist eine Menge zusammen gekommen“, erzählt die Trainerin, die ihren momentanen Urlaub auch dazu nutzt, Hobbys wie Kino (zuletzt „Die weiße Massai“) und Konzerte (unter anderem „Söhne Mannheims“ auf dem Berliner Gendarmenmarkt) nachzugehen oder einfach mal wieder in der CD-Sammlung zu kramen; gegenwärtige Favoriten sind „Silly“ und Joss Stone. Und die über ihr Leben jenseits der „Fünfzig“ nachdenkt. „Ich fragte mich, ob ich das Ganze so bis zum Rentenbescheid austrudeln lasse.“ Ihr Ergebnis: „Was jetzt ist, muss noch nicht das Endgültige sein. Ich sollte das machen, was ich kann, und dabei nach neuen Herausforderungen suchen.“ Potsdam sei „für mich schon noch eine Herausforderung. Eine andere aber wäre ein großer Schritt heraus aus Potsdam und aus dem Frauen-Skullbereich.“ Genauer könne sie noch nicht werden. Zwar meint die Trainerin: „Australien ist ein schönes Land, aber was soll ich dort?“ Doch sie hat Angebote aus dem Ausland und sagt auch: „Ich bin für neue Sachen offen, die mir auch wirklich Spaß machen.“ So wie für Sprünge vom Himmel. Den in der vergangenen Woche hatten ihr „ihre“ Skullerinnen nach ihren zwei Olympiasiegen 2004 in Athen geschenkt. Nun denkt Jutta Lau sogar über eine Ausbildung zur Fallschirmspringerin nach

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