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Ein ICE der Deutschen Bahn faehrt ueber die Stadtbahn in Berlin und wird von der Abendsonne beleuchtet. Berlin, 11.10.2022 Berlin Deutschland *** An ICE train of the Deutsche Bahn drives over the city railroad in Berlin and is illuminated by the evening sun Berlin, 11 10 2022 Berlin Germany Copyright: xThomasxTrutschel/photothek.dex

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Offensive mit Biogockel: Warum Potsdam keine ICE-Halte braucht

Unsere Autorin war mit der Bahn von Potsdam ins Ruhrgebiet unterwegs. Nach einer abenteuerlichen Fahrt ist sie überzeugt: Der Bahn hilft auch eine Verdichtungsoffensive nicht.

Eine Kolumne von Steffi Pyanoe

Wir mussten neulich ins Ruhrgebiet und entschieden uns für die Bahn. Natürlich wusste ich, dass das schwierig wird. Sie können sich in der Landeshauptstadt kurz nach null Uhr in den ICE Richtung Frankfurt/Main oder Köln plumpsen lassen, gegen acht nach Ostfriesland via Delmenhorst oder nach Feierabend Richtung Cottbus einchecken. Das war’s.

Vielleicht wird es mit der angekündigten neuen Deutschen-Bahn-Offensive besser. Bis 2026 soll der ICE-Verkehr verdichtet werden, sodass 20 Großstädte im Halbstundentakt angefahren werden. Ich befürchte aber: Wo nichts ist, kann auch nichts verdichtet werden. Ist aber auch egal, bei 230 Störungen im Netz, täglich, nützt der beste ICE-Fahrplan nichts.

Unser Abenteuer begann im Regionalexpress nach Magdeburg, der trödelte, aber der Anschluss-ICE aus Berlin trödelte noch mehr, wir waren erstmal gerettet. In Hamm sollten die Züge planmäßig getrennt werden, was nicht klappte, die hielten zusammen wie nix. Der Schaffner war so nett, allen Fahrgästen, die jetzt doof dastanden, eine Ersatzroute rauszusuchen.

Dann ging‘s mit dem ungetrennten Zug, der folglich halb leer war, weiter, allerdings erst nach Behebung einer Weichenstörung. Da hatten wir schon 90 Minuten Verspätung, und ab 60 gibt’s immerhin Schmerzensgeld. In Dortmund wurde plötzlich komplett umgeleitet, das hätte alle die, die in Hamm ausgestiegen waren, gefreut, weil der Zug jetzt doch ihre Richtung nahm, dafür mussten wir jetzt umsteigen.

Im neuen Zug gab es wieder einen total netten Schaffner. Achtung, Achtung, lautete seine minütliche Durchsage, wir halten heute NICHT in Duisburg! Im Bordrestaurant empfehlen wir Ihnen Biogockelbratwurst an Rosmarinkartoffeln.

Auf der Rückfahrt blieben wir nur knapp unter 60 Minuten Verspätung. Einmal dachte ich allerdings, es ist ganz aus, ein genervter Bahntechniker stiefelte fluchend („Scheiß Bahn!“) durch den Wagen, der Zugbegleiter rief ihm theatralisch nach: „Ich habe die Zange auch nicht! Ist sie vielleicht auf dem anderen Zugteil?“ Die S-Bahn in Berlin war pünktlich, und ich dachte: Lass die Deutsche Bahn ihre ICE-Offensive mal ohne Potsdam machen. Lieber den Spatz in der Hand als den Biogockel auf dem Dach.

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