Landeshauptstadt: Ort der Verschwörer als Drehort
Seit gestern dreht Hollywood-Star Tom Cruise auch in Potsdam für den Stauffenberg-Film „Valkyrie“
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Innenstadt - Da gerät selbst Schloss Sanssouci zur Nebensache: Seit gestern dreht Hollywood-Superstar Tom Cruise in Potsdam den Stauffenberg-Film „Valkyrie“ – in direkter Nachbarschaft des berühmten Sommersitzes Friedrich des Großen. Die Sperrzone in der Gregor-Mendel-Straße, die seit dem frühen Morgen eingerichtet ist, wird schnell zur Touristenattraktion: Hinter den Absperrungen versuchen Potsdam-Besucher, einen Blick auf den Ort des Geschehens zu erhaschen.
Der aber liegt weit die Straße hinauf und ist vor Gerüsten und dicken Luft-Schläuchen, die in die Fenster hingelegt sind, kaum zu erkennen: Drehort ist das Innere der „Löwenvilla“ in der Gregor-Mendel-Straße 26 – ein historischer Ort. In dem neobarocken Bau hatte Major Fritz von der Lancken mehrere Tage lang den Sprengstoff versteckt, mit dem Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier Wolfsschanze das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler beging. Auch soll sich Stauffenberg mehrmals in der Villa in der damaligen Marienstraße mit den Verschwörern der Operation „Walküre“ (Valkyrie) getroffen haben.
Nun stehen wieder Männer in SS-Uniform vor der „Löwenvilla“. Allerdings marschieren sie nicht im Stechschritt, sondern schlendern die Straße hinunter, begleitet von Herren in dunklen Anzügen. Der Dreh für den 80 Millionen US-Dollar teuren Film ist auch in Potsdam Geheimsache: Ob Tom Cruise vor Ort ist, welche Szenen gedreht werden – offiziell ist dazu nichts zu erfahren. Und Presse in der Nähe des Drehorts ist schon gar nicht erwünscht.
Neugierige Potsdamer, die zufällig in der Gegend wohnen, haben bessere Chancen. „Wir wollten zu mir nach Hause, da ist der Sicherheitsmann mit uns durch den gesperrten Bereich gelaufen“, erzählt ein Mann aus der Tieckstraße. Dass sei doch sehr freundlich gewesen. Seine Begleiterin, angereist aus dem Landkreis Wolfenbüttel, ist begeistert und beeindruckt: „So viel Technik, so viel Aufwand, und das ganze für nur sieben bis 20 Minuten im Film“, staunt Ilona Götze. Nur die vielen Klimageräte kann sie sich nicht recht erklären. Warum muss so viel kalte Luft in die Villa geblasen werden, deren Fenster ja schon mit schwarzen Stoffbahnen verhangen sind? Die vielen Scheinwerfer, sagen die einen. Tom Cruise drehe nicht bei einer Temperatur über 20,5 Grad Celsius, behaupten andere. Ilona Götze würde auch das wenig stören: „Die haben doch alle einen kleinen Spleen.“
Aber darf Tom Cruise, bekennender Scientologe, den deutschen Widerstandskämpfer Stauffenberg spielen? „Dass ist doch seine Privatsache“, meint die Wolfenbüttlerin. Ihr Potsdamer Begleiter ist anderer Meinung: „Er tritt ja öffentlich für Scientology auf – wenn der Film dann ein Erfolg wird, ist es wohl auch einer für Scientology.“
Spuren der Scientology-Bewegung finden sich rund um den Drehort keine. Aber es wird schnell deutlich, dass eine Hollywood-Produktion dieser Größenordnung ein Wirtschaftsfaktor ist: Überall stehen, gehen, arbeiten Frauen und Männer aus der Filmcrew. Die meisten von ihnen sprechen Deutsch. Ein Vertrauensbeweis für das Studio Babelsberg, das als Koproduzent des Films vom US-Studio United Artists den Auftrag für den Produktionsservice samt Location-Suche, Filmcrew-Besetzung und Dreharbeiten bekommen hat.
Wo in Potsdam ein Blick auf Tom Cruise zu erhaschen sein könnte, verraten die Filmcrew-Leute selbstverständlich nicht. Gerüchte aber gibt es: Der Superstar, der mit seiner Ehefrau Katie Holmes und Töchterchen Suri im Berliner Regent-Hotel am Gendarmenmarkt wohnt, sei schon vergangene Woche mit seinem Hubschrauber auf einer Wiese in Eiche gelandet. Von dort sei die Familie zur Touristen-Tour durch die Landeshauptstadt aufgebrochen – und habe das Schloss Sanssouci besichtigt. Bei der Schlösserstiftung freilich weiß man davon nichts: Der Schauspieler habe keine Sonderführung bekommen, auch dem Personal sei er nicht aufgefallen, sagt Sprecherin Elvira Kühn.
Sollte Familie Cruise/Holmes das Schloss Sanssouci tatsächlich noch nicht besucht haben, wäre die Gelegenheit nun wohl günstig: In der „Löwenvilla“ soll noch die ganze Woche gedreht werden.
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