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Ohne Hochschulausbildung keine guten Kitas. Kritik an dünner Finanzdecke

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Die besten Ausbildungskonzepte würden nichts nutzen, wenn das erworbene Wissen nicht angewendet werden könne. Das betonte Frauke Hildebrandt, die den Studiengang Bildung und Erziehung in der Kindheit (Babek) der Fachhochschule in Potsdam leitet, auf einer Podiumsdiskussion im Regine Hildebrandt-Haus zur Situation und Entwicklung von Kindergärten im Land Brandenburg. Die strukturellen Defizite in den Kitas müssten stärker in den Blick genommen werden, so die Wissenschaftlerin.

Wenngleich es noch Verbesserungspotential gebe, so hat sich doch aus Sicht von Bildungsministerin Martina Münch (SPD) in den Kitas viel getan. Wie sie in der Diskussion am Mittwoch sagte, sei Brandenburg Spitzenreiter bei der Versorgung mit Kitaplätzen. Das Land sei exzellent auf den ab dem 1. August geltenden Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder ab dem ersten Lebensjahr vorbereitet. Auch sei aus ihrer Sicht die Sprachförderung in den Kitas und die ausreichende Ausbildung von Pädagogen hervorzuheben. Mögliche Engpässe könnten durch eine Anhebung der Arbeitszeit bei Teilzeitstellen und durch die Förderung der Qualifikation auf dem zweiten Bildungsweg, also durch Quereinsteiger, kompensiert werden.

Das sah FH-Dozentin Hildebrandt anders. Die Ausbildung zum Kinderpädagogen sei hoch komplex und an die Studierenden würden hohe Ansprüche gestellt. Dafür brauche es, so Hildebrandt, akademische Grundlagen. Dem stehe gegenüber, dass es im Land Brandenburg nur eine einzige Fachhochschule gebe, die Pädagogen für die Arbeit in Kitas ausbilde. Das sei aber gerade vor dem Hintergrund, dass sich das Bild vom Kind im Vergleich vor 20 Jahren grundlegend geändert habe, zu wenig. Der Wissenszuwachs auf dem Gebiet der kindlichen und frühkindlichen Entwicklung sei enorm. Fachschulen würden nach Ansicht Hildebrandts diesem Anspruch derzeit nicht genügen und die Ausbildung dort müsse deutlich verbessert werden.

Das Qualifikationsprogramm, mit dem beispielsweise Langzeitarbeitslose als Erzieher ausgebildet werden, bilde weder den hohen Anspruch, dem ein Pädagoge gegenüber Kindern gerecht werden müsse, noch den Bildungsanspruch, für den die Bildungsministerin plädiert, ab. „Wir haben oft beobachtet“, gibt Hildebrandt zu bedenken, „dass Quereinsteiger ohne entsprechende Vorbildung oft sehr starre Vorstellungen von Erziehung und Umgang mit Kindern haben.“ Ein solches Bild lasse sich nicht in einer Kurzqualifikation ohne Fähigkeit zur Selbstreflektion verändern.

Zu den Kompetenzen eines Kinderpädagogen gehören nach Ansicht der Wissenschaftlerin auch die Fähigkeit zu inklusivem Denken, entwicklungspsychologisches und didaktisches Fachwissen sowie Beobachtungs-, Kooperations- und Interaktionsfähigkeiten. Die Pläne für den Ausbau der Kitas bis zum Jahre 2030 dürften nach ihrer Ansicht nicht darüber hinwegtäuschen, dass das veränderte Menschenbild vom Kind in vielen Kitas aber auch in vielen Ausbildungseinrichtungen noch nicht angekommen ist.

Aus dem Publikum kam schließlich viel Kritik an der mangelnden Finanzausstattung des Kitabereichs. Es gebe weder genügend gut ausgebildete Erzieher, noch seien diese adäquat bezahlt, noch sei der Betreuungsschlüssel ausreichend. Frauke Hildebrandt: „Die Kitas haben hier eine schlechte Ausgangssituation um dem hochgesteckten Bildungsziel gerecht zu werden.“ Um das Niveau in den Einrichtungen zu steigern, brauche man 50 Millionen Euro. So viel koste hierzulande der Bau von 50 Kilometern Autobahn. Anja Laabs

Anja Laabs

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