Sport: Paddeln mit Tante Birgit
Potsdamer Kanuten holen sich in Kienbaum Kraft und Ausdauer – beide Fischers in einem Boot
Stand:
Potsdamer Kanuten holen sich in Kienbaum Kraft und Ausdauer – beide Fischers in einem Boot Im Sportzentrum Kienbaum gab es zum „Tag der offenen Tür“ diesmal in den Reihen des Nationalteams, das Ende Juli bei der EM in Poznan und einen Monat darauf bei der WM in Zagreb seine Jahreshöhepunkte bestreiten wird, eine Menge neuer Gesichter kennen zu lernen. „Wir sind dabei, viele junge Athleten in die Mannschaft einzubauen. Das ist schon ein Signal in Richtung Peking 2008“, sagte Olaf Heukrodt, einst selbst mit Gold dekorierter Canadierfahrer (Seoul 1988) und seit April als Nachfolger von Ulrich Feldhoff Präsident des DKV. 29 Kämpfer ist das Aufgebot für die beiden Championate stark, sechsmal ist darunter das Land Brandenburg vertreten – fünfmal der KC Potsdam und einmal dank Birgit Fischer Stahl Beetzsee Brandenburg. Allerdings sind auch die „Fremd-Starter“ Conny Waßmuth (SC Magdeburg) und Lutz Altepost (KG Essen) dem Potsdamer Bundesstützpunkt zuzuschlagen, ist doch der seit Jahren ihr Trainingsstandort. Die Leistungsdiagnostiken bescheinigen den meisten einen Formanstieg – auch Birgit Fischer, die durch einen Unfall beim Training in den USA relativ große Defizite aufholen musste. „Sie hat Boden gut gemacht und bringt einstweilen konstante Leistungen“, sagt Bundestrainer Eckehardt Sahr. Bei EM und WM wird man die First Lady des Paddelsports im Zweier und Vierer auf den nichtolympischen Distanzen (200 m, 1000 m) in Aktion sehen. Die „Nachricht des Tages“ für die Medien hatte Sahr in Kienbaum auch parat: Im Zweier über 200 Meter wird Birgit Fischer mit ihrer Nichte Fanny Fischer (KC Potsdam) aufs Wasser gehen. Zusammen ist das Boot 61 Jahre alt – angesichts der 18 Lenze von Fanny aber ist die Kanu-Erfahrung höchst unterschiedlich verteilt. Die Tochter von Birgits Bruder Frank, als Kajakfahrer einst auch Weltmeister, hatte sich im Frühjahr bei den nationalen Sichtungen katapultartig in die Spitze gepaddelt. „Sie ist eine typische Fischer, sie lebt vom Wassergefühl und vom Talent“, sagt der Potsdamer Trainer Rolf-Dieter Amend (Rauhe/Wieskötter). Erst vor drei Tagen hatte Fanny von Sahr erfahren, dass die beiden Fischers zusammen nach Medaillen fischen werden. „Da habe ich nicht schlecht geguckt, aber schon davor bin ich pausenlos danach gefragt worden, was ich denn über einen Zweier mit Birgit denke.“ Die Tante hat sich in der ersten Reaktion kurz gefasst: „Versuchen wir’s.“ Viel mehr gibt es aus Fannys Sicht dazu auch gar nicht zu sagen. „Dass das für die Medien so ein wichtiges Thema zu sein scheint, daran muss ich mich erst gewöhnen. Manchmal ist es ganz schön belastend, vor allem, wenn nun alle erwarten, ich trete gleich in Birgits Fußstapfen.“ Vater Frank, der am Donnerstag seinen 45. Geburtstag feierte, sieht die von medialem Trubel begleitete Kreation des Familienbootes mit gewisser Skepsis. „Ich hoffe, dass sich Fanny nicht aus der Ruhe bringen lässt.“ Vor der Zukunft muss den Potsdamern nicht bange sein, die nachrückende „zweite Reihe“ verspricht einiges. Mit Torsten Eckbrett, Falk Zimmermann, Philipp Flößl (Dresden), Carolina Kratochwil bei den Kajak-Spezialisten und Ronald Verch, Florian Heinrich und Silvio Richly bei den Canadiern ist man im U23-Bereich in breiter Front in der Auswahl vertreten. „Das große Ziel heißt 2008, und da sind wir insgesamt wohl ganz gut aufgestellt“, sagt Rolf-Dieter Amend. Zumal dort viele der jetzigen Spitzenboote noch vorn mitfahren wollen. Das gilt zum Beispiel für Rauhe/Wieskötter (KC Potsdam), die seit 2001 auf der 500-Meter-Distanz bei EM, WM und Olympia ungeschlagen sind. Obwohl sie bisher „kein optimales Jahr“ (Amend) wegen diverser Verletzungen und Krankheiten hinter sich haben und die nacholympische Saison bewusst mit etwas reduzierten Programm angegangen wurde, sagt der für hohe Ansprüche bekannte Trainer, „wir wollen gewinnen, das Ziel kann kein anderes sein“. Klaus Weise
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: