
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Park der Zehntausend lebt von Hightech
Mehr forschungsnahe Produktion im Wissenschaftspark Golm gewünscht/Andrang beim Tag der Offenen Tür
Stand:
Golm – Gebannt schauen die Besucher im Labor auf den Monitor: Grüne Leuchtpunkte schwimmen an einem dunklen Etwas vorbei, ab und zu schnappt dieses sich einen Leuchtpunkt. „Damit können Zellen aus dem Blut gefischt werden“, erklärt Ekkehard Weber das Geschehen. Der Medizinforscher arbeitet im Unternehmen „Gilupi“ mit Sitz im Innovationszentrum GO:IN im Wissenschaftspark Golm. Die Besucher sind Abgeordnete des Kreistages Potsdam-Mittelmark und des brandenburgischen Landtags sowie Potsdamer Stadtverordnete. Sie nutzten den Tag der offenen Tür am Samstag, um sich zu informieren, was aus dem Projekt-Kind geworden ist, das sie nach schweren Wehen vor zwei Jahren geboren haben. „Das GO:IN ist heute zu 80 Prozent ausgelastet“ erklärt Standortmanager Friedrich Winskowski. An „Gilupi“ sei beispielhaft zu sehen, wie das Innovationszentrum funktioniere.
„Wir gründeten Gilupi 2006 in Nordrhein-Westfalen; nach Brandenburg kamen wir wegen der besseren Förderbedingungen“, sagt Weber. Der Wissenschaftler gehört zu einer Gruppe von so genannten Nanomedizinern. Diese versuchen eine Diagnostik zu entwickeln, um Zellen mit Gen-Defekten, die auch zu Erbkrankheiten führen können, aufzuspüren. Das Monitor-Video vom „Zellen-Fischen“, ist eine fluoreszenz-mikroskopische Aufnahme dieses Vorganges. Bis zur Anwendung seien noch viele Hürden zu überwinden, bemerkt der Forscher. Zehn Jahre dauere die Entwicklung des Verfahrens.
So lange dürfen die Nanomediziner nicht mehr im GO:IN bleiben. Für fünf bis acht Jahre sei das Verbleiben hier gedacht, erklärt Winskowski. Um Existenzgründern Möglichkeiten zu bieten, müssten immer Büro- und Laborräume frei sein, sagt er. Beim Rundgang durch das Haus ist unübersehbar: Viele Räume stehen leer. Derzeit arbeiten 150 Menschen hier. Die Sorge von Winskowski nach der künftigen Vermarktung des Standortes Golm kommentiert Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit dem Hinweis, dass die Stadt für die Verkehrsanbindung gesorgt habe und durch das Innovationszentrum ihren Beitrag leiste.
Das GO:IN ist topographisch fast die Mitte des Wissenschaftsparkes Golm. An die dreihundert Besucher hatten am Samstag den Weg in die etwas entlegene Wissenschaftsstadt gefunden. „Zehntausend Menschen, davon 7700 Studierende, arbeiten Tag für Tag hier“, sagt Winskowski und zeigt ein Luftbild der Wissenschaftslandschaft aus Glas, Stahl, Beton und gestylten Grünanlagen – ein Park der Zehntausend. „Das ist mehr als nur ein Arbeitsplatz“. Neben der Arbeit gehe es um das Leben für Familien und um deren Freizeit. Der Manager verweist auf die Grundsteinlegung einer Kita im Oktober, auf den geplanten Supermarkt mit 2500 Quadratmetern Verkaufsfläche, auf die Erweiterungen des Studentenwohnheims sowie der Fraunhofer- und Max-Planck-Institute. Um den Standort zukunftsfähig zu machen, sei mehr forschungsnahe Produktion von High-Tech-Branchen erforderlich. Und um erfolgreiche Gründer in Potsdam zu halten, bedarf es geeigneter Wohnmöglichkeiten. Günter Schenke
Günter Schenke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: