
© Andreas Klaer
Von Guido Berg: Parken mit Perspektiven
Nun hat die Schiffbauergasse ein Parkhaus. Oder wie Jann Jakobs sagt, einen „Tempel fürs heilige Blechle“
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Berliner Vorstadt - Der Anlass verleitete Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zu einer blumenreichen Ausdrucksweise: Nachdem „den Musen und Göttern der Kultur an der Schiffbauergasse bereits mehrere Tempel errichtet wurden“, folge nun „ein Tempel für des Deutschen wichtigste Muse, das Auto“: Seit gestern, 15 Uhr, können automobile Besucher und Nutzer des Kultur- und Gewerbestandortes Schiffbauergasse ihre Fahrzeuge im neuen Parkhaus unterstellen. Es sei „kein gewöhnliches Parkhaus“, sagte Jann Jakobs, der zur Eröffnung als Beifahrer eines 420 PS starken Sportwagens Audi R8 in das Parkhaus einfuhr. 6,6 Millionen Euro hat der Betonbau gekostet, der zu 80 Prozent durch das Land Brandenburg gefördert wurde. Dieser „Tempel fürs heilige Blechle“, so Jakobs, biete auf dem obersten Parkdeck „die allerschönste Aussicht“. Jakobs sagte voraus, dass hier ein neuer Eventort für „ganz außergewöhnliche Aktivitäten“ entstanden ist.
An der Schiffbauergasse habe kein Parkhaus „mit Lochblechfassade“ entstehen dürfen, erklärte der Geschäftsführer des Potsdamer Sanierungsträgers, Erich Jesse, unter dessen Ägide das mit 343 Parkplätzen ausgestattete Gebäude errichtet wurde. Das Haus unmittelbar neben dem neuen Hans Otto Theater und dem VW-Design Center habe sich architektonisch einfügen müssen in die bestehene Bebauung – und das mit einer ganz eigenen Qualität.
Seine Intentionen erläuterte Architekt Moritz Kock bei einem Gang durch den „Split-Level-Bau“ (Bau mit versetzten Ebenen), bei dem der nördliche Gebäudeteil über sechs und der südliche Teil über fünf Ebenen verfügt. Die verschiedenen, jeweils um ein halbes Stockwerk versetzten Ebenen sind durch zehn Rampen miteinander verbunden. Kock zufolge soll der Besucher – bereits oder noch in Theaterlaune – keinen „Filmriss“ erleiden, wenn er durch das Parkhaus fährt. Daher gibt der Bau von innen durch eine Vielzahl von Öffnungen den Blick auf ganz bestimmte Details der Schiffbauergasse frei – der große Baum vor dem VW-Design Center, die rot-schwarze Fassade des Theaters „Das Schönheitsempfinden muss nicht ausgeschaltet werden“, so der Architekt. Es öffneten sich Perspektiven „wie der Blick auf ein Gemälde“.
Kock, der auch das VW-Design Center entwarf, gab auch einen Ausblick auf die beiden noch entstehenden Randbauten. Im Frühjahr werde Baubeginn sein für das Bürohaus an der südlichen Wasserseite; ein Jahr später soll es fertig sein. Es werde eine Bürofassade mit Sonnenschutz und Balkonen haben sowie „filigranere Details“ aufweisen. Investor für diese Gewerbebauten ist Dirk Onnen, der am Standort bereits die alte Zichorienmühle sanieren ließ, das heute das Theaterrestaurant „Il Teatro“ beherbergt. Die Nutzer, erklärte Kock, stünden noch nicht fest. Jüngst hatte sich der Unternehmer Uwe Braun mit Plänen für eine Medizintechnikfirma am Standort ins Gespräch gebracht.
Die Stimmung bei der Parkhaus-Eröffnung trübte die Absage eines Kunst- Events mit „tanzenden Autos“. Das aufwändig geplante Programm „Paar King“ scheiterte an Versicherungsfragen.
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