Landeshauptstadt: PDS-Umfrage: Jeder zweite Potsdamer für Schloss-Aufbau Aber auf der Prioritätenliste stehen sanierte Schulen ganz oben
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Von Thomas Lähns Knapp die Hälfte der Potsdamer kann sich einen Wiederaufbau des Stadtschlosses vorstellen. Unbedingt müsse das aber nicht geschehen, als wesentlich wichtiger empfinden die Bürger die Sanierung von Schulen und Kinder- und Jugendeinrichtungen, die Belebung der Innenstadt durch Handel und Dienstleister sowie die Verbesserung wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Das ergab eine Umfrage, die im Auftrag der PDS-Stadtfraktion im Juni dieses Jahres durchgeführt wurde. Auf dem Sommerfest der Potsdamer Sozialisten wurde ein erstes Resümee gezogen. 400 Bürger sind befragt worden, ungefähr diese Zahl bräuchte man für ein repräsentatives Ergebnis, erklärte Wolfram Wallraf, Stadtforscher und Marktanalytiker. Sein Büro hatte einen ganzen Fragenkatalog an die Haushalte ausgereicht, die Teilnahmebereitschaft lobte er als sehr hoch. Vier typische soziale Bereiche seien in die Umfrage miteinbezogen worden: Die beiden Neubauquartiere Am Kanal und Am Schlaatz, das Musikerviertel und die Berliner Vorstadt. „Wir haben nicht nur gefragt, ob Potsdam das Stadtschloss will“, so Wallraf. Vielmehr soll die Analyse einen Überblick über verschiedene Bereiche Potsdams verschaffen. Das Berliner Büro habe sich auf dieses Gebiet spezialisiert, führte bereits in zwölf Städten ähnliche Umfragen durch. 78 Prozent der Befragten sehen Potsdam zwar als „Stadt der Schlösser und Gärten“, doch rangiert die Wiederherstellung historischer Bauten wie Stadtschloss und Garnisonkirche erst auf Platz 7 ihrer Prioritätenliste. Die bisherige Entwicklung der Innenstadt im Allgemeinen bedeutet eher einen mäßigen Erfolg: 38 Prozent empfinden den Bereich zwischen Luisenplatz und Lustgarten heute als attraktiver denn zur Wendezeit, für weitere 35 Prozent gibt es nur in Teilbereichen Erfolge. Diese stellten sich für die Potsdamer besonders in Gebäudesanierungen, der Erneuerung des Holländischen Viertels und der Aufwertung von Straßen und Plätzen dar. Als Misserfolg wurden die Brandenburger Straße, das nicht gebaute Theater, das noch fehlende Kaufhaus und der Hauptbahnhof gewertet. Der Alte Markt wird von 146 der 400 Befragten als „leere Mitte“ und „akuter städtebaulicher Missstand“ empfunden. 140 bezeichneten ihn als „Sammelsurium unterschiedlicher Bauten“ und 66 Leute sehen ihn als „offenen Stadtraum mit viel Verkehr“. Von den 48 Prozent der Stadtschlossbefürworter wünscht sich nur knapp jeder Dritte einen originalgetreuen Wiederaufbau. Für Alternativen in Form von modernen Bauten plädierten 19 Prozent, für die Beibehaltung der derzeitigen Situation 13 Prozent und weitere 19 Prozent würden gern Grünflächen in diesem Bereich sehen. Im Falle eines Wiederaufbaus würden nur 40 Prozent der Befragten eine veränderte Verkehrsführung akzeptieren. Eine öffentliche Finanzierung und Nutzung als Landtagsgebäude, Museum oder Bibliothek wird von der Mehrheit der Schlossbefürworter angestrebt. Die Gegner könnten mit dem Schloss – sollte es kommen – eher als privat finanzierte Variante leben, mit einer Mischnutzung aus Wohnungen, Galerien und Restaurants. Der identitätsstiftenden Wirkung eines Stadtschlosses für Potsdam pflichteten nur 24 Prozent der Befragten bei, knapp die Hälfte lehnt eine solche Begründung ab. Für Hans-Jürgen Scharfenberg, Vorsitzender der PDS-Stadtfraktion, bedeuteten die Umfrageergebnisse, dass seitens der Stadtverordneten jetzt Prioritäten gesetzt werden müssen. „Wir sollten genau überlegen, ob wir die 80 bis 90 Millionen Euro öffentlicher Mittel nicht doch für Schulen und Neubaugebiete aufwenden sollten.“ Er könne sich schon vorstellen, dass die Potsdamer ein „stadtschloss-ähnliches Gebäude“ wollen, aber wichtiger seien ihnen Vorhaben wie die Umsetzung des Rahmenplans für die Waldstadt. „Ich werde meine stadtschloss-kritische Haltung nicht aufgeben“, so Scharfenberg. Auch für PDS-Kreischef Jura Schöder ist die Tatsache, dass sich 48 Prozent der Befragten ein Schloss vorstellen können, nicht so erheblich wie die Prioritätenliste der Potsdamer – und auf der stehen sanierte Schulen ganz oben.
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