Landeshauptstadt: Perfekt für Potsdam
Die Nikolaikirche ist „Filmschauplatz des Monats“: 2007 drehte Dennis Gansel hier „Die Welle“
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Innenstadt - Es beginnt als Experiment während einer Schulprojektwoche – und endet zumindest für einen Beteiligten tödlich: Wenn „Die Welle“ im gleichnamigen Film von Dennis Gansel erst einmal rollt, entwickelt sie eine Kraft, die selbst den wegen seiner alternativen Unterrichtsmethoden beliebten Lehrer Rainer Wenger (Jürgen Vogel) überrascht. Aus dem Experiment, das er zum Thema autokratische Staatsformen in Gang gebracht hat, wird binnen weniger Tage eine über die Schule hinaus agierende Jugendbewegung: „In“ ist, wer drin ist, es geht um Gemeinschaft, Disziplin, halsbrecherische Mutproben, und Wenger wird zu einer Art Führerfigur. Als der Lehrer die Bewegung abbrechen will, erschießt sich der Welle-Fanatiker Tim (Frederick Lau).
Vier Jahre ist es her, dass Regisseur Dennis Gansel für die Dreharbeiten nach Potsdam kam – gestern kehrte er an den Alten Markt zurück. Denn die Nikolaikirche, die der Regisseur – damals noch eingerüstet – für eine Kletteraktion in Szene setzte, ist der aktuelle „Filmschauplatz des Monats“. Eine entsprechende Hinweis-Fahne hisste Gansel gemeinsam mit der Kulturbeigeordneten Iris Jana Magdowski (CDU) und Nikolaikirchenpfarrer Matthias Mieke vor der Kirche.
Gansel hatte sein Filmprojekt damals sogar aus München nach Potsdam verlegt, erinnerte er sich. Den Ausschlag hatte zunächst die großzügige finanzielle Förderung durch das Medienboard Berlin Brandenburg gegeben, sein Ausstatter Knut Loewe habe ihm dann „Potsdam ans Herz gelegt“, erzählte der 37-Jährige.
Und hier ist er fündig geworden, nicht nur am Alten Markt: Gedreht wurde unter anderem in der Schwimmhalle am Brauhausberg, auf einem Hausboot am Schwielowsee und in Privatwohnungen. Mit dem „Casino“ auf dem Fachhochschul-Campus an der Pappelallee fand Gansel eine Atmosphäre, wie er sie ursprünglich in Berlins Mitte gesucht hatte. Das alles „in einem Radius von sechs Kilometern“, mit aufgeschlossenen Anwohnern und einem unkomplizierten Genehmigungs-Prozedere im Rathaus, wie der Regisseur gestern schwärmte: „Das war ideal für uns.“ Aber auch Potsdam gewinnt durch die Präsenz auf der Kino-Leinwand oder im Fernsehen, betonte Iris Jana Magdowski: „Das ist Werbung für die Stadt.“
Potsdam mit seiner „kontrastreichen Architektur“ hat den Wahlberliner Gansel bis heute nicht losgelassen: Die Idee zu seinem Film „Wir sind die Nacht“, der 2010 in die Kinos kam, sei ihm noch während des „Welle“-Drehs gekommen – der Vampirfilm entstand dann in den Babelsberger Studios. Und auch mit seinem neuen Projekt will Gansel am liebsten wieder nach Potsdam. Der Film sei noch in der Konzeptionsphase, es wird ein Drama, verriet der Regisseur: „Es wäre eigentlich perfekt für Potsdam, ich würde gern wieder hier drehen.“ Jana Haase
„Die Welle“ wird am 18. März 22 Uhr in der Schwimmhalle am Brauhausberg gezeigt – die Zuschauer sitzen in Schwimmreifen auf dem Wasser. Konventionellere Kinogänger können den Film am 27. März um 18 Uhr im Filmmuseum sehen.
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