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Landeshauptstadt: Persönliche Anekdoten zum Nahost-Konflikt Israelische Gäste besuchten das Einstein-Gymnasium

Nur aus nächster Nähe sieht man das leichte Zittern seiner Hände. Ansonsten wirkt Erez Romas sehr selbstbewusst und sicher.

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Nur aus nächster Nähe sieht man das leichte Zittern seiner Hände. Ansonsten wirkt Erez Romas sehr selbstbewusst und sicher. Zusammen mit Mireille Surowicz sitzt er vor etwa 50 Schülern des Einstein-Gymnasiums und erzählt von seinem Alltag in Israel. Von seiner Zeit als Soldat in der Armee. Von den strengen Kasernenvorschriften und den Spannungen, die sich beim Zusammenleben mit sieben Kameraden auf engstem Raum ergeben. „Manchmal ist man nicht gerade der gehorsamste Soldat“, sagt Romas und erzählt mit einem vielsagenden Schmunzeln vom Alkohol-Verbot auf der Stube. Ganz nebenbei gibt der Student aus Tel Aviv den Jungs und Mädchen der 11. und 12. Klassen noch einen kurzen Überblick über die Geschichte des Judentums und die Entwicklung Israels. Dabei blickt er nur gelegentlich auf seinen kleinen Notizzettel mit den wenigen Stichwörtern, während Mireille Surowicz sogar völlig frei von ihrer Wahlheimat Jerusalem und ihrer Arbeit in der Gedenkstätte Yad Vashem spricht.

Wäre diese kurze Einführung in den Nahostkonflikt eine reguläre, von Lehrern gestaltete Unterrichtsstunde gewesen – vermutlich hätten sich nur wenige Schüler wirklich dafür interessiert. Doch die kleinen Anekdoten und persönlichen Erfahrungen der Gäste sorgen dafür, dass die Nahost-Problematik für die Schüler anschaulich und vor allem verständlich wird. Aufmerksam folgen die Gymnasiasten den Ausführungen. Im Anschluss bleiben einige von ihnen sitzen, um den Gästen Fragen zu stellen. Ob denn Freundschaften zwischen Juden und Palästinensern überhaupt möglich wären, möchte etwa eine Schülerin wissen. Ja, antwortet Mireille Surowicz und erzählt von einem palästinensischen Arbeitskollegen, mit sie sich auch privat angefreundet hat.

Im Vorfeld zum bundesweiten „Israel Tag“ sind Mireille Surowicz und Erez Romas am Dienstag nach Potsdam gekommen, auf Einladung eines Lehrers des Einstein-Gymnasiums, der Mitglied in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft ist. Der Aktionstag findet nun bereits zum vierten Mal statt und wird in 25 deutschen Städten begangen. Mit zahlreichen Workshops und Vorträgen soll er jungen Menschen die Geschichte, Kultur und Politik Israels näher bringen. Zur zentralen Veranstaltung am morgigen Donnerstag an der Berliner John-F.-Kennedy-Schule in Zehlendorf werden 500 Schüler erwartet. Dort werden dann auch Mireille Surowicz, die gebürtig aus München stammt, und Erez Romas anwesend sein.

Es sei das erste Mal, dass er einen solchen Vortrag gehalten habe, erzählt Erez Romaz im Anschluss an die gut zweistündige Veranstaltung, an der Schüler der Leistungskurse Geschichte, Englisch, Spanisch und politische Bildung teilgenommen haben. „Ich war sehr aufgeregt“, sagt der 25-Jährige, während die gleichaltrige Mireille Surowicz die „informierten Fragen“ lobt. „Ich bin erstaunt, wie viel Interesse vorhanden war.“

Diese Tatsache erfreut auch Birgit Rolle. „Die Teilnahme war freiwillig“, so die Lehrerin, die am Ende jedem der Gäste zum Dank für den „authentischen Unterricht“ ein Buch über Potsdam überreicht. Es wäre schön, wenn der Kontakt auch weiterhin fortbestünde, sagt Rolle. Auch den israelischen Gästen hat der Ausflug nach Potsdam gefallen. Über eine erneute Einladung würden sie sich jedenfalls freuen. Bis dahin hat sich vielleicht auch das mit dem Zittern gelegt.

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