Landeshauptstadt: Pflegenotstand
Gartendirektor Michael Rohde: Ein Gärtner hat sechs Hektar zu pflegen, in Schönbrunn nur drei
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Alleen, Hecken, Baum- und Strauchgruppen sowie die Wege und die Schmuckpartien in den Berlin-Potsdamer Welterbeparks müssten intensiver gepflegt werden. Dafür reiche aber die finanzielle und personelle Ausstattung seit einigen Jahren nicht mehr aus, sagte der Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Prof. Michael Rohde gegenüber dieser Zeitung. Die durch die Sonderzuwendungen des Bundes und der Länder Brandenburg und Berlin ermöglichte Rückgewinnung von historischen Parkpartien, zum Beispiel um das Schloss Babelsberg und das Neue Palais, bringe der Stiftung einen ständigen Zuwachs an intensiv zu pflegenden Flächen. Auch bei verbessertem Technikeinsatz werde es immer schwieriger, eine ordnungsgemäße Pflege zu sichern.
Die Investitionen in die Restaurierung historischer Gartenanlagen wurden erhöht, die damit verbundenen Aufwendungen für deren Pflege aber unzureichend berücksichtigt, merkt Michael Rohde an. Noch immer werde bei Entscheidungsträgern nicht verstanden, dass die Gartenkunst eine „eigenthümliche Kunst“ (Schopenhauer) ist, in der von der Neuanlage an ständige intensive Pflege erforderlich sei. Besser sehe es beim National Trust in England und in Österreich aus. In Schönbrunn stehe durchschnittlich ein Gärtner für die Pflege von je drei bis vier Hektar Parkfläche zur Verfügung, im hessischen Kassel-Wilhelmshöhe für vier bis fünf Hektar. In den Potsdamer und Berliner Welterbeparks hat jeder Gärtner aber sechs Hektar zu pflegen.
Mit dieser Situation will sich der Gartendirektor nicht zufrieden geben. Er hat kürzlich als Leiter eines fünfköpfigen Autorenkollektivs einen Band „Pflege historischer Gärten. Theorie und Praxis“ vorgelegt, der detailliert auch auf die Potsdamer Parks eingeht. Außerdem ist Mitte Juni im Schloss Glienicke eine Tagung zu diesem Thema vorgesehen. Wie die Parkpflege aussieht, können Sanssouci-Besucher derzeit sehen: In den kalten Monaten haben die Gärtner unter den für dieses Revier zuständigen Fachbereichsleitern Eberhard Bergner und Heiko Muschik mit dem Rückschnitt von Gehölzen für einen neuen Durchblick gesorgt. Zwischen Eingang Obelisk auf der Ostseite des Parkes und dem Neuen Palais auf der Westseite von Sanssouci sind die beiden Endpunkte der etwa zwei Kilometer durch den Park führenden Hauptallee jetzt wieder gut zu sehen.
Michael Rohde machte deutlich, dass es sich dabei lediglich um eine turnusmäßige Unterhaltungsmaßnahme handelt. Um die Proportionen der Allee und der seitlichen Gehölzpflanzungen (Bosketts) in ihren Höhen mittelfristig wieder aufzubauen, wären konsequentere Maßnahmen wie die Kürzung von zu hoch aufgewachsenen Altbäumen und behutsame Auslichtungen der zugewachsenen Bosketts erforderlich, an anderen Stellen auch Nachpflanzungen zur Verdichtung – anders als im Park von Versailles, wo man sich für eine komplette Rodung und Neubepflanzung ganzer Partien entschieden habe.
Einen Lichtblick bedeutet für die Park- Gärtner die für 14 000 Euro gekaufte lasergesteuerte Schneidemaschine, mit der zumindest längere gerade Abschnitte der insgesamt 80 Kilometer langen, zwischen 2,20 und 3,60 Meter hohen Hecken in Sanssouci rationell gepflegt werden können. Gleiches gelte für eine soeben angeschaffte Wegemaschine, die auf 1,60 Meter Breite mehrere Arbeitsgänge durchführen kann.Erhart Hohenstein
Erhart HohensteinD
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