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Homepage: PIK-Forscher in Academia Europaea Jürgen Kurths wurde zum Mitglied ernannt

Der Potsdamer Klimaforscher Jürgen Kurths ist zum Mitglied der europäischen Wissenschaftsakademie „Academia Europaea“ gewählt worden. Der Leiter des Forschungsbereiches Transdisziplinäre Konzepte und Methoden am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gehört der Sektion Physik und Ingenieurwissenschaften an.

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Der Potsdamer Klimaforscher Jürgen Kurths ist zum Mitglied der europäischen Wissenschaftsakademie „Academia Europaea“ gewählt worden. Der Leiter des Forschungsbereiches Transdisziplinäre Konzepte und Methoden am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) gehört der Sektion Physik und Ingenieurwissenschaften an. Die europäischen Wissenschaftsakademie begründete die Aufnahme von Kurths damit, dass er verschiedene neue physikalische Phänomene identifiziert und neue Forschungsrichtungen in der Physik angestoßen habe. Die Ergebnisse seiner Forschung fänden Anwendungen unter anderem in der Chemie, der Kardiologie und auch in der Geoforschung.

Mit Jürgen Kurths wurde der zweite PIK-Forscher in die Academia Europaea gewählt, nachdem Stefan Rahmstorf, Ozeanograph und Paläoklimatologe, 2006 die Ehrung erhielt. Die Academia Europaea wurde 1988 in Cambridge gegründet. Sie verfolgt das Ziel, Bildung und Forschung in Europa zu stärken. Rund 2000 Gelehrte, darunter 38 Nobelpreisträger, gehören dem unabhängigen Wissenschafts-Zusammenschluss an.

Jürgen Kurths erhofft sich von der Aufnahme in die Academia Europaea Anregungen im interdisziplinären Austausch mit der geistigen Elite Europas. „Ich sehe vielfältige Möglichkeiten, den originären Ansatz der Nachhaltigkeitsforschung, wie er am PIK entwickelt wird, vorzustellen und zu diskutieren“, sagte der Mathematiker und Physiker. Am PIK untersucht Kurths die Dynamik sogenannter komplexer Netzwerke und bringt damit einen neuen Ansatz in das Verständnis von Klimawandel und seine Wechselwirkungen mit der Ökologie und Sozioökonomie ein. Kurths hat außerdem eine Professur am Institut für Physik an der Humboldt-Universität in Berlin inne.

Erst in dieser Woche ist von einem deutsch-chinesischen Forscherteam um Jürgen Kurths eine Studie in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) erschienen, die zu dem Ergebnis kommt, dass sich die Kommunikation mittels SMS mit denselben mathematischen Gesetzen beschreiben lässt, wie das Auftreten von Erdbeben, starken Regenfällen oder Waldbränden. Auch elektrische Salven von Neuronen und sogar der Aktienhandel ließen sich mit diesen Gesetzmäßigkeiten beschreiben. „Die scheinbar chaotisch ablaufenden Ereignisse gehorchen alle sehr ähnlichen statistischen Prinzipien“, so Kurths.

Eine typische SMS-Unterhaltung beginne demnach mit einer ersten Meldung, der eine Reihe von Antworten und Gegenantworten folgt. „Die Zeit zwischen dem Auftreten dieser Ereignisse weist hierbei dasselbe charakteristische Muster auf wie bei einem Erdbeben, auf das eine Reihe von Nachbeben folgt“, erklärt der PIK-Forscher. Während zwischen zwei Erstmitteilungen lange, zufällige Zeitabschnitte liegen, würden Antworten und Gegenantworten – vergleichbar mit Nachbeben – in relativ kurzen Intervallen auftreten .

Ähnliche Gesetzmäßigkeiten würden sich auch bei vielen weiteren Arten menschlicher Kommunikation, wie E-Mails oder Internet-Chats, finden. „Deren mathematische Beschreibung soll es in Zukunft auch erlauben, Infrastrukturen für Kommunikation zu optimieren“, so Kurths. Aus den Ergebnissen würden sich sogar Hinweise ableiten lassen, wie die Auslastung von Telefonleitungen oder die Bereitstellung von Internetbandbreiten verbessert werden könnten.

Dieselben mathematischen Modelle werden auch in der Klimaforschung angewendet. Ziel dabei ist es, das Auftreten extremer Klima- und Wetterereignisse besser zu verstehen und ihre Vorhersagbarkeit zu erforschen. Auch Computersimulationen gesellschaftlicher Systeme seien möglich, sie würden gegenwärtig am PIK entwickelt. Jan Kixmüller

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