
© Bernd Settnik/dpa
Landeshauptstadt: Pinguin und Affe Tom
Foto-Safari um die Welt – und der Betrachter kann sich eines Schmunzelns nicht erwehren
Stand:
Brandenburg/Havel/Potsdam/Berlin - Pinguine stehen auf dem Eis, ein Elefant überwindet einen Baumstamm oder Schnecken laben sich am Weißkohl. Alle bewegen sich in ihrer scheinbar normalen Umgebung, doch der erste Blick trügt. Von „wilden“ Tieren keine Spur – was in Fotos festgehalten wurde, ist eine außergewöhnliche Szenerie. Die beiden Ausstellungsmacher Sebastian Köpcke und Volker Weinhold arbeiten mit mechanischen Spielzeugtieren. Noch bis zum 4. September wird historischem Blechspielzeug unter dem Titel „Mechanische Tierwelt“ in einer Ausstellung im Berliner Naturkundemuseum neues Leben eingehaucht.
Blechspielzeug ist ein beliebtes Sammlerthema. Museen und Privatleute begeistern damit junge und alte Besucher. Eine der Wiegen für die Herstellung ist die Stadt Brandenburg/Havel, seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Wende war hier eine Hochburg. Bei diesen speziellen Spielsachen wird mit einem kleinen Schlüssel eine Spiralfelder im Inneren aufgezogen. Werden Frosch, Spinne oder Grashüpfer auf den Boden gesetzt, springen oder rattern die possierlichen Wesen mit metallischem Klacken davon.
Von den skurrilen Figuren ließen sich auch die beiden Ausstellungsmacher in ihrem Atelier am Rande der Hauptstadt faszinieren. Und bringen sie ins ehrwürdige Berliner Naturkundemuseum – eigentlich nicht der übliche Ort für Spielzeugschauen. Sprecherin Gesine Steiner erwartet dadurch neue Besucher. „Es ist eine schöne Ergänzung und reizvoll, Kunst ins Haus zu holen“, sagt sie. Für Köpcke kommt auch der Humor nicht zu kurz. „Wir haben das Thema ausschließlich auf mechanische Tiere begrenzt“, erzählt er. Autos, Flugzeuge und Dampfmaschinen wurden nicht berücksichtigt.
Ziel des künstlerischen Projektes war eine besondere Art der Tierfotografie. „Für jedes Tier wurde eine spezielle Szenerie entwickelt“, sagt Köpcke. Da gibt es grimmig schauende Spielzeugfische oder farbenfrohe Papageien und kunstfertige Robben, die kleine Schirme jonglieren. Die in Fotos festgehaltenen phantasievollen Arrangements sollen dem Betrachter Spaß machen und bei ihm Interesse wecken an dieser Art von Spielzeug. In Zeiten von Gameboy und Playstation wirkt es fast altertümlich.
Ihre besondere Tierschau mit Fotos, Filmsequenzen und Originaltieren konnten sie bereits im Deutschen Meeresmuseum Stralsund, im Naturhistorischen Museum Aschaffenburg, im Naturkundemuseum Bielefeld präsentieren. Nach Berlin wartet das Naturmuseum St. Gallen in der Schweiz auf den wunderbaren „Zoo“, der bereits mit Unterstützung des Hauses in dem Buch „Mechanische Tierwelt“ veröffentlicht wurde.
Doch zunächst findet im Berliner Naturkundemuseum nun neben dem berühmtesten Urvogel Archaeopteryx und den riesigen Sauriern der kleine Affe Tom auf Zeit sein Plätzchen. Das wenige Zentimeter große patentierte Spielzeug erblickte einst in Brandenburg/Havel das Licht der Welt und bezaubert noch heute. Mit einer einfachen Technik klettert der mit Frack bekleidete Affe fix an einem Seil hoch, wenn man an beiden Enden zieht.
„Mechanische Tierwelt“, 96 Seiten, 15,99 Euro, ISBN: 978-3-00-034781-8
Mehr dazu im Internet:
www.stadt-brandenburg.de
www.naturkundemuseum-berlin.de
Gudrun Janicke
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