Homepage: Plädoyer für die geistige Wissenschaft Hinrich Enderlein zum Fakultätstag Philosophie
Eine flammende Rede für die Geisteswissenschaften hat der ehemalige Wissenschaftsminister Brandenburgs, Hinrich Enderlein (FDP), gestern auf dem Fakultätstag der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam gehalten. Zum zehnjährigen Bestehen der Fakultät bemängelte er, dass Naturwissenschaften und Technik die Forschungslandschaft dominieren würden.
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Eine flammende Rede für die Geisteswissenschaften hat der ehemalige Wissenschaftsminister Brandenburgs, Hinrich Enderlein (FDP), gestern auf dem Fakultätstag der Philosophischen Fakultät der Universität Potsdam gehalten. Zum zehnjährigen Bestehen der Fakultät bemängelte er, dass Naturwissenschaften und Technik die Forschungslandschaft dominieren würden. „Die Geisteswissenschaften sind mittlerweile zu Exoten geworden, die immer wieder in Frage gestellt werden“, so Enderlein. Zählen würde nur noch Forschung, die schnelle wirtschaftliche Entwicklung erwarten lasse. Beunruhigend sei, dass ein großer Teil der Gesellschaft diese Entwicklung gut heiße. Ohne den Naturwissenschaften ihre Bedeutung absprechen zu wollen, sagte Enderlein, dass ohne die Geisteswissenschaft die drängenden Fragen der Gesellschaft gerade auch im Umbruch der Globalisierung nicht zu bewältigen seien. Gerade das Zusammenwachsen der Welt erfordere derzeit eine verstärkte Bildung in Sprachen und Kultur- aber auch Sozialwissenschaften. Was Potsdam betreffe, so sei die Stadt ohne Geisteswissenschaften nicht denkbar: „Das wäre wie Silicon Valley ohne Chips und Prozessoren“. Der Neue Markt habe sich in Europa zu einer der ersten Adressen für europäische Kultur- und Geisteswissenschaften entwickelt. Ein Vertreter des Wissenschaftsministeriums bezeichnete dann auch die Geisteswissenschaften als ein „unverzichtbares Element“ der hiesigen Forschungslandschaft. Auch er verwies auf den Neuen Markt, aber auch auf die Jüdischen Studien und die Europäischen Medienwissenschaften der Universität. Der Rektor der Universität Potsdam, Wolfgang Loschelder, kündigte auf der Feierstunde eine engere Kooperation mit der Freien Universität Berlin (FU) an. Erste Gespräche habe es bereits gegeben, nun solle geklärt werden, wo es Zusammenarbeit und Ergänzungen, aber auch Straffungen geben könnte. Die Philosophischen Fakultät biete dazu vielfältige Möglichkeiten. Zudem prüfe man zusammen mit der FU, in wieweit man in dem geplanten Bundeswettbewerb der Exzellenz erfolgreich sein kann. Loschelder kündigte auch an, dass bis September die Frage geklärt werden soll, ob die Jüdischen Studien eine eigenen Fakultät oder ein Zentralinstitut werden. Jan Kixmüller
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