Landeshauptstadt: Planet Gaga
Ein Düsenjet dröhnt durch die schwedische Sauna, und schon wird „der Roader“ in die Galaxie gebeamt. So verrückt beginnt Mikael Niemis „Das Loch in der Schwarte“ über die Reise eines Weltraumtouristen.
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Ein Düsenjet dröhnt durch die schwedische Sauna, und schon wird „der Roader“ in die Galaxie gebeamt. So verrückt beginnt Mikael Niemis „Das Loch in der Schwarte“ über die Reise eines Weltraumtouristen. Als sein mittlerweile verfilmtes Debüt „Populärmusik aus Vittula“ in Schweden herauskam, überschlug sich die Kritik: Schrullig sei er, komisch, voller Sprachgefühl – inklusive Sex und Tempo. Und da will er jetzt noch mal rankommen? Mit seinem zweiten Buch macht Niemi nun alles anders – und nichts Autobiografisches ist zu finden.
Die Geschichte geht so: Ein Weltraumtourist reist von Stern zu Stern. Er gräbt nach „Grützwurstklumpen“, lernt die wichtigste Kneipe der Galaxie kennen, erklärt das „Gaganet“, das zweitgrößte Universum, und muss ein Schwartenschwein, den Türsteher der Weltraumkneipe, befriedigen, bevor er rein darf. Niemi hat absurde Einfälle, die sich über alle Erfindungen des Science-Fiction-Genres lustig machen. Seine Fantasie kann mit der von Walter Moers in „Den 13 1/2 Leben des Käptn Blaubär“ konkurrieren. Und er schenkt dem Leser Sätze wie diese: „Johannisbeeren waren es, schwarzer Johannisbeersaft und Schnaps. Als tränke man die Sonne, diesen errötenden Sonnenball über dem Waldhorizont.“
Zum Enkel von Douglas Adams („Per Anhalter durch die Galaxie“) reicht es dann aber doch nicht. Höchstens für den, der pubertierenden Schabernack komisch findet: etwa dass ein Planet „Wichssocke“ heißt. Über Körperflüssigkeiten redet Niemi überhaupt gerne. So liest sich das Buch ein wenig wie eine Sammlung von Jungs-Witzen. Wer sich selbst in solch einer Runde sehen kann, für den ist Niemi bestimmt köstliches Fast Food.Jeannette Krauth
Mikael Niemi: Das Loch in der Schwarte. Roman. Aus dem Schwedischen von Christel Hildebrandt. btb Verlag, München. 221 Seiten, 19,90 €.
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