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Alles muss raus. Mira Schatton aus dem Kokopelli-Kinderladen trägt eine „schwangere“ Puppe durch den Laden. Sie gehört zu den Dekomaterialien, die zur ersten Potsdamer Fundus-Börse verkauft werden.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Platz machen für neue Puppen

Potsdams Einzelhändler räumen auf: Bei der ersten Fundus-Börse werden Ladendeko und Ladenhüter verkauft und versteigert

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Auch Schaufensterpuppen müssen mit der Zeit gehen. Zwar kann man die Figuren alleweil modisch neu einkleiden – doch was die Figur, Frisur und Make-up betrifft, liegen manchen Puppen eines Tages nicht mehr im Trend. Was nicht mehr ins Werbekonzept passt oder Körperteile verloren hat und nur noch als Torso existiert, landet dann im Lager und blockiert wertvolle, teure Ladenflächen. Jetzt wird ausgemistet: Die Einzelhändler der Potsdamer Innenstadt laden am morgigen Freitag zur ersten Händler-Fundus-Börse ein. Dabei wollen die Händler Dekomaterial aller Art, bei weitem nicht nur Schaufensterfiguren, auch ausgediente Aufsteller und Präsentationshilfsmittel, zum Verkauf anbieten – Handeln erwünscht. Auch Übriggebliebenes aus dem Sortiment, Einzelstücke, die nicht mehr in die Saison passen oder zu außergewöhnlich sind, sollen am Freitag unter den Hammer.

18 Teilnehmer haben sich bisher für die Aktion angemeldet, darunter auch das Karstadt-Kaufhaus, das sich von etlichen Fensterpuppen, die normalerweise bis zu 400 Euro kosten, trennen will. Darunter sind möglicherweise sogar ganze Puppenfamilien, so die Geschäftsführerin der Karstadtfiliale, Beate Stadler. Mit der aktuellen Krise der Warenhauskette habe das nichts zu tun, die Idee sei bereits vor etlichen Monaten entstanden, so Stadler, die auch Mitglied der AG Innenstadt ist.

Gerne können spontan noch mehr Teilnehmer dazukommen, sagt Diana Behrendt von der Werbeagentur „NetworkOffice WB GbR“, die diese Aktion gemeinsam mit der AG Innenstadt organisiert. „Wir haben die Idee vorgestellt und die Händler fanden das gut“, so Behrendt. Vor allem soll damit eine Möglichkeit geschaffen werden, das oft noch gut erhaltene Dekomaterial gewinnbringend loszuwerden. „Jedes Jahr, jede Saison wird neu dekoriert und das alte Material kommt in den Keller oder auf den Dachboden. Denn zum Wegwerfen ist es meist noch zu schade – aber für das Schaufenster und den Laden nicht mehr zu gebrauchen, sagt Diana Behrendt. Und bei Ebay zu verkaufen – diese Mühe mache sich erfahrungsgemäß kaum einer, so Behrendt.

Die Händler sind nun selbst sehr gespannt, wie die Aktion bei den Potsdamern ankommt. Sie wollen die Fundus-Börse auch nutzen, um Platz zu schaffen. „Platz für Neues“, sagt Eva Geber, Mitinhaberin von „Herrendorf Uhren & Schmuck“. Dort gibt es am Freitag alles, was einst den Schmuckladen zierte: Bilder und Seidenblumen, Glasgefäße, Muscheln und Leuchttürme vom Sommer, Glitzerhirsche der vergangenen Weihnachtssaison.

Optiker Scharnbeck nutzt die Aktion gleich doppelt: „Wir wollen am kommenden Wochenende drei Tage renovieren, und müssen den Laden ausräumen. Da ist es gut, vorher Platz im Lager zu gewinnen“, sagt Mitarbeiterin Melanie Knick. Schöne Plakate, Aufsteller und ein paar ausgefallene Etuis von Markenherstellern wird es dort geben. Wie viele andere auch werden sie einen Verkaufstisch vor dem Haus aufbauen, wo gerne um den besten Preis gefeilscht werden darf.

Kristina Hasensteins Geschäft „Mode & Design“ liegt etwas abseits vom Trubel der Brandenburger Straße. Sie hofft, in der Charlottenstraße dennoch gefunden zu werden. Seit drei Jahren ist sie dort ansässig, fast ein Jahr lang bekam sie die Auswirkungen der Baustelle vor dem Haus zu spüren. Dabei höre sie immer wieder von Touristen, dass die Nebenstraßen mit den individuellen Geschäften interessanter seien als die Brandenburger mit den Filialisten. Auch sie trennt sich morgen von Ladendeko und diversen Einzelstücken. Bei „Kokopelli Kindersachen“ in der Gutenbergstraße wird es einzelne Kindertextilien sowie Umstandsmode geben, auch eine Schaufensterpuppe – wahlweise mit Babybauch – und eine alte Hebammenwaage sollen weg.

Ein kleiner Höhepunkt der Börse ist ein Musikflohmarkt vor dem Geschäft „Musik Oehme“ in der Lindenstraße am Jägertor – mit Sonderangeboten vom Klanghölzchen bis zur Gitarre.

Zumindest für die Mitglieder der AG Innenstadt ist diese Aktion kostenlos. Solche Events seien wichtig, sagt eine Mitarbeiterin bei „Schuh Baar“. Fast alles sei bereits kostenpflichtig, Regale vor dem Geschäft aufzustellen beispielsweise werde nach Quadratmetern berechnet.

Begleitet wird die Fundus-Börse vom Sender Radio Potsdam, ebenfalls Anrainer der Brandenburger Straße. Moderatoren werden beim Handeln zuschauen, mit Käufern und Verkäufern Live-Interviews führen.

Händler-Fundus-Börse am 19. September ab 14 Uhr in der Innenstadt

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