
© Manfred Thomas
Wirtschaft in Potsdam: Platz und Potential
Potsdams Wirtschaft entwickelt sich gut, der Standort Babelsberg soll weiter gestärkt werden. Nun wird ein zweites Gründerzentrum in der Medienstadt geprüft.
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Potsdam will die Bedingungen für die wachsende Film-, Medien- und Technologiebranche verbessern. Dazu soll der Standort Babelsberg weiter gestärkt werden. Als Ergänzung zum erfolgreichen Guido-Seeber-Haus könnte ein zweiter Standort für ein gefördertes Gründerzentrum mit günstigen Mieten in der Medienstadt gesucht werden. Im Jahr 2017 soll dazu eine Machbarkeitsstudie erstellt werden, sagte Potsdams Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs am Donnerstag bei der Vorstellung der Bilanz der wirtschaftsbezogenen Aktivitäten der Stadtverwaltung im Jahr 2016. Es gebe Signale, dass das Land sich an einer Förderung beteiligen würde.
Für Unternehmen, die die Nähe des Film- und Medienstandorts suchen, dürfte sich das Angebot also künftig verbessern. Wie berichtet plant auch ein privater Investor, das Gewerbeflächenangebot im Umkreis der Medienstadt zu erweitern. Die Firma KW Development will zwischen Marlene-Dietrich-Allee und Stahnsdorfer Straße 50 kleine und preiswerte Büros von 15 bis 80 Quadratmetern für etwa 25 Unternehmen errichten.
Auch Wissenschaftspark Golm soll weiter wachsen
Das Babelsberger Projekt ist außerdem nicht die einzige Baustelle der Wirtschaftsförderung im kommenden Jahr: Auch der Wissenschaftspark in Golm, schon jetzt Brandenburgs größter Wissenschaftsstandort, soll weiter wachsen. In der vergangenen Woche hatte die Stadtverwaltung bekannt gegeben, dass drei Investoren gewonnen wurden. In den kommenden zehn Jahren sollen an diesem Standort 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. In Golm soll außerdem Mitte 2017 der Bau des Gründerzentrums „Go:In II“ beginnen. Damit will die kommunale Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH (TGZP) Engpässe bei Büro- und Laborflächen überwinden. Elf Millionen Euro sollen investiert werden.
Dauerthema für die Wirtschaftsförderung bleibe die Sicherung von Gewerbeflächen. Frerichs verwies auf die Konkurrenz zum Wohnungsbau. Bei der Entwicklung von Gewerbeflächen benötige man einen längeren Atem. Dass es sich lohnt, zeige der Erfolg am Lokzirkus. Zehn Millionen Euro will Paranet – Deutschlands führender Anbieter für sogenannte Traglufthallen – an dem Standort im früheren Karl-Marx-Werk investieren.
Potenzial im Kirchsteigfeld
Großes Potential für künftige Gewerbeansiedlungen sieht die Wirtschaftsförderung im Kirchsteigfeld. Für das Areal an der A115 stehe eine vorbereitende Untersuchung für ein Entwicklungsgebiet vor dem Abschluss. Außerdem setze man Hoffnungen auch auf das Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee. Im Auftrag der Deutschen Telekom soll dort ein wissenschaftsnaher, technologieorientierter Gewerbestandort entstehen.
Dass der Platz nachgefragt ist, zeigt auch die Entwicklung der Potsdamer Wirtschaft in der Vergangenheit. Innerhalb von zehn Jahren seien 12 400 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze entstanden, sagte Dieter Jetschmanegg, der im Rathaus für Kommunikation, Wirtschaft und Beteiligung verantwortlich ist. Der Gewerbebestand sei um 21 Prozent gewachsen und die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt von 11,6 auf 7 Prozent gesunken.
Gewerbetreibende zufrieden mit Potdams als Standort
Die Mehrheit der Gewerbetreibenden ist dementsprechend zufrieden mit dem Wirtschaftsstandort. Das ist jedenfalls das Ergebnis des sogenannten Gewerbemonitors 2016 – einer Umfrage unter Gewerbetreibenden, die die Stadtverwaltung alle zwei Jahre durchführen lässt. Demnach gaben 71 Prozent der befragten Firmen an, dass sie mit Potsdam als Standort überdurchschnittlich zufrieden sind. Allerdings blicken weniger Unternehmen optimistisch in die Zukunft als zuletzt. So erwarten 48 Prozent der Befragten in den nächsten zwei bis drei Jahren steigende Umsätze. Bei der letzten Erhebung waren es noch 57 Prozent gewesen.
Gesunken ist laut Gewerbemonitor die Zufriedenheit mit der Breitbandversorgung. Auch damit wollen sich Jetschmanegg und Frerichs im kommenden Jahr auseinandersetzen. Allerdings hätten die Unternehmen unterschiedliche Bedürfnisse. Klar sei, dass die Kommune diese Infrastruktur nicht im Alleingang bereitstellen könne.
Auch die Potsdamer Industrie- und Handelskammer (IHK) warnte am Donnerstag vor Selbstzufriedenheit. „Ziel muss eine wirtschaftsfreundlichere Kommunalverwaltung sein, die Lösungen ermöglicht – nicht verhindert oder ausbremst.“ Potsdam brauche endlich eine zukunftsfähige Verkehrsplanung, die auch dem Wirtschaftsverkehr und dem lokalen Handel gerecht wird. „Mit Fahrbahnverengungen, Tempo 30 und aufgemalten Radwegen ist es nicht getan“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Mario Tobias.
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