Landeshauptstadt: „Plötzlich und unerwartet“
Johannes Rey ist tot – erst vor kurzem wollte er offenbar seine einstigen Villen an Diplomaten vermieten
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Johannes Rey ist tot – erst vor kurzem wollte er offenbar seine einstigen Villen an Diplomaten vermieten Von Sabine Schicketanz Berliner Vorstadt - In der Taunus-Zeitung der hessischen Stadt Oberursel ist die Todesanzeige bereits am Mittwoch erschienen: Getrauert wird um Johannes Rey. Gestern sollte der Mann, der offenbar nur 52 Jahre alt geworden ist, auf dem Alten Friedhof in Oberursel-Süd beerdigt werden. „Plötzlich und unerwartet“ mussten die Angehörigen, so steht es in der Anzeige, von Johannes Rey Abschied nehmen. Gestorben sei er am 9. Oktober 2005 in Oberursel. In Potsdam ist diese Nachricht erst gestern eingetroffen – und lässt damit aktuelle Vorfälle um den Mann, mit dessen Namen sich in der Landeshauptstadt ein millionenschwerer Bau- und Immobilienskandal verbindet, in einem zumindest anderen Licht erscheinen. Denn vor nicht einmal drei Wochen soll Johannes Rey – der für das Potsdamer Amtsgericht seit mehr als fünf Jahren justiziabel nicht aufzufinden war – wieder in Potsdam unterwegs gewesen sein. Seine Mission: Er bot drei der vier Villen in der Manger- und Seestraße, die er einst gekauft hatte, die ihm aber seit der Zwangsversteigerung der Villa Kellermann alle nicht mehr gehören, Diplomaten aus einem afrikanischen Land zur Miete an. Dokumente, die den PNN vorliegen, belegen dies. Darunter sind auch vorformulierte Mietverträge. Zudem soll Rey mit den Interessenten eines der Häuser, das derzeit leer steht, sogar besichtigt haben – der neue Eigentümer soll die alten Schlösser nicht ausgewechselt haben, und Rey war scheinbar noch im Besitz der Schlüssel. Auf die Schliche gekommen sein sollen die afrikanischen Diplomaten Johannes Rey erst, als sie sich Ende September auf eigene Faust in der Villa Kellermann nach den Räumen erkundigten, die zu vermieten seien. Sie wollten dort ein Konsulat, Generalkonsulat oder eine Botschaft einrichten. Die Auskunft, die sie in der Villa bekamen, wollten die diplomatischen Unterhändler offenbar zunächst gar nicht glauben – bis sie das Schreiben des Gerichts, das die Zwangsversteigerung des Hauses in der Mangerstraße 35-37 bestätigt, zu sehen bekamen. Mitten in die sich nach PNN-Informationen anbahnenden diplomatischen Verwicklungen platzte nun die Nachricht von Johannes Reys Tod. Damit wird sich wohl auch die Suche des Potsdamer Amtsgerichts erledigt haben: Immer wieder hatte das Gericht versucht, Rey zu Strafverfahren vorzuladen. Der Mann befand sich jedoch – zum Unverständnis vieler – zumindest für die Justiz an einem unbekannten Aufenthaltsort in Italien. Die Gerichts-Ladungen konnten ihm nie wie vorgeschrieben persönlich zugestellt werden. Erst Anfang September diesen Jahres gab es erstmals einen Urteilsspruch in Abwesenheit des Beklagten Rey: Wegen Beleidigung und übler Nachrede über den damaligen Potsdamer Oberbürgermeister und heutigen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck wurde er zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten auf Bewährung und 5000 Euro Geldbuße verurteilt. In der Potsdamer Öffentlichkeit wurde von Johannes Rey jahrelang als „Plattmacher vom Heiligen See“ gesprochen. Rey verfolgte den unsinnigen Plan, aus der Villa Kellermann eine Spielbank zu machen. Drohungen, Kündigungen, Schikanen – damit brachte Rey fast alle Mieter dazu, das Haus in der Mangerstraße zu verlassen. Nur Gastronom Maximilian Dreier blieb, beide standen sich in vielen Gerichtsverfahren gegenüber, Rey verlor ein ums andere Mal. Zwischenzeitlich wurde die Villa selbst zum Schlachtfeld. Plötzlich aufgeschüttete Baugruben, Baugerüste, auf denen sich nichts tat, zubetonierte Abflussrohre, giftiger Lack auf dem Fußboden – „unbekannte Täter“ unternahmen fast alles, um den Restaurantbetrieb zu torpedieren. 2001 endete der Spuk, denn Rey setzte sich auf der Flucht vor seinen Gläubigern nach Italien ab. Er hinterließ offene Rechnungen und ein Gebäude, das die Nassauische Sparkasse wegen Reys Schulden in Zwangsverwaltung nahm. Im Februar dieses Jahres wurde die Villa dann zwangsversteigert: Sie ging für 1,9 Millionen Euro an Hans-Joachim Sander, Kunstsammler, Galeriebesitzer und Ehemann einer Erbin des Shampoo-Imperiums Wella. Anfang 2005 war auch Johannes Rey wieder aufgetaucht – im Internet: Bei einer Begleitagentur bot er sich unter dem Namen „Giova“ an und ließ verlauten, er lebe an drei Orten in Europa: in Potsdam, dem italienischen Sirmione und im Raum Frankfurt (Main). Doch auch dies änderte an der Lage von Villa Kellermann-Pächter Dreier nichts. Die Gerichtstitel über eine Summe in Höhe von 120 000 Euro, die er gegen Rey in den Händen hat, ließen sich wegen dessen Unauffindbarkeit nie vollstrecken.
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