Von Michael Klug: Poker ums Holz
Vor der heutigen Wertholzauktion in Chorin werden die Bestände durch Holzhändler begutachtet
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Frankendorf - Mit Thermoskanne, Zollstock und Wasserspritze hat sich Christian Schlautmann aus dem nordrhein-westfälischen Beelen auf den Weg in die Prignitz gemacht. Den heißen Tee braucht der Inhaber einer Holzfirma gegen die Kälte, die über dem im Kiefernwald versteckten Lagerplatz für märkische Edelhölzer bei Frankendorf liegt. Mit dem Wasser besprüht Schlautmann die akkurat aufgereihten Baumstämme. „Wie beim Lackieren sieht man Maserung, Farbe und Krankheiten im Holz. So lässt sich einschätzen, wie sich der Baum bei der Verarbeitung darstellen würde“, sagt er. Verarbeitung heißt für Strautmann vor allem Sägen und Schälen. „Über 90 Prozent des Holzes verarbeiten wir zu Parkett. Aus dem geeigneten Rest schälen wir Furnierplatten.“ Den Ausflug nach Brandenburg hat Schlautmann, der derzeit in ganz Europa auf Holzsuche für seinen Familienbetrieb ist, nicht bereut.
„Die Bäume sind vielleicht nicht ganz so mild gereift wie die Pfälzer oder Französischen Eichen. Aber sie gehen noch“, sagt er. Wie viel der 41-Jährige bei der am heutigen Dienstag in Chorin stattfindenden Auktion für seine 30 auserwählten Stämme bezahlen muss, kann Auktionator Lothar Krüger nicht schätzen: „Eine Prognose abzugeben, ist unmöglich.“ Krüger spricht aus einer 20-jährigen Berufserfahrung als Holzverkäufer des Landesforstamts Eberswalde. „Bei der Auktion gibt es immer wieder Überraschungen. Gerade wenn die Erwartungen hoch flogen, weil sich die Händler bei der Taxierung überschlugen, kam später nichts raus - und umgekehrt“, berichtet Krüger. Für Eichen, die mit 70 Prozent den Großteil des diesjährigen Wertholzangebots ausmachen, erwartet der Auktionator aber einen Preis ab 700 Euro je Festmeter: „Damit lägen wir in der Größenordnung der vergangenen Jahre und wären zufrieden.“ Im vergangenen Jahr kamen bei der Versteigerung von mehr als 1000 Kubikmetern oder 900 Stämmen Laubholz fast 481 000 Euro zusammen.
Wenig Hoffnung auf ein gutes Geschäft macht sich Manfred Süssner aus der Rhön. Der Chefeinkäufer einer nordbayrischen Holzfirma hat es auf Eichen, Erlen und Ahorn abgesehen, die für die Furnierherstellung in Frage kommen. „Der Großteil von dem, was hier liegt, taugt nichts“, sagt Süssner nach einem Rundgang über den Lagerplatz aufgebracht.
Von solchen Aussagen unbeeindruckt zeigt sich Brandenburgs oberster Holzvermarkter, der zuständige Referent im Agrarministerium, Thilo Noack. Er vermutet eher taktisches Kalkül des Händlers vor der Auktion. „Bei Eichen gab es in den vergangenen Jahren eine intensive Nachfrage und entsprechend hoch ist der Preis. Also wird nach vermeintlichen Schwächen gesucht, um zu drücken, wo es geht“, erläutert Noack.
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