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Von Peer Straube: Polenböller unterm Thalia-Vordach

Silvester war es relativ ruhig in Potsdam. Zwei Verletzte und ein beschädigtes Kino sind die leidigen Ausnahmen

Von Peer Straube

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In einem waren sich alle einig: Potsdam hat es zwar ordentlich krachen lassen, aber weitgehend besonnen. Polizei, Feuerwehr und Bergmann-Klinikum sprachen übereinstimmend von einem ruhigen, normalen Silvester.

Doch es gab Ausnahmen. Ein 33-jähriger Mann und ein achtjähriger Junge wurden von Silvesterknallern verletzt. Der junge Mann, Andy P., wurde in der Waldstadt II von einem Böller am Kopf getroffen und trug Verletzungen davon. Kurz nach Mitternacht traf am Schlaatz ein Knaller den Jungen Maximilian K. am Auge, wodurch er leicht verletzt wurde.

Bei den Sachbeschädigungen hat es das Babelsberger Thalia-Kino am ärgsten getroffen. Unter dem Vordach ließen Vandalen sogenannte Polenböller hochgehen – die oft in privaten Labors im Nachbarland zusammengemixt werden und deren Sprengkraft kaum zu kalkulieren ist. In Deutschland sind sie verboten. Im Thalia-Kino ging eine Eingangstür zu Bruch, auch die Scheibe eines Schaukastens, eine Sonderanfertigung, wurde zertrümmert. Hinzu kamen mehrere „faustgroße“ Löcher in der Decke des Vordachs, wie Kinochef Thomas Bastian den PNN sagte. „Das wird für uns ein teures Vergnügen“, sagte Bastian. Den entstandenen Schaden schätzt er auf eine fünfstellige Summe. Da es im vergangenen Jahr schon zweimal Vandalismusschäden gegeben hat, kündigte Bastian Konsequenzen an. Er sei zwar „kein Freund von Videoüberwachung“, aber nun werde man wohl nicht mehr darum herumkommen. Andernfalls könne es sein, dass die Versicherung den Vertrag kündige. Zumindest in den Nachtstunden sollen demnach künftig Kameras das Geschehen im Auge behalten.

Von diesen unrühmlichen Ausnahmen abgesehen gab es aber „nur“ die üblichen Silvestereinsätze für Polizei und Feuerwehr. So fackelte am Schlaatzer Binsenhof ein Kleidercontainer ab, nachdem ihn ein Böller in Brand gesetzt hatte. Containerbrände gab es außerdem in der Großbeerenstraße, der Pietschker-, der Lenné-, der Nelly-Sachs- und der Eduard-von- Winterstein-Straße. Auf dem Gelände des Schiller-Gymnasiums in Drewitz brannte ein Schuppen völlig nieder. In der Ziolkowskistraße traf eine Rakete einen Balkon und löste dort ein Feuer aus. Die Feuerwehr konnte den Brand löschen und ein Übergreifen der Flammen auf andere Wohnungen verhindern. In der Margarete-Buber-Neumann-Straße im Kirchsteigfeld brannten mehrere Mülltonnen im Erdgeschoss eines Hauses, das kurzzeitig evakuiert werden musste. Verletzt wurde aber niemand. Insgesamt zehn Brände wurden in der Silvesternacht im Stadtgebiet registriert. „Für uns war das eigentlich ganz normales Tagesgeschehen“, bilanzierte Wolfgang Sita, Schichtführer der Feuerwehrleitstelle, gestern gegenüber den PNN. Für Silvester sei es „sehr ruhig gewesen“, sagte er.

Auf insgesamt 80 Einsätze im Stadtgebiet brachte es die Polizei zwischen 17.30 Uhr und 6 Uhr am Neujahrsmorgen. Laut Polizeihauptkommissar Thorsten Kollenrott, Dienstgruppenleiter in der Wache Mitte, entspricht das der üblichen Zahl an einem ganz normalen Wochenende. Für Silvester sei es „wirklich ruhig“ gewesen. Die Schwerpunkte hätten in den Neubaugebieten gelegen, wo es auch die meisten Sachbeschädigungen gegeben habe. So gingen am Schlaatz mehrere Telefonzellen durch Feuerwerkskörper zu Bruch, zahllose Briefkästen hatten ebenfalls unter der Knallerei zu leiden. Außerdem ist es laut Kollenrott zu zehn Körperverletzungsdelikten gekommen. Diese Schlägereien unter Betrunkenen hätten jedoch überwiegend bei privaten Feiern stattgefunden und nicht in öffentlichen Lokalitäten.

Das erste Kind im neuen Jahr ließ sich bis 3.25 Uhr Zeit – dann hat Anna im Klinikum „Ernst von Bergmann“ das Licht der Welt erblickt. Die Besucher der traditionellen Silvesterfeier auf den Terrassen von Sanssouci genossen einen spektakulären Blick auf den romantischen Park – ohne Böller, die aus Sicherheitsgründen verboten waren. Einen Silvesterabend der exklusiven Art hatten die 300 Gäste des Filmballs im Kongresshotel am Templiner See. Passend zum Themen-„Jahr des Films“ gab es eine Party inmitten von Original-Requisiten von Filmklassikern.

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