Landeshauptstadt: Polizei fahndet nach Pyromanen
Autos angezündet: Ermittler gehen in Neu Fahrland von ortskundigem Täter aus / Brandstifter in Waldstadt
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Neu Fahrland/ Waldstadt - Die Potsdamer Polizei sucht zwei Serien-Brandstifter, die im Ortsteil Neu Fahrland und in der Waldstadt unabhängig voneinander und regelmäßig Feuer legen. Das bestätigte Polizeisprecherin Ingrid Schwarz am Montag auf PNN-Nachfrage.
Besonders im relativ kleinen Neu Fahrland herrscht große Sorge, nachdem am späten Freitagabend einmal mehr vier Autos in Flammen aufgegangen waren und 50 000 Euro Sachschaden entstand. Es sei von einem ortskundigen Täter auszugehen, sagte Sprecherin Schwarz. Ein politischer Hintergrund werde nicht vermutet. Innerhalb eines Jahres hat es in dem Ort laut Polizei bereits drei Brandserien gegeben. So seien im vergangenen November an zwei Abenden zwei Carports angezündet worden. Und im April dieses Jahres seien in zwei Nächten insgesamt fünf Wagen abgebrannt. Im Gedächtnis der Anwohner ist auch eine Serie von Brandanschlägen auf mehr als 15 Autos im Herbst 2009. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur.
Auffällig ist: Die am Freitagabend angezündeten und offenbar willkürlich ausgewählten Kleinwagen der Marken Nissan, Fiat und Kia befanden sich in einem abgelegenen Teil der Ringstraße – dort hinterließ ein Brandstifter auch schon 2009 verkohlte Autowracks. Wie damals geht die Polizei davon aus, dass mittels Brandbeschleuniger – etwa Grillanzünder – ein Reifen der Autos angezündet wurde und sich das Feuer ausbreitete.
Wegen der Ähnlichkeiten beim Ablauf der Brandstiftungen vermutet Ortsvorsteherin Carmen Klockow (CDU) mittlerweile, dass in dem vor allem von Einfamilienhäusern geprägten Ortsteil ein Pyromane umgeht – also ein krankhafter Brandstifter. Das sagte die Politikerin am Montag auf PNN-Anfrage. Seit zehn Jahren habe es immer wieder einzelne Brandstiftungen im Ort gegeben – auch Schuppen seien in Flammen aufgegangen, aber auch kleine Waldstücke. Die Taten seien in einem eng abgegrenzten Gebiet geschehen. Zudem sei auffällig, dass der Täter offenbar immer wieder einige Monate warte, bis die Wachsamkeit der Bürger wieder nachlasse. Im nächsten Ortsbeirat werde das Thema einmal mehr auf die Tagesordnung gesetzt, kündigte Klockow an – es müsse diskutiert werden, ob eine Belohnung für die Ergreifung des Täters ausgesetzt werden solle. Eine Bürgerwehr, bei der Anwohner in ihrer Umgebung kontrollieren sollen, ob alles in Ordnung ist, hält Klockow dagegen für nicht zumutbar. „Ich halte aber eine stärkere Präsenz der Polizei für angebracht“, sagte sie.
Tatsächlich gestalten sich Ermittlungen nach Brandstiftungen meist als schwierig, weil Spuren wie Fingerabdrücke durch das Feuer vernichtet werden. Zugleich gibt es innerhalb der Polizeidirektion nach PNN-Informationen nur zwei für Potsdam zuständige Brandexperten. Allerdings hatte auch 2009 eine eigens gebildete zehnköpfige Ermittlungsgruppe die bisher einmalige Brandserie in Potsdam nicht aufklären können. Damals waren an die knapp 1500 Bewohner des Ortsteils auch Hunderte Handzettel mit der Bitte um Unterstützung der Ermittlungen verteilt worden – ebenfalls ohne Erfolg. Diesmal habe das Dezernat Schwere Kriminalität der Kriminalpolizei die Ermittlungen übernommen, hieß es weiter.
Auch in der Waldstadt versucht die Polizei eine Brandserie aufzuklären. Dort würden seit Wochen immer wieder Abfallcontainer und Müllhaufen angezündet, wie Schwarz den PNN bestätigte. Mehrmals konnte die Feuerwehr dabei Schlimmeres verhindern, etwa als im Juli die Flammen angesteckter Mülltonnen fast auf einen Einkaufsmarkt übergriffen. Es werde weiter nach Zeugen gesucht, sagte Schwarz.
Einen 26 Jahre alten Tatverdächtigen haben Ermittler dagegen für eine Brandserie in einem Wohnblock in der Drewitzer Günther-Simon-Straße im Visier. Die Untersuchung dauere aber noch an, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam am Montag. In dem Plattenbau hatte es innerhalb eines Jahres dreimal gebrannt, begonnen hatte die Serie im Juli 2011. Mehrere Menschen waren dabei leicht verletzt worden.
Die Zahl der Brände in Potsdam ist seit Jahren relativ konstant, wie aus dem jüngst veröffentlichten Statistikbericht der Stadt hervorgeht. Demnach musste die Feuerwehr 2007 und 2009 jeweil 276 Feuer löschen – im vergangenen Jahr dagegen 224. Im Jahr 2010 verzeichneten die Statistiker nur 205 Brände.
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