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Landeshauptstadt: Pommes von der Kuh

Kita „Baumschule“ erhielt IKK-Förderpreis: Kinderrat entscheidet über dessen Verwendung

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Die Melange aus Erdbeermus und Bio-Yogurt läuft zäh die glatte Wand der Rührschüssel herunter. Auch in Jannicks Mundwinkeln klebt noch ein Rest vom zweiten Frühstück und malt dem Fünfjährigen einen rosafarbenen Oberlippenbart. „Lllecker“, sagt der Junge, in dem seine Zunge die eiserne Reserve wegschleckt. Die anderen Kinder in der Gruppe grübeln derweil über der Theorie. Auf einem Blatt Papier, das ihnen Erzieherin Tina Wagenschütz ausgeteilt hat, sind Bilder. Von Eis am Stiel, Kuchen, Quark, Wurst. Mit dicken Buntstiften sollen die Kinder ankreuzen, was aus Milch gemacht wird. „Pommes“, ruft ein Junge. „Mein Leibgericht.“ „Und die kommen von der Kuh“, fragt Tina Wagenschütz ungläubig nach. „Pommeskuh, Pommeskuh“, skandieren zwei Mädchen und kichern. „Pommes sind aus Kartoffeln“, korrigiert sich der Frittenfan und bekommt dafür ein fettes Lob.

Die Gesund&Lecker-AG in der Kita „Baumschule“ in Potsdam-West ist nur eines von vielen Angeboten, aus dem die 33 Kindergarten- und 185 Hortkinder auswählen können. Vor allem für ihr Bewegungs- und Gesundheitsprogramm wurde die Einrichtung in Trägerschaft des Vereins Independent Living e.V. jetzt von der Innungskrankenkasse IKK ausgezeichnet. Es ist nicht die erste Auszeichnung, die die Kita in der Geschwister-Scholl- Straße einheimste.

„Ein Teil unserer Kinder kommt aus sozial schwachen Verhältnissen. Einige sind sogar im Heim zu Hause“, sagt die Kita-Leiterin Kriemhild Franke. „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, täglich darauf zu achten, dass sich die Kinder gesund entwickeln“, sagt sie. Dazu gehöre auch, dass die Erzieher mit Bedacht ausgewählt werden. Jede der zwölf Frauen und auch der eine Mann hätten neben ihrer pädagogischen Ausbildung zusätzliche Qualifizierungen. Mit diesen würden die verschiedenen Interessensbereiche wie Rhythmus und Klang, Natur, Sprachen, Kreativität oder auch wissenschaftliches Experimentieren entwickelt.

Corinna Jahn beginnt den Tag mit Yoga, einer Klangschale und vielen bunten Tüchern. „Ich hätte nicht gedacht, dass das auch mit kleinen Kindern funktioniert“, gesteht die Erzieherin und Lehrerin der indischen Lehre von der körperlichen und seelischen Einheit. Die Vier- bis Sechsjährigen sind konzentriert. Sie haben um die Klangschale Platz genommen. Jedes schlägt den Klangkörper an: Mal kräftig, mal zart – je nach Gemütszustand. Danach können sich die zehn Kinder mit den Tüchern bewegen, einen Schmetterling imitieren oder einfach Tanzen. Ähnlich wie beim Erwachsenen-Yoga gebe es auch bei den Kleinen Phasen der An- und der Entspannung, erläutert Corinna Jahn. Allerdings seien maximal 45 Minuten Übung bei kleinen Kindern genug. Danach, das hat sie schon beobachtet, sind ihre kleinen Teilnehmer wach und klar.

Die Belobigung der Krankenkasse ist mit einem Förderpreis über 1100 Euro verbunden, erzählt Leiterin Franke. Was mit dem Geld geschehen solle, darüber entscheide der Kinderrat, „obwohl ich auch ein paar Wünsche hätte“, gesteht sie. Im Kinderrat säßen je zwei Vertreter aus den insgesamt neun Gruppen. In einem demokratischen Prozess werde über die verschiedenen Vorschläge abgestimmt. Das Spielgerät, das die meisten Punkte erhält, wird angeschafft, erklärt Kriemhild Franke das Prozedere. Es ist wichtig für die Kinder mitbestimmen zu können, sagt sie. Der Grundsatz in der der „Baumschule“ heißt deshalb, die Kinder ernst zu nehmen. Dass, so die pädagogische Erklärung, stärke ihre soziale Kompetenz. Nicola Klusemann

Nicola Klusemann

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