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TEUERSTER DEUTSCHER FILM: „Popcorn mit Gehirnschmalz“

Vor der Weltpremiere von „Cloud Atlas“ am heutigen Samstag in Toronto zeigt sich der Potsdamer Produzent Stefan Arndt mega-nervös und überzeugt zugleich

Stand:

Das Buch galt als unverfilmbar – die Wachowskis („Matrix“-Trilogie) treten gemeinsam mit Regisseur Tom Tykwer („Das Parfüm“) den Gegenbeweis an: Am heutigen Samstag feiert ihr neues Werk „Cloud Atlas“ – Der Wolkenatlas – nach dem gleichnamigen Bestseller des britischen Schriftstellers David Mitchell Weltpremiere beim Filmfestival im kanadischen Toronto. Auf epische 163 Minuten Spielzeit bringt es der Film, der mit seinem 100-Millionen-Euro-Budget bereits als teuerster deutscher Film Schlagzeilen machte, in der Branche mit größter Spannung erwartet wird und schon vorab als Oscar-Kandidat gilt. Das liegt sicher auch an der Traumbesetzung: Neben den Oscar-Preisträgern Tom Hanks, Halle Berry, Susan Sarandon und Jim Broadbent standen Stars wie Hugh Grant, Hugo Weaving oder Ben Whishaw vor der Kamera. Sie spielen jeweils mehrere Charaktere in einer komplexen Story, die Jahrhunderte und Kontinente umspannt – und bei der es um die letzten Fragen und das Schicksal der gesamten Menschheit geht.

„Mega-nervös“ und überzeugt zugleich zeigt sich auch der Produzent und Wahlpotsdamer Stefan Arndt („Das weisse Band“) vor der Premiere beim Gespräch über sein bislang größtes und teuerstes Projekt: „Wir wissen, dass dieser Film super ist.“ Nicht einmal ein Jahr ist seit dem Drehstart im vergangenen September vergangen. Für einen Film dieser Größenordnung ist das ein beachtliches Tempo: Er sei sich in den vergangenen Monaten manchmal vorgekommen, scherzt Arndt, als sei ein ICE durch sein Wohnzimmer gerast.

Nichtsdestotrotz sei der Film ein handgefertigtes Einzelstück – so, wie es sich die von Stefan Arndt mitgegründete Firma X-Filme auf die Fahnen geschrieben hat. „Popcorn mit Gehirnschmalz“ verspricht der Produzent für das zu großen Teilen im Studio Babelsberg entstandene Werk: „Ich glaube, man guckt sich den Film zweimal an. Der ist wirklich reich.“

Die Idee zum Film wurde erstaunlicherweise auch in Babelsberg geboren: Am Set von „V for Vendetta“, für den die Geschwister das Drehbuch verfassten, hatte Hauptdarstellerin Natalie Portman das Buch gelesen. Sie war begeistert – die Wachowskis ebenfalls und das so sehr, dass sie alle ihre Freunde dazu drängten, es ebenfalls zu lesen.

Wirtschaftlich wirke das Projekt nachhaltig für die Region, betont Arndt: „Der Film ist von A bis Z hier gemacht.“ Bis zu 700 Leute hätten in Hochzeiten daran gearbeitet. „Dieses Know-how bleibt in der Gegend“, sagt Stefan Arndt. Für ihn ist die Mammutproduktion ein Paradebeispiel dafür, dass und wie unabhängig finanziertes Kino funktionieren kann. Weltweit gingen die Produzenten – neben Arndt waren das auch die drei Regisseure und der australische Produzent Grant Hill, Produzent von „V for Vendetta“ – auf Investorensuche.

Am Ende waren rund 170 maßgebliche Verträge mit Unterstützern aus fünf Kontinenten unterschrieben. Als sich das Team eine Übersicht über die Finanzierung erstellt, sieht das Ergebnis aus „wie der New Yorker U-Bahn-Plan“, erinnert sich Stefan Arndt. „Der Produzent schläft auf jeden Fall besser, je niedriger das Budget ist“, sagt er. Lobende Worte hat er für die Deutsche Filmförderung und die regionalen Filmförderer des Medienboard Berlin Brandenburg und die Geldgeber der Landesinvestitionsbank ILB.

Für ein Projekt dieser Größenordnung war das Budget knapp, betont der Potsdamer. Mit nur 60 Drehtagen war auch der Drehplan straff, wie sich der Produzent erinnert. Und er wurde gleich zu Drehbeginn mit dem Sturz von Halle Berry über den Haufen geworfen. „Gott sei dank hatten wir am Tag vorher alle Versicherungen unterschrieben“, sagt Stefan Arndt. Wegen des gebrochenen Fußes wurden erst die Szenen gedreht, in denen die Oscar-Preisträgerin sitzen konnte.

Wie wohl sich das hochkarätige Schauspielerteam am Set gefühlt hat, haben schon mehrere der Schauspieler zu Protokoll gegeben: Zuletzt schwärmte Susan Sarandon in der US-amerikanischen Huffington Post von „Cloud Atlas“ als „einem der mutigsten und außergewöhnlichsten Filmprojekte seit Langem“. Die Arbeitsatmosphäre beschreibt sie als „Cirque du Soleil der Seele“, bei dem die Schauspieler mit ihren Rollen von einem Moment auf den nächsten zwischen Geschlechtern oder Zeitaltern sprangen: „Alle hatten so viel Spaß.“

Ähnlich positive Einschätzungen sind auch vom Publikum der Testvorführungen überliefert, von denen der eine oder andere seine Begeisterung über den Online-Nachrichtendienst Twitter bekannt gab. Offizielle Premiere ist am Samstag 18 Uhr in Toronto. Dann wird Arndt mit allen Schauspielern und den Regisseuren über den Roten Teppich des „Princess of Wales“ gehen. Auch zur Deutschlandpremiere Anfang November in Berlin soll das Team wieder versammelt werden. In den deutschen Kinos startet der Film am 15. November.

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