Landeshauptstadt: „Postmoderner Riegel“
Galeristin Ute Samtleben sammelt Unterschriften gegen Anbau-Entwurf für Brandenburger Tor
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Galeristin Ute Samtleben sammelt Unterschriften gegen Anbau-Entwurf für Brandenburger Tor Sie haben Unterschriften gegen den Anbau von Flügelbauten an das Brandenburger Tor gesammelt. Wie viele sind zusammengekommen und warum haben Sie sich zu dieser Aktion entschlossen? Ich habe keine Unterschriften gesammelt gegen die Bebauung des Brandenburger Tores an sich, sondern nur gegen den Entwurf, der der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde. Dazu gab es ein so großes Echo in meiner Galerie, dass mich die Öffentlichkeit aufgefordert hat, eine Möglichkeit zu schaffen, sich gegen den Entwurf zu äußern. Bisher sind 290 Unterschriften geleistet worden. Wir haben diese zusammengefasst – alle haben sich übrigens mit Namen und Adresse eingetragen – und haben die Liste dem Oberbürgermeister zukommen lassen. Dazu habe ich dem Oberbürgermeister einen Brief geschrieben, in dem ich die Argumente, die mir zugegangen sind, zusammengefasst habe mit der Bitte, so ein gravierendes Bauwerk in der Mitte der Stadt, auf das alle Architekturbücher Potsdams und Brandenburgs Bezug nehmen, doch bitte etwas breiter öffentlich zu diskutieren. Diese öffentliche Diskussion sollte nicht nur unter dem Aspekt der Architektur oder der Schließung eines Platzes erfolgen, sondern unter allen in Frage kommenden Gesichtspunkten wie ästhetischen, politischen, ökonomischen und umwelttechnischen. Und was haben Sie speziell gegen den vorliegenden Entwurf einzuwenden? Ich wundere mich darüber, dass der Entwurf von einigen, die in der Stadt Verantwortung tragen, als modern empfunden wird. Es handelt sich vielmehr um einen postmoderne Architektur, die in keiner Weise zur Qualität des Tores passt. Es wird von den Befürwortern immer so argumentiert, dass der Platz geschlossen werden müsse das ist aber eine Phrase... ... es heißt, das bringe Atmosphäre, weil der Aufenthalt hier intimer wird und sich unter diesen Bedingungen die Gastronomie sich besser entfalten könne. Wie gesagt, das ist eine Phrase, die durch überhaupt nichts bewiesen ist, weil nämlich die Korrespondenz vor und hinter dem Luisenplatz inzwischen viel schöner ist, weil die Gäste auch mal einen anderen Platz einnehmen können, als immer nur in der Brandenburger Straße zu sitzen. Abgesehen davon, entsteht ein ganz geschlossener Ring, der erstens einen Riesen-Schlagschatten auf die gastronomischen Einrichtungen, die schon vorhanden sind, werfen wird und das ab einer bestimmten Tageszeit, die Kaffeezeit ist. Zweitens ist es ein Klimariegel und drittens ein optischer Riegel, der durch nichts gerechtfertigt ist, weil er in drei, vier fünf Jahren überhaupt nicht mehr dem entsprechen wird, was jetzt versprochen wird, nämlich Durchsichtigkeit. Wenn ich in einem Glasbau, der die Architektur eines Busbahnhofs hat, was wir an dieser Stelle wirklich nicht brauchen, Gastronomie unterbringe, dann muss ich bedenken, dass er nach einer Weile nicht mehr durchsichtig sein kann. Jede Gastronomie braucht nun mal eine Küche, ein Lager und einen Abstellraum. Ich fürchte, das wird ein ganz schlecht zu pflegender Bau an einer ganz besonderen Stelle. Wenn er erstmal steht, können wir dann diskutieren wie wir wollen, dann kriegen wir ihn nicht mehr weg – das kennen wir von der Blechbüchse und von anderen Provisorien. Was müsste nun geschehen, nachdem sich sogar der Kulturausschuss für diesen Entwurf ausgesprochen hat? Man muss in den Argumentenaustausch treten und zwar in breitester Öffentlichkeit, denn wir haben nicht nur Stimmen von Potsdamern gehört sondern auch von Touristen und vielen Berlinern, die sagen: Deshalb kommen wir nicht nach Potsdam, um Ähnliches zu erleben wie in anderen Städten, dass aus kommerziellen Gründen solche postmodernen Bauten an wirklich wertvolle angehängt werden und sich dadurch aufwerten. Die meisten Meinungen beziehen sich darauf, dass keine optische Abriegelung gefragt ist, sondern die Funktionsfähigkeit der Ecke Brandenburger /Schopenhauer Straße mit den Gaststätten, die wir mal hatten einschließlich Spieluhr. Das Gespräch führte Günter Schenke
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