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Sommeruniversität zur Aufklärung befasste sich mit regionalen Ausprägungen der Kulturbewegung

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Unweit des Schlosses Sanssouci, in dem Friedrich II. einst Voltaire und andere Geistesgrößen zu seinen berühmten philosophischen Tafelrunden bat, trafen sich in dieser Woche 20 Studierende verschiedener Länder, um die Epoche der Aufklärung aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Die diesjährige Sommeruniversität auf dem Campus am Neuen Palais untersuchte die Aufklärung als „eine europäische Kulturbewegung in ihren regionalen Ausprägungen“. Es war die erste Veranstaltung innerhalb des dreijährigen EU-Erasmus Intensivprogramms CompaRaisons. Gastdozenten der kooperierenden Universitäten in Frankreich und Polen waren angereist, um über philosophische und naturwissenschaftliche Entwicklungen im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts zu diskutieren.

„Dass es so viele unterschiedliche Perspektiven gibt, war den Studenten gar nicht bewusst“, sagt Iwan-Michelangelo D''Aprile vom gastgebenden Lehrstuhl Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit. Umso mehr freute sich der Dozent, seinen Studenten gleich so viele Austauschmöglichkeiten zu bieten: Die Studierenden konnten mit Lehrenden der Partneruniversitäten Paris X Nanterre und Versailles Saint-Quentin-en-Yvelines in Frankreich sowie Zielona Góra und Torùn in Polen diskutieren. Das hat für Überraschungen gesorgt, berichtet die Geschichtsstudentin Silvia Hennig. Wie vielfältig das Thema eigentlich ist, verdeutlichte ihr ein Vortrag über den deutschen Reiseschriftsteller Georg Forster, der im 18. Jahrhundert Reiseberichte über Frankreich, Deutschland und Polen geschrieben hat. Obwohl Forster die Denkweisen in den anderen Ländern teilte, seien ihm die Kulturen fremd gewesen, erklärt die Studentin, die ihre Magisterarbeit über die Aufklärung schreiben möchte. Aber solche kulturellen Hürden habe es nicht nur damals gegeben, fügt sie hinzu. Weil es sich bei der Sommeruniversität um ein europäisches Projekt handelte, wurden sämtliche Vorträge in der jeweiligen Landessprache abgehalten. Es gab ausreichend Übersetzungsmöglichkeiten. Eine einheitliche Sprache aber hätte die Verständigung sicher erleichtert, meint Silvia Hennig. „Im 17. Jahrhundert sprachen alle Französisch.“

Der Gebrauch mehrerer Sprachen in der Sommeruniversität sollte die kulturelle Vielfalt betonen und den europäischen Gedanken festigen, erklärt D“Aprile. „Der Prozess der Aufklärung ist ja noch immer aktuell“, betont er. Schließlich seien viele Ideen bis heute nicht realisiert worden, wie etwa vollkommene Demokratisierung und Verwissenschaftlichung.

„Der persönliche Kontakt zu anderen Kulturen soll den Studenten auch bei der wissenschaftlichen Arbeit helfen“, so der Kulturwissenschaftler. Die interdisziplinäre Seite der Veranstaltung bringe den Studierenden andere Denkweisen näher, denn hier würden nicht nur philosophische, sondern auch literarische und sogar medizinische Inhalte aufeinandertreffen, sagt er. Gerade wegen dieser Vielfältigkeit sei das Projekt sehr begehrt.

Weil sich stets mehr Studenten bewerben als es Plätze gibt, haben die Projektleiter bereits ein neues Ziel vor Augen: „Wir wollen einen europäischen Bachelor- oder Masterstudiengang zum Thema Aufklärung gründen“, sagt D“Aprile. Er könnte sogar innerhalb der drei Sommeruniversitäten entwickelt werden, schlägt er vor. Bis dahin treffen sich die Studierenden und Lehrenden in den kommenden zwei Sommern aber erst einmal in Paris und Warschau. Susanna Maier

Susanna Maier

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