Landeshauptstadt: Potsdam bekommt die Luft nicht sauber
In der Zeppelinstraße wird der Mittelwert für giftiges Stickstoffdioxid voraussichtlich erneut verletzt
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Potsdam kommt bei der Bekämpfung von Schadstoffen in der Luft kaum voran. Auch in diesem Jahr können Grenzwerte für die Belastung der Luft nicht eingehalten werden. Bereits jetzt ist klar, dass insbesondere beim giftigen Stickstoffdioxid der erlaubte Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm je Kubikmeter in der Zeppelinstraße erneut überschritten wird.
Das geht aus den Monatsauswertungen des Brandenburgischen Landesumweltamtes für die ersten neun Monate des Jahres 2013 hervor. In acht von neun Monaten war in der Zeppelinstraße im Schnitt mehr als 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) in der Luft. Gut 46 Mikrogramm sind es im Durchschnitt – das entspricht etwa dem Vorjahreswert auf der stark befahrenen Ausfallstraße.
Die Stadtverwaltung spricht hingegen von einer Verbesserung der Luftqualität in Potsdam. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sei 2013 bisher noch nicht der Ein-Stunden-Mittelwert für Stickstoffdioxid überschritten worden, sagte Stadtsprecher Markus Klier. Ebenso lägen die zulässigen Überschreitungstage für ebenfalls gesundheitsschädlichen Feinstaub an allen Messstellen deutlich unterhalb der erlaubten Werte. Tatsächlich ist nach den Daten des Landesumweltamtes der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter in diesem Jahr in der Zeppelinstraße 20-mal und in der Großbeerenstraße 13-mal überschritten worden. Erlaubt sind 35 Überschreitungen im Jahr. Allerdings könnten Inversionswetterlagen oder eine früh einsetzende Heizperiode noch erheblich Einfluss auf das Jahresergebnis nehmen, sagte die Sprecherin des Landesumweltministeriums, Alrun Kaune-Nüßlein, den PNN auf Anfrage.
Anders als die Feinstaub-Belastung, die eben auch durch nicht beherrschbare Wetterlagen oder auch von Großbaustellen beeinflusst wird, gilt Stickstoffdioxid hingegen als Problem, das eindeutig auf den Verkehr zurückzuführen ist – das Gas entsteht als Verbrennungsrückstand und greift Atemschleimhäute an. Für NO2 werde man in der Zeppelinstraße erneut den Grenzwertbereich erreichen, räumte Klier ein. Hier zähle neben der städtischen Arbeit auch der Beitrag jedes einzelnen Verkehrsteilnehmers, künftig zum Beispiel auf unnötige Fahrten mit dem Auto zu verzichten.
Allerdings hat Potsdam beim Dauerproblem Stickstoffdioxid etwas Zeit gewonnen: Von der Europäischen Union sei der Landeshauptstadt eine Fristverlängerung bis 2015 für die Einhaltung der NO2-Grenzwerte in Aussicht gestellt worden, sagte Klier. Nach dieser Frist gehen Experten unter anderem davon aus, dass Anwohner wegen der Luftbelastung gegen die Stadt klagen könnten. Bereits 2010 hatte die Stadt – wie viele andere Kommunen auch – bei der EU mehr Zeit für die Bekämpfung der Schadstoffbelastung beantragt und zugleich einen Luftreinhalteplan aufgelegt.
Ebenso versucht die Verwaltung seit April 2012, die Luftverschmutzung mit einem System aus 50 Messstellen und 30 computergesteuerten Ampeln zu bekämpfen. Die sogenannte umweltorientierte Verkehrssteuerung – besser bekannt als: Pförtnerampeln – wurde vom Land mit 2,3 Millionen Euro gefördert. Auf mehreren Einfallstraßen wird der Verkehrsfluss durch rote Ampeln dosiert, wenn die Schadstoffbelastung steigt. An dem System gibt es wegen Rückstaus an der Stadtgrenze immer wieder Kritik.
Klier sagte dazu, für das System werde bis Ende 2014 eine Wirkungsanalyse erstellt: „Allerdings zeigen sich erste positive Effekte durch einen verbesserten Verkehrsfluss ab, die jedoch bis jetzt nicht ausreichen.“ Die erwartete Verlagerung von fünf Prozent des Auto-Verkehrs sei aber bisher nicht eingetreten – hier müssten weitere Maßnahmen geprüft werden. Als Beispiele nannte er verbesserte Park-and-Ride-Angebote oder weitere Restriktionen – etwa das Aufstellen von Parkuhren in Straßen, in denen bisher kostenlos geparkt werden durfte.
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