Landeshauptstadt: „Potsdam: Etepetete-Touri-Stadt“
Etwa 100 Teilnehmer beim 2. Jugendforum der Landeshauptstadt kritisierten Party- und Nachtleben
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Die Erhaltung und Schaffung neuer Treffpunkte und Angebote für Unter-18-Jährige sowie eine offensive Auseinandersetzung mit der noch immer schwelenden Türsteher-Problematik sind Kernforderungen des zweiten Potsdamer Jugendforums, das am Samstag stattfand. Gut 100 Jugendliche, aber auch Barbetreiber hatten sich im Spartacus zusammengefunden, um über die Potsdamer Party-Szene zu diskutieren. Initiiert wurde das Forum vom Kinder- und Jugendbüro Potsdam.
Es mutet an wie ein Hilfeschrei. „Potsdam ist vielleicht kinder-, aber nicht jugendfreundlich“, sagte einer der jungen Teilnehmer. Ein anderer spitzte zu: „Potsdam ist eine Etepetete-Touri-Stadt“, deren Verantwortliche einen „komischen Kulturbegriff“ pflegen würden, die Teile der Subkultur außen vor lassen würde.
Gerade die 13- bis 18-Jährigen hätten derzeit Schwierigkeiten, überhaupt Anlaufstellen an den Wochenenden zu finden, meinte Dirk Harder, Geschäftsführer des Stadtjugendrings. Durch die Veranstaltungsunterbrechung beim Waschhaus wegen der verzögerten Sanierung, dem erwarteten Ende des Spartacus-Jugendclubs und der Schließung der Freundschaftsinsel am Abend habe sich die Entwicklung noch verschärft. Dazu komme, dass einige Betreiber zu verstärkten Ausweiskontrollen gegriffen habe, was zusammen mit neuen Jugendschutzbestimmungen das Problem nur vor die Türen verlagere, aber nicht wirklich angehe, so die Einschätzung von Harder.
Vor allem das Ende des Spartacus-Jugendclubs in der Schlossstraße 1 – er wird seine Pforten am 28. April schließen – sorgt für Unmut. Auch die eventuelle Schließung des Archivs steht in der Kritik. Dirk Harder, der auch Vorstand des Lindenpark e.V. ist und den Spartacus-Jugendclub betreibt, sagte, ein Ortswechsel der Einrichtung werde sich wohl nicht vermeiden lassen. Doch solle der Treff in der Innenstadt erhalten bleiben. Zwei, drei Alternativen hat Harder bereits in Augenschein genommen. „Aber da muss auch Hilfe von der Stadtspitze kommen“, forderte der Vorstand des Lindenpark e.V.
Ein weiteres kontroverses Thema: Die Schwierigkeiten zwischen Potsdamer Jugendlichen und vermutlich rechtsgerichteten oder aggressiven Sicherheitskräften an Discotüren scheinen noch immer zu schwelen. Konkret wurden erneut die Türsteher des Waschhauses genannt (PNN berichteten).Harder, der bei der Abschlussdiskussion als einziger Verantwortlicher der großen Veranstaltungshäuser noch vor Ort war, erklärte den Zwiespalt der Betreiber: „Wir sind für die Sicherheit aller Besucher verantwortlich und manche Veranstaltungen sind gefährlich.“ Das begründe jedoch keine rechte Türsteher, fügte er an. Der Lindenpark hatte einst nach ähnlichen Vorwürfen die Sicherheitsfirma gewechselt.
Manuela Neels vom Kinder- und Jugendbüro, die das Forum organisiert hatte, zeigte sich erfreut über das große Interesse. Ziel sei es, dass sich die Jugendlichen individuell weiter treffen sollen. Die zweite Forums-Initiatorin, Janine Fuwel, rief die Jugendlichen auf, nicht nur zu kritisieren sondern sich zu engagieren. Nichts desto trotz, so Harder, müsse die Stadt im eigenen Interesse Angebote erhalten und neue Räume für die Unter- 18-Jährigen schaffen. Nach ersten Gesprächen mit der Jugendbeigeordneten Elona Müller (parteilos) und dem Kulturausschussvorsitzenden Eberhard Kapuste (CDU) sei er aber zuversichtlich, dass die Soziokultur stärker in die Blickpunkt rücken werde.
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