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Das Holländische Viertel wird nicht größer – leider. Denn Brandenburgs Landeshauptstadt braucht viel neuen Wohnraum für neue Einwohner. Bereits jetzt sind die Mieten hoch. In 18 Jahren sollen weitere 30 400 Menschen in die Stadt ziehen.

© P. Pleul/dpa

Landeshauptstadt: Potsdam peilt 187 000 Einwohner an

Hauptstadt erwartet nach aktueller Bevölkerungsprognose bis 2030 ein Rekordwachstum – Stadt hängt das Land Brandenburg ab

Stand:

Potsdam wächst immer schneller: Im Jahr 2030 wird die Landeshauptstadt 187 300 Einwohner haben. Dieser neue Rekordwert wird in der amtlichen Bevölkerungsprognose für das Land Brandenburg ausgewiesen, die das Landesamt für Statistik gerade veröffentlicht hat. Noch vor sechs Jahren hatten die Statistiker mit einer Einwohnerzahl von 159 000 im Jahr 2030 gerechnet.

Doch fast so viele Menschen leben schon heute in Potsdam – es sind jetzt 157 000. Eine Folge: Wohnraum ist knapp, Mieten und Immobilienpreise steigen bereits schneller als nebenan in der Metropole Berlin. Mit dem ungebremsten Wachstum werden in Potsdam die Herausforderungen, insbesondere für die lokale Politik, zunehmend dramatischer. Zudem koppelt sich die Hauptstadt vom Land ab, das Parlament und Regierung von hier aus regieren, nimmt Potsdam in Brandenburg „eine Sonderrolle“ ein, wie es dazu im 43-Seiten-Papier heißt. Und in 2030, also in nur 18 Jahren, werden in Potsdam weitere 30 400 Menschen mehr als heute in der Stadt leben, was einem Anstieg um 19 Prozent entspricht.

Die Prognose, so wird betont, „fußt auf gründlichen und überwiegend regional differenzierten Analysen der bisherigen Entwicklung“, sei „keine Vorhersage“. Von den 14 Landkreisen und vier kreisfreien Städten in Brandenburg, die es mit der seit 1993 nicht mehr angepassten Kreisgebietsstruktur gibt, kann bis 2030 allein Potsdam überhaupt mit Zuwachs rechnen. Selbst in Umland-Kreisen wie Potsdam-Mittelmark, Havelland oder Teltow-Fläming sinkt – trotz weiter steigender Einwohnerzahlen der Gemeinden nahe der Stadtgrenze – die Gesamteinwohnerzahl langfristig ab.

Nicht so in Potsdam, wo die Experten von der realen Entwicklung überholt werden, und das nicht zum ersten Mal. Die erst zwei Jahre alte Vorgängerprognose aus 2010 hatte für Potsdam im Jahr 2030 noch 180 000 Einwohner angenommen, was nun mit dem Wert von 187 300 Einwohnern erneut nach oben korrigiert wird. Begründet wird dies damit, dass die natürliche Entwicklung, also die Zahl der Geburten, in den Jahren 2009 und 2010 „noch deutlich günstiger“ verlief. Auch die Zuzugserwartungen hat man mittlerweile präzisiert. Doch für die Experten stößt die Stadt an Grenzen. Man komme mit den prognostizierten 187 300 Potsdamern auf eine Einwohnerzahl, „die als eine mögliche obere Grenze in einem Entwicklungskorridor angesehen werden sollte“, heißt es. Vorsorglich hat man ein Minimalszenario durchgespielt, das man aber als wenig realistisch einstuft. Selbst dann würde Potsdam bis 2030 auf 179 000 Einwohner wachsen.

Zwar wird auch die Prognose für das Land Brandenburg etwas korrigiert, der Rückgang von 2,5 auf 2,25 Millionen Einwohner bis 2030 fällt „etwas weniger stark“ aus als erwartet. Doch am Grundtrend hat sich nichts geändert. Danach wächst nur das Berliner Umland, erwarten die berlinfernen Regionen einen Einwohnerschwund wie nach dem 30-jährigen Krieg – nämlich einen Verlust von 19 Prozent, so viel wie Potsdams Einwohnergewinn. „Von den vier Oberzentren Brandenburgs wird langfristig wohl nur noch die Landeshauptstadt mehr als 100 000 Einwohner haben und damit dem Anspruch einer Großstadt (...) gerecht werden“, so die Prognose. Leben heute 402 000 junge Frauen in Brandenburg, zu denen man die 15- bis 45-jährigen zählt, werden es 2030 nur noch 253 000 sein. Dann werden nur noch 9900 statt bisher 19 900 Kinder pro Jahr im Land geboren.

In der Vergangenheit hatte Brandenburg im Gegensatz zu den anderen Ostländern von massiven Zuzügen aus der Bundeshauptstadt profitiert. Über eine halbe Million Berliner zogen seit 1990 ins Umland. Doch nun erwarten die Experten, dass sich die Wanderungsgewinne aus Berlin „auf einem etwas geringeren Niveau als bisher stabilisieren“ werden. Dass künftig weniger Berliner ein Häuschen im Grünen bauen werden, führt man auch auf die „sinkende Mobilität der alternden Berliner Bevölkerung“ und „steigende Mobilitätskosten für den Individualverkehr“ zurück. Nur für Potsdam gilt das offensichtlich nicht.

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