Von Sabine Schicketanz: Potsdam rüstet den Winterdienst auf Stadt sucht europaweit nach Dienstleister / Vertrag für zehn Jahre / Zwei Einsatzstandorte gefordert
Die Landeshauptstadt rüstet den Winterdienst auf: Nachdem Potsdam im jüngsten Mammut-Winter fortlaufend Kritik wegen schlecht geräumter Straßen und Wege einstecken musste, setzt die Stadtverwaltung jetzt auf bessere Qualität. Per europaweiter Ausschreibung wird ein Winterdienst-Unternehmen gesucht, das ganz Potsdam aus einer Hand von Schnee und Eis befreit.
Stand:
Die Landeshauptstadt rüstet den Winterdienst auf: Nachdem Potsdam im jüngsten Mammut-Winter fortlaufend Kritik wegen schlecht geräumter Straßen und Wege einstecken musste, setzt die Stadtverwaltung jetzt auf bessere Qualität. Per europaweiter Ausschreibung wird ein Winterdienst-Unternehmen gesucht, das ganz Potsdam aus einer Hand von Schnee und Eis befreit. Der Vertrag soll bereits am 1. November 2010 beginnen und zehn Jahre – bis zum 31. März 2020 – gelten. Das geht aus der Veröffentlichung zur Ausschreibung hervor.
Bis zum 15. Juni können Unternehmen sich beteiligen. Offen bleibt, ob die Stadt von den Bewerbern fordert, dass sie ihren Mitarbeitern Tariflöhne zahlen. Auch ist bisher nicht klar, ob und um wie viel sich mit der Ausschreibung die Gebühren für den Winterdienst erhöhen werden. Den Zuschlag erhält das „wirtschaftlich günstigste Angebot“, so die Ausschreibungsveröffentlichung. Bewerber müssen einen Fuhrpark, mindestens 100 festangestellt Arbeitskräfte und Winterdienst-Referenzen vorweisen können.
Bisher wurde der Winterdienst zu großen Teilen von der Stadtentsorgung Potsdam (Step) erledigt, das zu 51 Prozent den Stadtwerken und zu 49 Prozent der Remondis AG gehört. Step-Geschäftsführer Enrico Munder kündigte gestern auf PNN-Anfrage an, dass die Step sich an der aktuellen Ausschreibung beteiligen werde. Man habe die Unterlagen bereits angefordert, so Munder. Die Anforderungen an den Winterdienst seien laut Veröffentlichung definitiv „höher als bei der letzten Ausschreibung 2004“, sagte der Step-Chef.
Die Berliner Stadtreinigung (BSR) dagegen schloss eine Beteiligung an der Ausschreibung aus. Die BSR sei mit ihrem Winterdienst-Fuhrpark in Berlin ausgelastet, sagte Sprecherin Sabine Thümler auf Anfrage. Im Wettbewerb könne sie theoretisch über Tochterunternehmen agieren; von einer Winterdienst-Tochter habe die BSR sich aber erst kürzlich getrennt.
Die Stadt Potsdam fordert von ihrem neuen Winterdienst, zwischen 1. November und 31. März einsatzbereit zu sein. Von Schnee und Eis befreit werden müssen laut Ausschreibungsveröffentlichung 385 Kilometer Straßen, 140 Kilometer Radwege, 25 000 Quadratmeter Kreuzungen, Treppenanlagen und Zuwegungen und jeweils 35 000 Quadratmeter Gehwege, Plätze und „sonstige Flächen“. Damit hat sich der von der Stadt vorgegeben Winterdienst-Umfang im Vergleich zu den Vorjahren nicht wesentlich verändert. Neu ist jedoch, dass ein Unternehmen für alles zuständig sein soll: Bisher hat die Step beispielsweise die Straßen geräumt, nicht aber die Kreuzungen und Gehwege.
Um bei Schnee und Eis sofort und effektiv reagieren zu können, fordert die Stadt vom neuen Winterdienst zwei Einsatzstandorte: Einen im Norden, einen im Süden Potsdams, also dies- und jenseits der Havel. Nur so könne „ein optimaler und möglichst zeitgleicher Einsatz“ der Winterdienstfahrzeuge gewährleistet werden, heißt es. Auf den Straßen soll der Winterdienst bei Bedarf innerhalb einer halben Stunde sein – per 24-Stunden-Bereitschaftsdienst. Auch eine Einsatzzentrale ist vorgeschrieben, ebenso eine Winterdienst-Hotline für die Bürger und ein Beschwerdemanagement. Selbst die Öffentlichkeitsarbeit soll das Winterdienst-Unternehmen selbst übernehmen. Damit nicht wie im zurückliegenden Winter in Potsdam das Salz ausgeht, muss es an beiden Einsatzstandorten ein „Zwischenlager in wetterfesten Hallen“ geben. Insgesamt sollen die Vorräte auf 450 Kubikmetern gelagert werden können.
Der vergangene Winter hat enorme Kosten verursacht. Eine Gesamt-Abrechnung liegt in der Verwaltung noch nicht vor, doch allein die Schnee-Abfuhr Anfang des Jahres soll mit knapp einer Million Euro zu Buche geschlagen haben. Im vergangenen Jahr hat die Stadt Potsdam mehr als 800 000 Euro für den Winterdienst ausgegeben.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: