Bombenentschärfung: Potsdam steht still
Seit acht Uhr wird der Sperrkreis geräumt: Heute werden im Zentrum Ost Sprengkörper aus dem Weltkrieg entschärft: Alle Anworten auf die wichtigsten Fragen im Überblick.
Stand:
Innenstadt/Zentrum Ost - Rund 9000 Menschen verlassen derzeit ihre Wohnungen, der Hauptbahnhof und die Lange Brücke werden gesperrt, das Tram-Netz in zwei Abschnitte aufgeteilt, für S-Bahn-Pendler ist bis voraussichtlich 18 Uhr in Babelsberg Schluss, Lkw und Busse aus Richtung Süden kommen nicht mehr in die Potsdamer Innenstadt: Am heutigen Dienstag sollen die im Zentrum Ost gefundenen Sprengkörper aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht werden – die Verkehrseinschränkungen werden in der ganzen Stadt spürbar sein.
Was genau wurde wo gefunden?
Wie berichtet handelt es sich um eine 250-Kilogramm-Bombe US-amerikanischer Herkunft und eine sowjetische Panzerabwehr-Handgranate. Beide wurden in der vergangenen Woche in der Nuthe auf Höhe des Humboldtrings gefunden. Die Geschosse liegen im Schlamm der Nuthe und wurden während der systematischen Bombensuche, für die seit 2007 das Gebiet der Landeshauptstadt nach Blindgängern durchkämmt wird, entdeckt. Es ist bereits die dritte Bombenentschärfung in diesem Jahr.
Was passiert heute?
Die Bombe soll aus der Nuthe geborgen und entschärft, die Granate vor Ort im Nuthewäldchen gesprengt werden – es wird also eine Detonation zu hören sein. Für die Aktion wird der Fundort bereits ab 8 Uhr weiträumig abgesperrt, erst wenn der Sperrkreis menschenleer ist, kann Mike Schwitzke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst mit der eigentlichen Entschärfung beginnen. Rund 9000 Potsdamer müssen ihre Wohnungen verlassen. Auch der Hauptbahnhof und die Lange Brücke liegen im Sperrkreis – es gibt umfangreiche Einschränkungen im Bus-, Tram- und Bahnverkehr (siehe Kasten). Mehr als 400 Mitarbeiter der Stadtverwaltung kontrollieren den Sperrkreis und organisieren den Transport von bettlägrigen Menschen. Die Zahl der Älteren ist diesmal laut Rathaus vergleichsweise hoch: Mehr als 3000 Potsdamer im Sperrkreis sind 70 Jahre oder älter, eines der drei betroffenen Altersheime wird zudem zum ersten Mal evakuiert.
Welche Straßen sind gesperrt?
Der Sperrkreis erstreckt sich von der Langen Brücke über die Straße Am Kanal und die Türkstraße bis vor die Humboldtbrücke – die Brücke selbst bleibt frei. Am anderen Havelufer ist das Gebiet zwischen Humboldtring, Friedrich-Engels-Straße, Friedhofsgasse und der Heinrich-Mann- Allee gesperrt – inklusive Hauptbahnhof (siehe Grafik). Die Stadt empfiehlt Autofahrern, den Sperrkreis weiträumig zu umfahren. Für Lkw und Busse ist die Innenstadt aus Richtung Süden während der Sperrung nicht mehr zu erreichen – denn die für Autos freie Humboldtbrücke ist wegen der Bauarbeiten derzeit für den Lkw- und Busverkehr gesperrt. Auch die Havel ist betroffen: Das Wassertaxi der Weissen Flotte fährt nicht.
Meine Wohnung wird evakuiert – wo kann ich hin?
Für Betroffene, die während der Sperrzeit nicht ohnehin auf der Arbeit sind oder bei Bekannten oder Verwandten unterkommen können, bietet die Stadt mehrere Aufenthaltsmöglichkeiten an: Unterkunft finden sie in einer Mehrzweckhalle bei der Feuerwehr in der Holzmarktstraße, in der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse, im Jugend- und Soziokulturzentrum „Freiland“ in der Friedrich-Engels-Straße 22, im Bürgerhaus am Schlaatz im Schilfhof 28 oder in der Sporthalle der Comenius-Schule am Brauhausberg 10. Für Fragen hat die Stadtverwaltung auch am heutigen Dienstag ab 6 Uhr ein Bürgertelefon unter der Nummer (0331) 289 0 eingerichtet.
Wie lange dauert die Entschärfung?
Die Dauer ist nicht genau abzuschätzen – sie hängt auch davon ab, wie schnell die Evakuierung vorankommt. Die Stadt geht aber von mindestens drei bis vier Stunden aus. Der Sperrkreis wird aufgehoben, sobald Sprengmeister Mike Schwitzke vom Kampfmittelbeseitigungsdienst die Sprengkörper unschädlich gemacht hat. Bei früheren Entschärfungen war das meist gegen Mittag der Fall.
Welche Einrichtungen sind betroffen?
Neben drei Altenheimen werden heute auch vier Kindertagesstätten und drei Schulen evakuiert. Auch die Brandenburgische Staatskanzlei, das Callcenter-Unternehmen SNT, Potsdams größter privater Arbeitgeber, sowie das Potsdam Museum im Alten Rathaus am Alten Markt liegen im Sperrkreis. Das Museum öffnet erst am morgigen Mittwoch wieder, teilte die Stadt mit. Im Stadthaus gibt es heute keinen Sprechtag, da ein Großteil der Mitarbeiter für die Entschärfung im Einsatz ist.
SERVICE
Für Pendler aus und nach Potsdam
Die S-Bahn (S1) wird ab 8 Uhr bis voraussichtlich 18 Uhr in Babelsberg enden. Sie verkehrt im Zehn-Minutentakt. Von Babelsberg fahren die Trams der Linien 94 und 99 in Richtung Innenstadt.
Die Züge des RE 1 fahren von 8 Uhr bis 10.30 Uhr ohne Halt im Potsdamer Hauptbahnhof durch und halten halbstündlich in Potsdam-Charlottenhof und Potsdam-Sanssouci.
Von 10.30 Uhr bis etwa 18 Uhr fallen die Züge zwischen Griebnitzsee und Park Sanssouci aus und werden durch Busse ersetzt (keine Fahrradmitnahme).
Die Regionalbahn 20 nach Hennigsdorf fährt von Werder/Havel über Golm.
Die Regionalbahnen 21 nach Wustermark und 22 zum Flughafen Schönefeld beginnen in Potsdam Park Sanssouci. Dort starten auch die Züge des RB 23 nach Michendorf.
Fernzüge fahren über den Berliner Außenring und Spandau nach Berlin.
Busse und Trams
Ab 8 Uhr bis zum Beginn der Entschärfung halten die Trams nicht mehr an den Haltestellen Hauptbahnhof und Lange Brücke.
Ab Beginn der Entschärfung ist das Tram-Netz zweigeteilt: Im Norden fahren die Linien 91 und 93 zwischen Bahnhof Pirschheide und Glienicker Brücke, die 92 zwischen Kirschallee und Platz der Einheit und die 96 zwischen Vierecksremise und Platz der Einheit. Im Süden verkehrt die Linie 92 zwischen Marie-Juchacz-Straße, Magnus-Zeller-Platz und Bahnhof Rehbrücke. Die Linien 94 und 99 verbinden die Innenstadt und Babelsberg.
Sämtliche Buslinien in Richtung Norden verkehren ab 8 Uhr nicht mehr ab Hauptbahnhof, sondern ab Platz der Einheit. Buslinien in Richtung Süden starten und enden am Rathaus Babelsberg bzw. S Babelsberg/Lutherplatz. Die Linie 691 vom Hauptbahnhof zum Telegrafenberg entfällt. Zur Halbinsel Hermannswerder gibt es dann keine Busverbindung, sie bleibt aber per Fähre erreichbar.
Für Autofahrer
Das Rathaus rät zur weiträumigen Umfahrung der Innenstadt. Einzige Verbindung zwischen beiden Havelseiten ist die Humboldtbrücke, auf der mit Stau zu rechnen ist. Aus der Heinrich-Mann-Allee erreicht man die Innenstadt über den Horstweg und die Nuthestraße. (kix/jaha)
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