Von Sabine Schicketanz: Potsdam will baden gehen – aber wo?
Linke besteht auf Bürgerbefragung / CDU, Grüne, FDP und Familienpartei für Sportbad im Volkspark
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Innenstadt/Bornstedter Feld - Die Entscheidung über ein neues Schwimmbad für Potsdam könnte ähnlich kompliziert werden wie das Votum zum Landtagsneubau in der Stadtmitte vor zwei Jahren. Darauf lassen die konträren Positionen in der Stadtpolitik schließen.
Wie damals beim Schloss-Beschluss besteht die Fraktion Die Linke auch beim Schwimmbad auf eine Bürgerbefragung. Dabei beruft sich Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg auf den Begleitbeschluss der Stadtverordneten zum Landtagsneubau. Dieser sehe die Befragung der Potsdamer bei wichtigen Entscheidungen der Stadtentwicklung vor. Daran müsse sich die Stadtspitze um Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nun messen lassen, so Scharfenberg. Die Linke hatte sich bereits im Landtagswahlkampf auf den Standort Brauhausberg festgelegt. „Damit stehen wir im Wort“, so Scharfenberg. Bisher gebe es keinen Grund, den eingeführten Standort Brauhausberg zu verlassen – auch bei einem Bad-Neubau dort könnte ein Teil des Berges für Wohnungsbau verkauft werden. Ein Umschwenken der Linken werde es nur geben, wenn die Potsdamer sich bei einer Befragung mehrheitlich für einen Badneubau neben der Biosphäre im Volkspark aussprechen würden.
Für diese Variante beziehen derzeit CDU/ANW, Bündnis 90/Grüne und FDP/Familienpartei klar Position. Alle drei Fraktionen , die gemeinsam 18 Sitze im Stadtparlament haben, wollen ein Sportbad mit mindestens acht und maximal zehn 50-Meter-Bahnen und „Freizeitbad-Elementen“ wie Sauna und Wellness, die Geld für den Betrieb einbringen. „Das Bad muss die Stadt sicher selbst bezahlen und betreiben können“, so CDU-Fraktionschef Michael Schröder. Der Volkspark sei der „richtige Standort“, nach statistischen Prognosen würden im Norden bald genauso viele Potsdamer leben wie im Süden. Die FDP/ Familienpartei lege Wert auf eine langfristige Energieeffizienz des Bades, so Fraktionschefin Martina Engel-Fürstberger. Dies sei mit einem Neubau wesentlich leichter möglich, so Grünen-Fraktionschef Nils Naber. Die Grünen wollen zudem, dass der Einsatz von Geothermie geprüft wird. „Unter Potsdam befindet sich in 600 Metern Tiefe 120 Grad heißes Thermalwasser“, so Naber.
Bisher ohne Position ist die SPD, mit 15 Stadtverordneten zweitstärkste Fraktion nach der Linken (16 Sitze). Bei einer Beratung am Montag – bei der einige Fraktionsmitglieder fehlten – habe man sich nicht auf Biosphäre oder Brauhausberg als Standort festgelegt, so der SPD-Stadtverordnete Christian Seidel. Sicher sei für die SPD nur, dass Potsdam ein Sportbad „mit der Option auf Erweiterung“ und einem guten Angebot für Eltern und Kinder brauche, so Fraktionschef Mike Schubert. SPD-Oberbürgermeister Jann Jakobs hatte sich nach einem Expertenworkshop allerdings bereits festgelegt: Er will ein Sportbad mit „Freizeitbad-Elementen“, das neben der Biosphäre am Volkspark gebaut wird und so die defizitäre Tropenhalle unterstützt.
Die Biosphäre befindet sich in städtischer Hand, rund eine Million Euro Zuschuss muss die Stadt jährlich für den Betrieb aufbringen. Die Suche nach einem privaten Betreiber läuft; den Plänen nach könnte eine neue Schwimmhalle zu Teilen auch in der Orangerie der Biosphäre Platz finden. Bauen, bezahlen und betreiben sollen die Stadtwerke das Bad.
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