Potsdamer Dialektik: 2034 oder Nach Vorn

Was für Zeiten. Eines Tages wachst du auf und es ist Oktober 2034. Gerade wurde der Oberbürgermeister für eine dritte Amtszeit gewählt. Weil ein Cyberangriff die Brandschutztüren im Rathaus blockiert, findet die Wahlparty im Rechenzentrum statt, das vor vier Jahren mit einer sensationellen Technik um zehn Meter verrückt wurde, was seinerzeit trotz der halben Milliarde Kosten als Erfolg galt. Nur, dass seitdem die Kosmonauten von der Fassade bröckeln.

Am Wahlabend futtern sich hier die Gäste an den Resten des Buffets zur Einweihung der 17. Nebenstelle des Bürgerbüros satt, als plötzlich das Licht ausgeht. Die EWP hatte Tage zuvor in der städtischen Tiefgarage, die sich durch die gesamte Dortustraße zieht, den Strom abgestellt, weil die Stadt mit der Ratenzahlung hinterher ist. Deshalb hatte jetzt jemand seinen Dienstwagen in die Küchensteckdose im Rechenzentrum einstöpselt, was alle Sicherungen rausgehauen hat. Macht aber nichts, der Fanfarenzug kann sein Gratulationsständchen auch im Dunkeln spielen.

Auf jeden Fall brennt in der Biosphäre noch Licht. Studis der Fachhochschule tüfteln hier Tag und Nacht an einer Lösung, mit der das marode Dach gerettet werden kann. Seitdem die Biosphäre unter Denkmalschutz steht, gibt es dafür Fördermittel, während die Pro Potsdam unter einem Mietendeckel abgewickelt und als VEB Wohnbaukombinat zur Chefsache erklärt wurde.

Immerhin wurde gerade nach nur acht Jahren Bauzeit die neue Lange Brücke eröffnet. Für die Tram nach Krampnitz wird noch im Herbst der Masterplan erwartet, mit dem der drohende Zwangsanschluss von Krampnitz an Kladow abgewendet werden soll. Unbekannte haben derweil in Neu Fahrland das Kunstwerk „Nach Vorn“, das früher auf der Kreuzung Berliner Straße stand, als Mahnmal für den Fortschrittsglauben aufgestellt.