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Landeshauptstadt: Potsdamer erfand das „Wulffometer“ Kritik am Ehrensold für Ex-Bundespräsidenten

15 733,03 Euro. 15 733,04 Euro.

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15 733,03 Euro. 15 733,04 Euro. Cent um Cent wächst der Betrag – um rund 23,30 Euro pro Stunde, um 39 Cent pro Minute. Der „Wulffometer“ kennt nur eine Richtung: Bei der steigenden Summe handelt es sich um den Ehrensold, der dem zurückgetretenen Bundespräsidenten seit dem 17. Februar zusteht. Damit jeder sehen kann, auf wie viel Geld aus der Bundeskasse ChristanWulff nach seinem Abgang einen Anspruch hat, hat der Potsdamer Designer Lars Güttler zusammen mit einigen Freunden eine Internetseite programmiert: Das „Wulffometer“.

Für Güttler, der schon Kampagnen für den Elektronikhändler Saturn, die brandenburgische Landessuchtzentrale und die Fluggesellschaft Air Berlin entwarf, ist es „die erste politische Aktion dieser Art“, wie der 33-Jährige auf PNN-Anfrage sagte. Der Potsdamer verfolgte aufmerksam die monatelange Wulff-Debatte, den Kredit für dessen Klinkerhaus in Großburgwedel und schließlich die Vorwürfe der Vorteilsnahme, die zu Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hannover und zum Rücktritt des 52-Jährigen führten. Danach stand fest: Wulff erhält einen Ehrensold über 199 000 Euro im Jahr. Damit ist Güttler überhaupt nicht einverstanden: „Das ist unverhältnismäßig hoch.“ Bestätigt fühlt sich Güttler auch durch Umfragen – mehr als 80 Prozent der Bundesbürger wollen, dass Wulff auf sein Geld verzichtet.

Güttlers Reaktion: Zusammen mit dem befreundeten Designer Roman Lindebaum und Potsdamer Internet-Programmierern der Agentur Nerdline Media Solutions entwarf er das „Wulffometer“. Die Internetseite selbst wirkt betont nüchtern. Auf grauem Grund wird in großen Buchstaben an den Ex-Bundespräsidenten appelliert: „Sehr geehrter Herr Wulff, verloren gegangenes Vertrauen kann man zurückgewinnen. Sie haben es in der Hand!“ Darunter zeigt ein großes Zählerfeld den sekündlich steigenden Betrag des Ehrensolds. Mit einem Extra-Mausklick können sogar die – vom Haushaltsausschuss des Bundestages noch nicht genehmigten – Kosten von 280 000 Euro für ein Büro samt Mitarbeiter für Wulff hinzuaddiert werden. Ein zweites Zählerfeld steht aktuell bei 0,00 Euro: Gezeigt werden die öffentlich bekannt gewordenen Spenden Wulffs für gemeinnützige Zwecke. „Dieser Betrag wird aktualisiert, sobald uns entsprechende Informationen vorliegen“, schreiben die Initiatoren des „Wulffometers“. Der Ex-Bundespräsident sei „eingeladen, uns diesbezüglich zu kontaktieren“. Güttler sagt: „Wir wollen mit dieser Aktion Druck ausüben, dass Herr Wulff etwas von seinem Ehrensold zurückgibt.“ Am Sonntag, als Wulffs Nachfolger Joachim Gauck gewählt wurde, hatte der „Wulffometer“ längst die 16 000-Euro- Marke geknackt. Henri Kramer

Mehr im Internet unter:

www.wulffometer.de

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