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Darmkeim: Potsdamer Forscher: Neue Ehec-Wellen möglich
Experten vom Institut für Ernährungsforschung halten weitere Ausbrüche für möglich. Am Dienstag wurden zwei neue Fälle in Brandenburg bekannt udn die EU will die Gemüsebauern entschädigen.
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Potsdam/Luxemburg/Berlin - Die derzeitige Ehec-Epidemie wird nach Ansicht von Potsdamer Forschern nicht die letzte sein: Der Mikrobiologe Professor Michael Blaut vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Bergholz-Rehbrücke (DIfE) bei Potsdam sagte den PNN, er schließe weitere Ausbrüche nicht aus. Da nun bekannt sei, dass der Erreger aus dem menschlichen Darm stammt, sei weiterhin immer wieder die Gefahr gegeben, dass es zur Übertragung von Ehec-Bakterien auf Prozesse in der Lebensmittelproduktion kommt. Der jetzige Erreger vereine einige bereits bekannte Eigenschaften mit ganz neuen. „Durch die natürliche Genmutation ist hier etwas entstanden, was gefährlicher ist als die zuvor bekannten Erreger“, erklärt Blaut, der Leiter der Abteilung Gastrointestinale Mikrobiologie des DIfE ist, die sich mit menschlichen Darmbakterien beschäftigt.
Unterdessen sollen die durch die Ehec-Epidemie von Einkommensverlusten betroffenen Bauern in der EU mit insgesamt rund 150 Millionen Euro entschädigt werden. „Wir werden einen Betrag von 150 Millionen Euro vorschlagen“, sagte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos am Dienstag in Luxemburg. Dort waren die 27 EU-Agrarminister zusammengekommen, um über die Folgen der Ehec-Krise zu beraten. Die genaue Summe der Hilfen hänge von der Höhe der Verluste ab, fügte Ciolos hinzu.
Die Zahl der Ehec-Toten in Deutschland wurde am Dienstag auf 21 korrigiert. Ein ursprünglich aus Bayern gemeldeter Todesfall wurde nicht mehr mit Ehec in Verbindung gebracht. In Brandenburg gibt es inzwischen acht bestätigte EHEC-Erkrankungen. Das sind zwei mehr als am Vortag, wie das Gesundheitsministerium am Dienstag in Potsdam mitteilte. Die neuen Patienten kämen aus Potsdam und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark. Zudem gebe es zwölf Verdachtsfälle, darunter zwei neue aus den Kreisen Barnim und Potsdam-Mittelmark. Bei vier Patienten bestehen Komplikationen durch das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS), das bei EHEC-Infektionen auftreten und zu Nierenversagen, Blutarmut und Hirnschäden führen kann.
Unterdessen ist die Todesursache eines in Verbindung mit EHEC gestorbenen Patienten aus dem Havelland geklärt. Der etwa 70 Jahre alte Mann starb an langjährigen chronischen Vorerkrankungen, wie der Amtsarzt und Leiter des Gesundheitsamtes des Landkreises Havelland, Erich Hedtke, am Dienstag in Rathenow sagte. Die Darminfektion EHEC sei lediglich „eine weitere Diagnose“ gewesen. Jan Kixmüller (mit pet/ale/ce/AFP)
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