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Chinesisch-deutsches Filmduo Jiang Yiyan und Florian Lukas beim Dreh.

© dpa

Landeshauptstadt: Potsdamer in Fernost

HFF-Absolventin Dan Tang aus China baut bei ihrem Film auf Babelsberger Filmwissen

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Babelsberger Filmlehre überwindet deutsch-chinesische Sprachbarrieren. Das beweist derzeit die chinesische Regie-Absolventin der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF), Dan Tang. Vor drei Jahren nahm das Projekt an der Hochschule seinen Anfang, als sich ein „alter Filmhase“ und das asiatische Nachwuchstalent erstmals trafen. Drehbuch-Meisterautor Wolfgang Kohlhaase („Whisky mit Wodka“, „Die Stille nach dem Schuss“) stieß auf Tang. Die zierliche Chinesin, die seit 1997 in Deutschland lebt und studiert, konnte den Ehrenpreisträger der Berlinale schnell überzeugen von ihrer Idee, einen Film „über eine Chinesin in Berlin“ zu drehen, er entwickelte einen Filmstoff über die Liebe in Zeiten des Internets. Seit gut drei Wochen verfilmt Tang nun Kohlhaases Buch „I phone Y(o)u“ mit dem Kleinmachnower Florian Lukas („Good bye Lenin“) und der chinesischen Schauspielerin Jiang Yiyan in den Hauptrollen – nach zehn Drehtagen in China steht derzeit Berlin auf dem Plan. Gestern wurden Szenen am Brandenburger Tor gedreht. Yiyan spielt Ling, die im chinesischen Chongqing lebt. Dort lernt sie Yu David Wu) kennen, einen chinesischen Reisenden, der in Berlin wohnt. Zum Abschied schenkt er ihr ein iPhone. Sie beginnen eine zärtliche Beziehung per Telefon. Als Ling nach Berlin fliegt, um Yu zu sehen, erwartet sie nur Marco alias Florian Lukas, der Yus deutscher Bodyguard ist. Er soll sich darum kümmern, dass Ling schnellstmöglich wieder zurückfliegt. Im Mai 2011 soll der gut zwei Millionen Euro teure Streifen in die Kinos kommen.

Es ist ein Film, der auf künstlerischen Wurzeln aus Potsdam fußt. Denn für den Film hat sich eine ganze Karawane von Alt-HFF’lern zusammengefunden, angefangen bei der Regisseurin Tang über den Produzenten Peter Schwartzkopff, der 1974 sein Studium an der Babelsberger Filmhochschule abschloss. Auch Produktionsleiter Peter Hartwig studierte zu Wendezeiten an der „Konrad Wolf“, ebenso wie Kameramann Andreas Höfer und die Dramaturgin des Film, Cookie Ziesche. Dazu gesellten sich in den Filmstab die Potsdamer Kostümbildnerin Sabine Greunig und die Maskenbildnerin Grit Kosse. Für die Filmcrew aus Potsdam hielt die Arbeit an der deutsch-chinesischen Koproduktion im Riesenreich „ganz neue Erfahrungen bereit“, sagte Peter Hartwig. Produzent Schwartzkopff erinnerte sich vor allem an „besonderen Verhältnisse beim Klima, dem Essen und bei der Kommunikation“. So sei es anfangs schwierig gewesen, „sich kreativ zu verständigen“. Nach zwei Tagen Einarbeitungszeit in China hatten sich die anfänglichen Startprobleme aber gelegt. Gedreht wurde in der 4,3 Millionen-Metropole Chonquing am Drei-Schluchten-Staudamm – um die Genehmigungen für die Filmarbeit hätten sich die Chinesen selbst gekümmert. „Wir wollten kein chinesisches Manhattan als Kulisse sondern das alte China“, erklärte Produzent Schwartzkopff. „Diese Plätze mit Garküchen und alten Gebäuden seien in Städten kaum noch zu finden, die Geschwindigkeit, in der sich das moderne China ausbreitet sei „brutal“.

Einen Kulturschock musste auch die chinesische Hauptdarstellerin Jiang Yiyan verkraften, als es zum Dreh nach Berlin ging. „Chonquing ist heiß und warm, Berlin hat einen künstlichen Geruch“, sagte die 27-Jährige. Auch für sie stellte die Kommunikation mit Schauspielpartner Florian Lukas eine Hürde dar. Yiyan kann lediglich Chinesisch und etwas Englisch, Lukas kein Chinesisch. Doch ganz der Gastgeber in Deutschland, lud er die Chinesin vor Drehstart in Berlin gleich zu einer Stadtrundfahrt durch die Stadt ein. Berlin sei „sehr künstlerisch“, sagte die 27-Jährige, die vor allem von den Museen und Galerien in der Stadt angetan war. Und auch die Schauspielkunst von Florian Lukas lobte Yiyan. „Bei der Arbeit kann er gut seine Körpersprache einsetzen“, so würde man sich verständigen. „Seine kleinen Zeichen finde ich sehr spaßig“, sagte Yiyan lächelnd. Kay Grimmer

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