
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Potsdamer Pflaster-Probleme
Historischer Straßenbelag verhindert Barrierefreiheit, merkt Potsdams Behindertenbeauftragter an
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Pirschheide – Historisches Pflaster sieht schön aus, beeinträchtigt die Mobilität nicht nur von Behinderten aber enorm. Auf diese Problematik hat gestern Potsdams Behindertenbeauftragter Karsten Häschel bei einem Fahrradtraining für Behinderte bei der Verkehrswacht hingewiesen. Nicht nur Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer hätten große Schwierigkeiten mit dem Pflaster. Auch für Fahrradfahrer, Eltern mit Kinderwägen oder mobilitätseingeschränkte Senioren seien die Straßenbeläge aus Pflastersteinen problematisch, sagte Häschel, der am kommenden Pflaster-Workshop der Stadt im Haus der Brandenburgisch- Preußischen Geschichte, Am Neuen Markt, mit einem Kompromissvorschlag teilnehmen will.
Dieser ist ähnlich der Teststrecke auf der Jägerstraße in Höhe des Karstadt-Kaufhauses: „Links und rechts der Straße ist historische Pflaster verlegt, in der Mitte liegen plane Granitplatten ohne großen Fugenabstand. Diese Variante ist vorbildlich“, so Häschel. Neben seinem Vortrag beim Pflaster-Workshop der Stadt kommende Woche will Häschel das Thema auch beim 31. Behindertenforum am 22. April einbringen. Dann soll auch eine Bestandsaufnahme des Vereins Brandenburger Vorstadt vorliegen, die im Stadtteil Gehwege und Straßen auf Barrierefreiheit überprüft haben.
Nach Aussagen der Sozialbeigeordneten Elona Müller (parteilos) wird die Stadt auch 2009 das städtische Sonderprogramm für mehr Barrierefreiheit fortsetzen. 100 000 Euro sind bislang eingeplant und sollen vor allem für das Absenken von Bordsteinen an 34 prioritären Stellen eingesetzt werden. „Das sind neben den Plätzen vor den drei Krankenhäusern Ernst von Bergmann, St. Josefs und Oberlin Plätze und Knotenpunkte wie der Platz der Einheit“, so Müller beim ersten Fahrradtraining für Behinderte bei der Verkehrswacht.
Möglich wurde dieses Angebot durch die Spende zweier behindertengerechter Fahrräder, so genannter Dreiräder. „Die sind nicht nur für Behinderte, sondern auch für jene Senioren geeignet, die Schwierigkeiten beim Halten des Gleichgewichts haben“, sagte die Geschäftsführerin der Verkehrswacht, Dagmar Bernhöft. Das Geld für die zwei Velos kam zum einen aus dem Bereich des Behindertenbeauftragten, zum anderen durch ein Projekt des Ordnungsamts. Solche Spezialgefährte sind teurer als normale Fahrräder, mindestens 800 Euro kosten sie, haben dafür aber eine feststellbare Bremse zum sicheren Auf- und Absteigen, so Bernhöft, die auch für mehr als zwei dieser Spezialfahrräder Bedarf hätte. „Wenn sich andere Spender melden, ist das kein Problem“, meinte Ordnungsamtschefin Marina Kluge, die sich um die Vermittlung der Spenden kümmern würde.
Die Verkehrswacht will der Premiere des Fahrradtrainings für Behinderte durchaus weitere Übungsstunden folgen lassen - wenn denn der Bedarf da ist. Andere Angebote für spezielle Zielgruppen, so das Fahrradtraining für Senioren, werde noch nicht in gewünschtem Maße nachgefragt. Hingegen würden die Rad- Übungsstunden sowie der Fahrradführerschein für Schulkinder gut laufenb. „Rund 1500 Kinder hatten wir 2008 auf unserem Gelände an der Pirschheide.“ Für die DRK-Behindertenwerkstätten, die mit 25 ihrer Mitarbeiter zur Premiere des Fahrradtrainings für Behindert gekommen waren, ist es ein nachahmenswertes Angebot „wenn die Behinderten es auch wirklich wollen“, so Sozialarbeiterin Heidi Buhlheller.Kay Grimmer
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