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Links und rechts der Langen Brücke: Potsdamer Postenkämpfe

Henri Kramer über Querelen allerorten in der Stadtpolitik

Stand:

Überall Streit. In Potsdams regierender Rathauskooperation, aber auch in der Opposition scheinen die Parteien derzeit mehr mit sich selbst beschäftigt als mit dem Wohl der Stadt. Ein Jahr vor Beginn eines Wahlmarathons geht es überall um Macht und Posten.

Da bescherten die Sozialdemokraten ihrem Chef Mike Schubert bei seiner Wiederwahl ein maues 67-Prozent-Wahlergebnis. Und auch Schubert sorgt für Unruhe, weil er ein klares Dementi zu den Gerüchten vermeidet, er wolle Potsdams neuer Finanzdezernent werden. Die Grünen befinden sich im Dauerclinch mit ihrem Baubeigeordneten Matthias Klipp. Die FDP will am nächsten Donnerstag mit ihren Mitgliedern ihre Zukunft in der Rathauskooperation aus SPD, CDU, Grünen und eben den Liberalen diskutieren – mit ihren neuen, sehr streitbaren Mitgliedern von der Bürgerinitiative Pro Brauhausberg, die das Bündnis ablehnen. Die chronisch uneinige Potsdamer CDU lädt für Freitag zu ihrem Kreisparteitag – Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Die letzten im Bunde der Streitenden sind nun die Linken, die über viele Monate nach außen recht harmonisch wirkten. Bei ihren Querelen geht es nicht nur ums Personal, sondern auch um Grundsatzfragen: Soll die Linke sich in Potsdam der SPD annähern oder weiter einen harten Oppositionskurs verfolgen? Und wie soll die Partei noch Wahlen gewinnen, wenn ihr überaltertes Stammklientel dramatisch schrumpft? Nun rächt sich, dass die Partei in der Vergangenheit mehrere junge politische Talente verschlissen hat. Anders als der anderen großen Partei in Potsdam, der SPD, fehlt der Linken der Mittelbau der 40- bis 55-Jährigen. Zugleich hat die Partei bei der Gewinnung von Nachwuchs in den vergangenen Jahren sehr auf die linksalternative Szene gesetzt – und rutscht nun selbst nach links. Ein Ergebnis dieser Entwicklung ist, dass ein 26-jähriger Student, der sich selbst als Kommunist bezeichnet, als Spitzenkandidat ins Rennen um ein Bundestagsmandat geht. Bei der SPD frohlockt man schon, dass die Linke damit Potsdam schon vor der Wahl aufgegeben habe. Und nun fordert der junge Linken-Kreischef Sascha Krämer mit Anita Tack auch noch eine der Partei-Granden heraus.

Wie alles ausgeht? Fest steht nur, dass viele Querelen Kräfte verschleißen. Dabei ist gerade eine wachsende Stadt wie Potsdam auf handlungsfähige Politiker angewiesen. Auch in der Opposition.

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