
© Andreas Klaer
Potsdamer Sommertipps: Angelika Drescher genießt den Ausblick vom Rechenzentrum
Die beste Badestelle, das leckerste Eis: Potsdamer verraten in der PNN-Serie für die Ferienzeit ihre zehn Tipps für einen tollen Sommer. Heute: Architektin und „Proto Potsdam“-Leiterin Angelika Drescher.
Stand:
1. Wo gibt es das beste Eis?
Das wüsste ich auch gerne.
2. Was ist Ihre liebste Route für einen Spaziergang?
Ein kurzer Walk durch ein dichtes Nebeneinander von Zeitschichten der Baukultur: Start im Innenhof des Landtags (wiederaufgebautes Schloss) beim zweidimensionalen 3D-Modell der Barockkuppel. Dann nehmen wir den Schwenk zum Staudenhof, bzw. zu den bald verschwindenden Überresten eines 1972 hier entstandenen Wohn- und Geschäftshauses, das eine baukulturelle Ausnahmestellung innerhalb der Ost-Moderne einnahm.
Dann am Filmmuseum vorbei (originale barocke Bausubstanz!) erhaschen wir in der zweiten Reihe ein paar Blicke auf den Schaugiebel des ehemaligen Langen Stall, der als Exerzierhaus in Fachwerkbauweise mit 170 Metern 1734 hier gebaut wurde, sowie auf die heute dort sich behauptenden Betonmassen der Baustelle für das entstehende „Kreativquartier“.

© Andreas Klaer
Wir gehen ein Stück weiter, bis rechts die überholungsbedürftige Fassade des Rechenzentrums erscheint – das bisher vor dem Abriss bewahrt wurde und in dem sich in den letzten Jahren eine lebendige soziokulturelle Szene entwickeln konnte. Direkt vor dem Rechenzentrum steht ein Käfig mit goldenem Inhalt, der den Blick nach oben lenkt, und überraschend auf den soeben nach alter Handwerkskunst komplett neu gebauten Kirchturm mit barocken Stuckelementen, die an die Garnisonkirche erinnern, die genau hier als Ruinenrest noch bis in die 50er hinein stand.
Wir beenden den kurzen Gang im Hofeingangsbereich des barocken Ensembles ehemaliges Militärwaisenhaus, das sich gegenüber des Rechenzentrums an der Dortustraße befindet, und können dort die zur 300-Jahr-Feier eingeweihten Stelen zur Geschichte des Ortes bewundern. Von hier aus kann nach Neigung das im Hof befindliche Museum zum Waisenhaus besucht werden, wenn man nicht schon, neugierig geworden, bei dem sich als Experimentalbau zeigender Forschungspavillon neben der Einfahrt stehen bleibt, um dort näher zu erfahren, wie in Brandenburg und Potsdam eine Baukultur der Zukunft aussehen könnte, die auf biobasierte nachwachsende Rohstoffe und zirkuläre Baustoffe zurückgreift.
Mit etwas Glück finden wir Schatten neben der kühlen Lehmwand und können auf den Baumstämmen, die dort als Bänke dienen, ein wenig ausruhen.
3. Wo gehen Sie baden?
Am liebsten an der Badestelle im Heiligen See, wo es ein paar alte Parkbäume gibt, die bisher die Trockenheit noch überleben.
4. Wo und wie geht es am besten aufs Wasser?
Für Auswärtige: Anreise mit der Bahn und Faltboot auf dem Trolli – bequem ebenerdig durch die Einkaufsmeile im Bahnhof gerollt, einmal über die Ampel und über ein paar Treppen direkt ab aufs Wasser.
5. Was ist der perfekte Familienausflug?
Ein Besuch auf dem 2001 entstandenen Bundesgartenschau-Gelände (heute Volkspark) mit den großräumigen und außergewöhnlichen Spiel- und Sportflächen für Jung und Alt!

© Tagesspiegel
6. Auf welches Potsdamer Sommerevent freuen Sie sich?
Am 8. bis 10. August gibt es die Skillweek an der Schaustelle „ProtoPotsdam“, jeden Tag viele Workshops mit Experten, in denen man selbst die Baustoffe der Zukunft erkunden und herstellen kann. Ein dreitägiges Angebot für Erwachsene mit und ohne Vorkenntnisse. Anmelden kann man sich unter www.proto-potsdam.de.
Am 14. September wird auf der Schaustelle die Dauerausstellung zur Bauwende eröffnet, die dort ab diesem Tag für die nächsten Jahre dauerhaft zugänglich sein wird, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.
7. Hitzetag oder Regenwetter: Wo ist es drinnen am schönsten?
Im Rechenzentrum ist es schön kühl, da kann man ruhig mal reinsneaken, oder sich bei Regen hineinretten und – selbst wenn gerade keine Veranstaltung ist – einmal die Treppen und Flure entlangschlendern. Es bieten sich sensationelle Ausblicke in sämtliche Richtungen auf die Stadtlandschaft und man kann an den Wänden den Reichtum der Potsdamer Kreativszene bewundern – Porträts, Plakate, Bilder und Skulpturen oder auch Orientierungsschilder entdecken.
8. Was ist der Geheimtipp für Ihren Potsdam-Besucher?
Im Brandenburg Museum kann man tatsächlich seinen Horizont erweitern von da aus, wo man gerade steht. Kein Körnchen Staub liegt auf der Geschichte, sie ragt bis in unsere Gegenwart. Für alle, die spannende Quereinstiege lieben, empfehle ich die Anmeldung für die „Themenführung Klima“ oder die „Themenführung Migration“.
9. Wo gibt es in Potsdam die volle Packung Romantik?
Ich liebe es, nach Feierabend am stadtseitigen Ufer der Freundschaftsinsel auf einer Parkbank zu chillen und den Anglern am gegenüberliegenden Ufer zuzusehen. Der Reiher lässt sich auf dem Geländer vor mir nieder, wenn man Glück hat, kommen zufällig bekannte Gesichter vorbeigeradelt, auf dem Weg von ihrem Arbeitsplatz im ausgelagerten Rathaus zum Bahnhof, und wir plaudern kurz über unsere eigentlichen Sehnsüchte, die klimarestaurierende Schwammstadt von morgen ...
10. Café, Bar, Restaurant oder Biergarten: Was ist Ihr Gastro-Tipp für den Potsdamer Sommer?
Cafe Hauszwei im freiLand.
- Baustellen
- Brandenburg
- Garnisonkirche Potsdam
- Potsdamer Sommertipps
- Potsdamer Staudenhof
- Wohnen in Potsdam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: