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An Heiligabend Schicht beim Verkehrsbetrieb: Marcus Götze lässt Potsdams Trams und Busse rollen
Marcus Götze ist an Heiligabend Fahrdienstleiter beim Potsdamer Verkehrsbetrieb. Er sorgt für fließenden Verkehr auf allen Linien – und organisiert bei Bedarf Hilfe.
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Der Gong spielt die berühmte Melodie vom „Big Ben“ in London. Wenn er ertönt, wird es für Marcus Götze spannend: Dann läuft irgendetwas nicht ganz so, wie es eigentlich sollte. Eine Fahrerin oder ein Fahrer in Potsdams Bussen oder Straßenbahnen will per Funk Kontakt aufnehmen zu ihm, dem Fahrdienstleiter des Verkehrsbetriebs Potsdam (ViP).
Die Gründe können vielfältig sein: Das reicht von einer gefundenen Handtasche über einen defekten Ticketautomaten oder ungewöhnliche Motorgeräusche bis hin zu blockierten Gleisen oder einem Unfall. „Unsere Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass so viel wie möglich trotzdem fahren kann“, erklärt Marcus Götze.
Der 45-Jährige organisiert Ersatzfahrzeuge, Ersatzfahrer oder Ersatzverkehr, nimmt Kontakt zu Polizei oder Feuerwehr auf, gibt der Werkstatt Bescheid oder beauftragt Firmen. Er kann auch Oberleitungen vorübergehend abschalten, damit der Abschleppdienst gefahrlos helfen kann, wenn ein Auto in die Gleise gefahren ist. Er informiert bei größeren Ausfällen die Fahrgäste über die Anzeigetafeln der Haltestellen, auf der Homepage und über den Kurznachrichtendienst X. Und er sorgt dafür, dass die einschlägigen Smartphone-Apps auf dem aktuellen Stand sind.
Unterstützt wird er von einem Außendienstmitarbeiter, der etwa für Unfallaufnahmen schnell vor Ort sein kann. „Mein fliegendes Auge draußen“, sagt Götze.
Seit 2013 ist Marcus Götze beim Potsdamer Verkehrsbetrieb. Erst fuhr er Straßenbahnen, dann auch Busse. Seit 2019, nach einer Weiterbildung, ist er Fahrdienstleiter. Bis heute fährt der 45-Jährige ab und an auch selbst Schichten mit Bus oder Tram.
An Heiligabend übernimmt Götze um 20 Uhr das Kommando. Dann beginnt für ihn und Außendienstler Frank Marx die Nachtschicht. 4.30 Uhr am ersten Weihnachtsfeiertag ist Feierabend.
Götze arbeitet nicht zum ersten Mal an Weihnachten, erzählt er. Jeder sei mal dran an den Feiertagen. Dieses Jahr habe er mit einem Kollegen mit kleinem Kind getauscht, damit dort nicht die Bescherung verschoben werden muss. Ohne Kind und Partnerin sei er da flexibler, sagt Marcus Götze. Mit dem Patenkind und Freunden feiere er schon am Nachmittag.
Der Heiligabend unterscheide sich, was die Fahrgäste angeht, kaum von einem gewöhnlichen Samstag, so seine Erfahrung. „Wir fahren nicht nur warme Luft durch die Gegend“, scherzt er.
Mit seinem Außendienstkollegen will er zumindest für ein bisschen feierliche Stimmung im Büro sorgen. Ob und wann genau Zeit für eine gemeinsame Pause ist, sei aber wie immer nicht absehbar. Wenn der Gong ertönt, muss Götze reagieren.
Gleich nach Feierabend 4.30 Uhr geht es für ihn zu den Eltern nach Cottbus. Auf den Gänsebraten dort freut er sich schon: „Das ist für mich Weihnachten.“
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