
© Andreas Klaer
Weihnachten auf der Potsdamer Demenzstation: Wie Andrina Eden in der Pflege Dankbarkeit findet
Andrina Eden übernimmt die Weihnachtsschicht im Potsdamer Kursana Domizil. Sie betreut Menschen, die an Demenz leiden. Am meisten freut sie sich auf die Bescherung. 120 Geschenke warten unter dem Baum.
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Heiligabend um 5.45 Uhr morgens beginnt für Andrina Eden die Schicht im Kursana Domizil Pflegeheim in der Potsdamer Heinrich-Mann-Allee. Die Pflegefachkraft wird ihre Arbeitskleidung – die weiße Hose und den weißen Kaftan mit den roten Streifen – anziehen und durch das Treppenhaus in die erste Etage laufen.
Sie wird mit den Kollegen der Nachtschicht kurz besprechen, ob alles in Ordnung war, und dann geht es los: die Pflegehelfer begrüßen, Medikamente und Spritzen vorbereiten, Bewohner versorgen und dabei die Zeit nutzen für ein kleines Gespräch, das Frühstück richten und die Dokumentation führen. Pflegefachkraft zu sein, heißt heutzutage immer mehr auch Zeit am Computer zu verbringen.
Die 56-Jährige hatte die Wahl, ob sie an den Weihnachtsfeiertagen oder Silvester arbeiten möchte. Sie hat sich für Weihnachten entschieden. „Ich arbeite gern zu Weihnachten. Da ist im Haus so eine ruhige und besinnliche Atmosphäre. Der ganze Alltagstrubel mit Arzt- oder Friseurbesuchen und Veranstaltungsangeboten fällt weg.“ Auch die Angehörigen, die zu Besuch kommen, brächten etwas mehr Zeit mit als sonst. Da könne man auch mal etwas miteinander besprechen.
120 Geschenke warten unterm Baum
Dass sie an allen drei Festtagen arbeiten wird, findet sie richtig. „Ich arbeite auf dem Demenzbereich. Für unsere Bewohner ist Kontinuität ganz wichtig. Wenn ich dazu beitragen kann, mache ich das gern.“
Die Potsdamerin ist gelernte Kinderkrankenschwester. Genau wie ihre Mutter. „Ich wollte nie etwas anderes werden und habe mich damals auch von der Mitarbeiterin der Berufsberatung nicht beirren lassen, die meinte, ich bräuchte einen Plan B, falls das nicht klappt“, erinnert sich die große schlanke Frau. Wenn sie sich etwas vornähme, kämpfe sie auch dafür und schaffe es in der Regel auch.
Ich arbeite gern zu Weihnachten. Da ist im Haus so eine ruhige und besinnliche Atmosphäre.
Andrina Eden, Pflegefachkraft
Im Sommer dieses Jahres hatte Eden sich entschlossen, die Arbeit in einer Kita aufzugeben und beruflich noch einmal etwas Neues anzufangen. „Bis ich in ein paar Jahren in Rente gehe, lohnt sich das noch“, ist sie überzeugt. „Wir werden alle einmal älter und hoffen, dass wir dann gut versorgt werden“, begründet sie ihre Wahl für die Arbeit in einem Pflegeheim.
Zum Jahresende ist ihre Probezeit im Kursana vorbei. Das abschließende Gespräch mit der Direktorin hatte sie vor ein paar Tagen. „Ich bleibe hier“, fasst sie das Ergebnis auf ihre Art kurz zusammen. „Die Arbeit mit den Bewohnern macht mir Freude. Jeder demenziell erkrankter Bewohner ist zwar anders und das ist oft eine Herausforderung. Aber ich werde von ihnen mit so viel Dankbarkeit belohnt. Ich kann mir im Moment keine andere Arbeit vorstellen“, sagt Eden.
„Ich würde mich freuen, wenn sich noch mehr Leute für unseren Beruf interessieren würden“, sagt sie. Einfach mal einen Probetag zu machen in einer Einrichtung, um zu schauen, „ist das was für mich“, schlägt sie vor. „Viele schimpfen aus Unkenntnis über die Arbeit in der Pflege“, so Eden nachdenklich. Dabei könne sie sehr erfüllend sein, wenn man mit dem Herzen dabei sei.
Andrina Eden ist genau das. „Ich bin heute besonders gespannt auf die Bescherung für die Bewohner. Das wird sicher sehr schön“, freut sich die Mutter zweier erwachsener Kinder. Am Vormittag treffen sich all die, die das gesundheitlich können, im Speisesaal. Für alle wird es ein Geschenk geben, und zwar genau das, was sie vor Wochen auf ihren Zettel geschrieben und an den Wunschbaum im Foyer angehangen haben.
Mitarbeiter, Angehörige, Leute aus der Nachbarschaft und Passanten, die zufällig am Haus vorbeigekommen sind, haben sich der Wünsche angenommen, Geschenke gekauft und liebevoll verpackt. Fast 120 Päckchen liegen unterm Baum. Vorbereitet und organisiert haben das Edens Kollegen aus der sozialen Betreuung.
Um 14 Uhr, wenn ihre Schicht zu Ende ist, wird sich Andrina Eden auf den Weg nach Hause machen, sich etwas ausruhen und dann mit der Familie einen ruhigen Heiligabend verbringen. Am ersten Weihnachtsfeiertag um 5.45 Uhr startet sie in die nächste Schicht.
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